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Der Wein im Kelch

Aus der September 1926-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ist es denn so schwer zu verstehen, daß, „welchen der Herr liebhat, den züchtigt er”? Sicherlich dürfen wir in Gottes Liebe, selbst wenn uns eine Erfahrung als Züchtigung erscheint, einen Segen, der uns Freude bringt, suchen und finden. Sind wir als Christliche Wissenschafter, wenn wir die an uns herantretenden Fragen zu lösen suchen, immer eingedenk, daß der Irrtum zu überwinden ist, oder werden wir durch ihn so getäuscht, daß wir nur die Prüfung sehen und sogar ärgerlich werden oder grollen, daß sie überhaupt an uns herantrat, und vergessen, daß jedes Kreuz seine Freudenkrone hat? Nachdem einst eine Schülerin der Christlichen Wissenschaft viel Zeit damit zugebracht hatte, daß sie eine Frage, die sie anscheinend fortwährend beschäftigte, zu lösen suchte, entdeckte sie, während sie dem Irrtum entgegentrat, daß sie ihn für eine Last hielt. Sie war durch den Glauben an das Leiden, das ihn zu begleiten schien, so mesmerisiert und niedergedrückt worden, daß sie vergaß, die Erfahrung enthalte etwas Erfreuliches für sie und sei tatsächlich ein Weg des Fortschritts, der zu einem besseren Verständnis der göttlichen Wissenschaft führen werde.

Was würden wir von einem Wanderer denken, für dessen Erquickung wir einen erfrischenden Trunk bereitet haben, wenn er den Becher als Last betrachten, ihn von einer Hand in die andere wechseln, seine ganze Aufmerksamkeit auf den Becher, sein Gewicht, sein Aussehen, seinen Stoff, seine Größe und Form richten und ihn kein einziges Mal an die Lippen führen würde, um zu kosten, damit er sehe, ob sein Inhalt gut, erfrischend und befriedigend sei? Auf Seite 35 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hat Mrs. Eddy den Weinkelch für uns mit folgenden Worten ausgelegt: „Unser Kelch ist das Kreuz. Unser Wein ist die Inspiration der Liebe, der Trunk, den unser Meister trank und seinen Nachfolgern anbefahl”. Was machen wir mit unserem Kelch? Haben wir die Inspiration seines Weins gekostet? Wissen wir, daß sie gut ist? Was für eine Hilfe wäre es doch für uns alle beim Erbringen unseres Beweises, wenn wir immer eingedenk wären, daß unser Segen im Wein, nicht im Kelch oder im Kreuztragen zu finden ist! Allerdings müssen wir den Kelch annehmen und uns mit ihm befassen, um die Inspiration der Liebe, die uns stärken und unser Verständnis beleben wird, zu kosten; doch wenn wir ihn geleert haben, und er keinen Segen mehr für uns enthält, können wir ihn beiseitesetzen; denn er hat seinen Zweck erfüllt. Wie viele von uns sind geneigt, sich zu viel mit dem Kelch zu befassen! Wir kümmern uns zu sehr um seine Größe, seine Form und sein Gewicht und darum, wie wir wohl aussehen mögen, wenn wir ihn halten! Vielleicht fürchten wir, unser Nachbar könnte sehen, daß wir einen Kelch halten, vielleicht fürchten wir sein Mitleid, fürchten, er könnte denken, der Kelch sei uns zu schwer, oder wir fürchten sein Urteil, fürchten, er könnte uns tadeln oder verurteilen, daß wir den Kelch zu lang tragen.

Laßt uns in dem Gedanken frohlocken, daß der uns von der göttlichen Liebe zubereitete Wein uns stärken, erhalten und heilen soll, und halten wir es nicht mehr für seltsam, daß wir unsere Inspiration von der Liebe in uns aufnehmen müssen. Mrs. Eddy sagt in ihrer Botschaft an Die Mutter-Kirche für 1902 (S. 19): „Es ist kein überflüssiger Tropfen in dem Kelch, den uns unser Vater erlaubt”. Dankbarkeit und Demut werden uns helfen, Entmutigung, Stolz oder Eigenwillen zum Schweigen zu bringen, sollten diese Irrtümer auch versuchen, uns von dem Kelch zu trennen. Wie froh sollten wir sein, daß von uns verlangt wird, zu schmecken und zu sehen und zu beweisen, daß unser Gott gut ist! Das durch die Erfahrung gewonnene neue Verständnis von Ihm wird größere Liebe für alle Seine Kinder und ein größeres Maß des Friedens und der Freude bringen, größer als wir bisher gekannt haben. Die Freude wird nicht die einer flüchtigen, gefühlsmäßigen Verzückung sondern vielmehr die ruhige, beständige Freude der Erhöhung und des Vertrauens sein,— die Freude, die man darin findet, daß man Gott und Seine Güte als das All-in-allem versteht. Es ist offenbar, daß sich der Meister der Inspiration seines Kelchs in der stillen Stunde in Gethsemane bewußt war; denn im Evangelium des Lukas lesen wir, daß, nachdem Jesus gebetet hatte: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!”, ihm ein Engel vom Himmel erschien und ihn stärkte.

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