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Armut überwinden

Aus der November 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Versorgungsfrage beschäftigt einen großen Teil des menschlichen Denkens und der menschlichen Unterhaltung, und sie scheint den Frieden und das Glück, ja sogar die Gesundheit manches Menschen so lang zu beeinflussen, bis sie durch das trostreiche Licht, das das Eindringen in die Christliche Wissenschaft auf sie wirft, gelöst wird. Dieses Eindringen lenkt uns rückhaltlos auf Gott, den Geist, als die Quelle aller wahren Substanz hin und enthüllt uns, daß „er uns gemacht hat—und nicht wir selbst”, und daß Er das, was Er gemacht hat, behütet, versorgt, unterstützt und immerwährend erhält. Wir müssen daher wachsam sein, daß wir uns, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen, nicht in erster Linie auf eine Person, ein Geschäft oder einen menschlichen Umstand, sondern immer unmittelbar auf Gott verlassen, der für die zur Befriedigung dieser Bedürfnisse geeigneten Mittel und Wege sorgt, wodurch das Gute, das Er für Seine ganze Schöpfung vorgesehen hat, erreichbar wird.

Gott hat uns alle gleich gemacht, d.h., daß Er „die Person nicht ansieht”, wie die Schrift sagt; und unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy erklärt in ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 13): „Liebe ist unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben”. Alle werden daher als Seine geliebten Kinder in gleichem Maße gesegnet und nehmen in gleichem Maße an Seiner Wohltätigkeit teil. Nur menschliche Meinung, falsche Gottesgelehrtheit, Unwissenheit, Irrtum und Furcht möchten es anders erscheinen lassen. Wir sollten uns also nicht schämen, wenn wir, wie man zu sagen pflegt, anscheinend arm geboren sind. Wir sind für Zustände, die wir nicht geschaffen haben, nicht verantwortlich; aber dafür sind wir verantwortlich, was wir aus diesen Zuständen machen. Sehr viele sind mit kärglichem Lebensunterhalt in diese Welt hinausgetreten, und man kann überall beobachten, daß viele nicht sehr weit über diesen Zustand hinausgekommen sind. Es ist jedoch erfreulich, von solchen zu hören, die sich dadurch über widrige Umstände und Hindernisse erhoben haben, daß sie das Gute beanspruchten, das Gott für diejenigen, die Ihn lieben, bereitet hat.

Verarmung ist also in erster Linie ein Gedankenzustand, der vielen Scheinursachen zugeschrieben werden kann. Manchmal ist es der verborgene, fast nicht erklärbare Glaube, für arm gelten bedeute, in Gottes Augen Gnade finden,—ein Glaube, daß Armut die Geistigkeit erhöhe! Vielleicht ist auch als Folge von langer Krankheit ein Sinn von Mangel vorhanden. Die Gewohnheit, für statt gegen die Armut zu reden, trägt ebenfalls zu diesem Zustande bei, wie es auch Trägheit und Gleichgültigkeit tun. Außerdem tragen verschiedene Gedankenzustände zur Verlängerung des Armutssinnes bei, Gedankenzustände wie Furcht vor dem Ausgreifen nach besseren und lieblicheren Dingen, Mangel an Weisheit, Mangel an Treue und Vorsicht, Mangel an Dankbarkeit, Mangel an Liebe; doch sie alle können überwunden werden und werden überwunden durch das Lernen und Anwenden der Regeln der Christlichen Wissenschaft.

Betrachten wir nun diese Scheinursachen der Armut im Lichte des geistigen Verständnisses, das die Christliche Wissenschaft gibt, und sehen wir, was aus ihnen wird! Nehmen wir den Glauben, daß Armut und Gerechtigkeit untrennbar seien! Der Meister sagte nicht, ein Reicher könne nicht in das Himmelreich kommen, obgleich es wahrscheinlich für „die, so ihr Vertrauen auf Reichtum setzen”, schwerer ist. Jesus gab nie zu verstehen, daß in der Armut eine besondere Tugend liege. Er selbst hatte alles, was er brauchte. Während es wohl wahr ist, daß ein Sinn von Mangel uns manchmal rückhaltloser auf die Betrachtung geistiger Substanz hinlenkt, ist er andererseits oft geneigt, Unzufriedenheit, Krittelei, Gereiztheit und Eifersucht zu erregen, wogegen Reichtum, richtig erlangt und angewandt, zur Ehre Gottes genossen werden kann.

Durch die göttlich eingegebenen Schriften unserer Führerin lernen wir erkennen, daß Krankheit keine Notwendigkeit ist, weil sie weder von Gott geschaffen noch von Gott geschickt ist. Daher machen wir uns an die Arbeit, diesen falschen Anspruch, dem wir uns vielleicht lange Zeit unterworfen haben, zu zerstören. Ist dieser Anspruch zurückgewiesen, so ist die dadurch verursachte Verarmung bald überwunden. Dann sind wir für ein volleres besseres Leben bereit und fähiger, auf dem von Gott gewiesenen Wege vorwärts zu gehen. Jesus sagte: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen”.

Es ist gewiß keine Verherrlichung unseres Schöpfers, wenn wir für den Mangel eintreten, indem wir die Ansprüche der materiellen Sinne zugeben und ihr Zeugnis als wirklich und unwandelbar annehmen. Möge jeder, der gewohnt ist, dies zu tun, über die im 14. und 15. Kapitel des Evangeliums des Matthäus erzählte Vermehrung der Brote und Fische nachdenken, und er wird eine wunderbare Lehre daraus ziehen. Diese Geschichten lehren, daß der größere Beweis der Versorgung erbracht wurde, als die kleinere Zahl der Brote und Fische sichtbar zur Verfügung stand. Dies sollte uns zeigen, wie töricht und falsch es ist, wenn wir uns durch das Zeugnis der körperlichen Sinne begrenzen lassen, anstatt wie der Meister das Denken über ein solches Zeugnis zum Himmel (zur Harmonie) zu erheben.

Die uns im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch und in den anderen anerkannten christlich-wissenschaftlichen Schriften geoffenbarten herrlichen Wahrheiten überwinden Gleichgültigkeit und spornen uns an, uns zu erheben und vorwärts zu gehen—tätig zu sein. In ihrem schönen Aufsatze mit der Überschrift „Fidelity” in „Miscellaneous Writings” (S. 340) sagt Mrs. Eddy: „Sei tätig, und dein Erfolg, wenn auch noch so langsam, ist sicher”. Sind wir daher auf die rechte Art und mit rechten Beweggründen tätig, so müssen wir unfehlbar erfolgreich sein, und eine entschiedene Besserung in unseren Angelegenheiten wird gewiß eintreten. Der Psalmist sagt von einem solchen: „Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht; und was er macht, das gerät wohl”.

Und warum sollten wir uns fürchten, nach besseren Dingen auszugreifen, wenn doch der Meister sagte: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben”, und wenn Paulus in seinem Briefe an Timotheus sagt, daß Gott es ist, „der uns dargibt reichlich, allerlei zu genießen”? Warum sollten wir diese Aussprüche nicht verstehen lernen, warum sollten wir nicht ausgreifen und unser Erbe als die Kinder Gottes beanspruchen und das Gute und Liebliche genießen, das Gott bereit ist, uns zu verleihen?

Die Christliche Wissenschaft wiederholt den Rat des Jakobus: „So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte Gott, der da gibt einfältig jedermann und rücket’s niemand auf”. Das Betätigen dieses wissenschaftlichen Christentums vergrößert unsere Erkenntnis und verleiht uns Weisheit, Voraussicht und Verständnis, die bisher schlummernd oder unbekannt waren. Auch befähigt es uns, die Forderung Gottes zu erfüllen, wie sie von unserer Führerin im Handbuch Der Mutter-Kirche (S. 77) dargelegt ist, wo sie sagt: „Gott fordert, daß Weisheit, Sparsamkeit und brüderliche Liebe alle Handlungen der Mitglieder Der Mutter-Kirche kennzeichnen”. Da Gott der Allweise ist, können wir beweisen, daß der Mensch Weisheit widerspiegelt; denn der Mensch ist der Ausdruck Gottes.

Mangel an Dankbarkeit ist ein großes Hindernis bei unseren Bestrebungen, uns über den Armutssinn zu erheben. Den Geist der Dankbarkeit muß man das ganze Bewußtsein durchdringen lassen, bis man immer etwas sehen kann, wofür man dankbar sein kann. Einige Schüler begannen dankbar zu sein für jede Kleinigkeit, die ihnen in kleinstem Maße Trost, Schutz, Freude und Harmonie gewährte. Und in kurzer Zeit zeigte sich eine bestimmte Änderung in ihrer Umgebung, und sie bewohnten ein bequemeres und schöneres Heim als je zuvor.

Dankbar sein für das, was wir haben, bedeutet auch, den besten Nutzen aus dem ziehen, was wir haben. Haben wir nicht schon Leute fast soviel verschwenden sehen, daß man eine andere Familie hätte damit erhalten können? Was für eine Zurechtweisung der Übertreibung und der Verschwendung war Jesu Bitte an seine Jünger, die Brocken zu sammeln, die übriggeblieben waren, nachdem er das Volk gespeist hatte! Weder Zeit, Mühe noch Unkosten beanspruchte dieser bemerkenswerte Beweis; dennoch war Jesus nicht achtlos gegen das Übriggebliebene—selbst die Brocken wurden gesammelt, damit sie einem guten Zweck dienen konnten. So oft hören wir diejenigen, die sehr verschwenderisch sind, jammern: „Schwere Zeiten!” Sie haben das, was sie haben, nicht aufs beste ausgenützt. Hätten sie es getan, so wären sie jetzt nicht so sehr in Sorge und hätten nicht so viel zu kämpfen. Kümmern wir uns zuerst um das Wesentliche, so wird für alles Unwesentliche zur rechten Zeit gesorgt werden, und wir brauchen uns um ihre Erlangung wegen des Mangels, den unsere Gier, zuerst zu erlangen, was wir wollen statt was wir brauchen, hervorgerufen hat, nicht zu ängstigen.

In der Bibel lesen wir, daß „die Liebe des Gesetzes Erfüllung” ist. Wie wahr es doch ist, daß wir, wenn wir genug Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen haben, nicht lang in der Knechtschaft der erwähnten armutbrütenden Gedanken sind! Denn Liebe ist ehrlich, freundlich, selbstlos, weise, tätig und gehorsam. Armut ist für den Menschen von Gott ebensowenig vorgesehen wie Krankheit, Sünde und Tod. Die göttliche Liebe, der „die Erde ... und was darinnen ist”, gehört, hat den Kindern Gottes mehr gegeben, als sie erbitten oder sich denken können, und es ist unser Vorrecht, unser Erbe zu beanspruchen und alle fleischlichen Annahmen und Irrtümer, die uns diese herrliche Tatsache verbergen möchten, zu überwinden, auszutreiben und niederzutreten. So gelangen wir zu einer völligeren Erkenntnis dessen, was Jesus meinte, als er sagte: „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!”


Glaubet an das Licht, dieweil ihr’s habt, auf daß ihr des Lichtes Kinder seid.—Johannes 12:36.

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