Dem Christlichen Wissenschafter muß das Verlangen, Gott erkennen zu lernen, stets das Höchste sein. Da die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott alles Gute in sich schließt, folgt unfehlbar, daß es außerhalb einer solchen Erkenntnis nichts Wünschenswertes geben kann. Jesus erklärte: „Das ist das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen”. Daher muß der Weg zur Verwirklichung der Gesundheit, der Heiligkeit, des Himmels, der Harmonie der Weg einer solchen Erkenntnis sein. Die Christliche Wissenschaft weist unleugbar den Weg, den alle Menschen, die dieses allbefriedigende Ziel erreichen möchten, gehen müssen.
Doch allzuoft entdecken die Christlichen Wissenschafter, daß sie mit Hiob ausrufen: „Ach daß ich wüßte, wie ich ihn finden und zu seinem Stuhl kommen möchte!” Dies kommt wohl daher, daß sie versuchen, Ihn vom Standpunkt einer materiellen Auffassung der Dinge zu sehen oder Ihn durch ihre verstandesmäßigen Anstrengungen zu finden und sich einbilden, Unwissenheit über Gott beruhe darauf, daß man einen gewissen besonders schwierigen mentalen Gesichtspunkt nicht begreifen könne. Sie versuchen wohl, von einem Punkte aus, der ihnen als schwindelnde metaphysische Höhe vorkommt, nach höherer Erleuchtung auszugreifen. Dann wundern sie sich, warum sie sich als gefallen und gebrochen vorkommen, und allzuoft legen sie ihren Sturz jemand anders zur Last!
Man kann indessen Gott in keiner andern Weise erkennen lernen, als daß man zuerst menschliche Mittel und Wege aufgibt. Ferner ist Bereitwilligkeit, demütig und fleißig nach einem Verständnis des Gottes, der das unendlich Gute ist, zu trachten, notwendig,— durch eine kindliche Bereitwilligkeit, Ihn in der von Ihm verordneten Unterweisung zu finden. Die Menschen haben über das Erkennenlernen Gottes und Seines Christus gesprochen, als ob es ein Segen wäre, der von einem geheimnisvollen weitentfernten Himmel in einer geheimnisvollen unbekannten Weise auf sie niederfallen würde, während er doch unmittelbar zur Verfügung steht, da uns Gott selbst die reiche Offenbarung gegeben hat, wodurch wir Ihn erkennen lernen können.
Als Christliche Wissenschafter haben wir die Tatsache angenommen, daß alle Regeln, nach denen wir Gott und Seinen Christus erkennen lernen können, vollständig in unseren Lehrbüchern niedergelegt sind,— in der Bibel, in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy und in ihren anderen Schriften. In diesen Büchern hat Gott der ganzen Menschheit eine solch vollständige und umfassende Offenbarung Seiner selbst und alles dessen, was Ihm gehört, entfaltet, daß jedermann Ihn unfehlbar erkennen lernen muß, wenn er sich, um diese Erkenntnis zu erlangen, nur an die Bücher wendet. Doch was für eine Menge von Vorwänden versuchen, die Schüler von diesen Brunnen der Offenbarung abzulenken! Wie doch der Widersacher versucht, ihnen einzureden, die Bücher seien entweder zu schwer verständlich, oder sie hätten sich schon zu viel mit ihnen befaßt, oder sie bedürfen einer weiteren Erleuchtung, die sie auf andere Art erlangen werden! Alle diese Vorwände sind ebenso geringfügig wie unecht.
Manchmal hört man Christliche Wissenschafter auch sagen, sie verständen nicht aus diesen Büchern zu lernen. „Lernen” bedeutet nun, den in Betracht kommenden Gegenstand so lang erwägen, überlegen, ernstlich und klar darüber nachdenken, bis sich das Verständnis entfaltet. Man sollte auch stets erkennen, daß der einzige Grund, warum man sich überhaupt mit etwas befaßt, der ist, daß man das Gelernte in die Tat umsetzen kann,— daß man das so gewonnene Wissen anwenden und dadurch beweisen kann, daß man das richtige Verständnis davon hat. Vor allen Dingen haben die Christlichen Wissenschafter Gott, das göttliche Gemüt, immer bei sich, der sie bei ihrem Lernen erleuchtet, indem Er das Wort nach seiner Art Frucht hervorbringen läßt. Das heilige Wort in unseren Lehrbüchern steht immer unter Gottes Gesetz der geistigen, beweisbaren Entfaltung.
Wir alle sind uns daher bewußt, daß wir in der Bibel Gottes Offenbarung Seiner selbst und Seines Christus und in Wissenschaft und Gesundheit die weitere Offenbarung der geistigen Bedeutung der Bibel haben. In „Miscellaneous Writings” (S. 366) sagt uns jedoch Mrs. Eddy, wenn sie von diesen Büchern spricht, daß „es mehr Sichvertiefen erfordert, um zu verstehen und zu beweisen, was sie lehren, als die Lehre der Theologie, der Philosophie und der Physik zu erlernen, weil sie die Wissenschaft mit dem feststehenden Prinzip, der gegebenen Regel und dem unfehlbaren Beweis entfalten und anbieten”.
Wenn wir uns also immer wieder in diese Bücher vertiefen, bis uns jedesmal das klare Licht des Verständnisses aufdämmert; wenn wir jedesmal in unserem Herzen beten, daß wir demütig, ehrfürchtig, hoffnungsvoll auf Gott, die göttliche Liebe, warten, um Seine Offenbarung Seiner selbst durch Sein Wort zu empfangen; wenn wir uns diesen Büchern immer nur mit dem tiefen Verlangen nähern, Gott und Seinen Christus erkennen zu lernen,— und wenn wir gern gehorchen und in die Tat umsetzen, was wir gelernt haben,— wie herrlich wird dann der Beweis des Menschen im Bild und Gleichnis seines Schöpfers sein! Es gibt keinen Christlichen Wissenschafter, der im Beweisen dieser Wissenschaft so unerfahren ist,— auch keinen, der darin so vorgeschritten ist,— daß er an diesem einfachen Verfahren des Gewinnens dieser über alles wünschenswerten Erkenntnis nicht festhalten könnte und müßte. Der Weg ist für alle offen! An unseren Früchten wird man erkennen, wie rasch und wie vollkommen wir auf diesem Wege gehen!
