Paulus, der Apostel der Heiden, war immer bestrebt, sowohl seine Zuhörer als auch die Leser seiner Briefe von dem tiefen Ernst des Zwecks zu überzeugen, den er damit verfolgte, daß er es unternahm, die Lehren seines Herrn und Meisters Jesus des Christus in die Herzen der Menschen zu pflanzen. So durchdrungen war er von dem Geiste des Christus, daß er zu allen Zeiten, gelegenen und ungelegenen, bestrebt war, die Botschaft vom ewigen Heil allen, die bereit waren, sie zu empfangen, zu bringen. So fest überzeugt war er, die „köstliche Perle” gefunden zu haben, daß der Gedanke, jemand könne an seiner Aufrichtigkeit zweifeln, ihm unerträglich war.
Auf dieses in allen Briefen des Paulus bekundete tiefe Verlangen zu überzeugen ist im 1. Kapitel des 2. Briefs an die Christen in Korinth besonderer Nachdruck gelegt. Eifrig darum besorgt, daß seine Botschaften bekräftigend und bejahend sein sollten, schrieb er: „Aber, o ein treuer Gott, daß unser Wort an euch nicht Ja und Nein gewesen ist”. Und später fügte er hinzu: „Denn alle Gottesverheißungen sind Ja in ihm und sind Amen in ihm, Gott zu Lobe durch uns”. Ein neuzeitlicher Übersetzer macht diese Stelle folgendermaßen etwas klarer: „Das göttliche, Ja‘ ertönte schließlich durch ihn [Christus Jesus]; denn in ihm ist das, Ja‘, das alle Gottesverheißungen bekräftigt”. Der Apostel erblickte in Christus Jesus, sowohl in seinen Lehren als auch in seinem Leben, die Erfüllung aller Verheißungen, die Verwirklichung aller Erwartung durch seine göttliche Bekräftigung der geistigen Wahrheit. Christus Jesus war der Beweis, das göttliche „Ja”, das die Kraft, die Gegenwart und die Anwendbarkeit Gottes bekundete. Als Christliche Wissenschafter sind wir wie Paulus verpflichtet, die göttliche Bekräftigung in den von Christus Jesus vollbrachten Werken und in denjenigen zu finden, die durch ein erneuertes Verständnis der Kraft des Christus, der Wahrheit, das eingefleischte Böse zu zerstören, heute wiederum vollbracht werden.
Bei dieser Arbeit der Bekräftigung der göttlichen Gegenwart sollten wir nicht weniger zuversichtlich sein als der große Apostel. Die Beweise haben sich durch die Jahrhunderte hindurch so gehäuft, daß wir jetzt zahlreiche Beweise der Anwendbarkeit der göttlichen Kraft, weltlichen Glauben jeder Art zu zerstören, haben. Wir wissen, wie der Quäkerdichter sang,
„Daß alles Gute der Vergangenheit
Bleibt, um uns heute zu erfreuen”.
Wird, da dies wahr ist, nicht mit jedem neuen Geschlechte, dem die wunderbare Kraft der Liebe, falsche Annahmen zu zerstören, geoffenbart worden ist, die Verantwortung größer? Wie Paulus sollten auch wir unbedingt wissen, wovon wir reden, überzeugt, daß der Christus in dem Nazarener geoffenbart wurde, und wie er sollten wir unsern Glauben nicht nur bekräftigen sondern durch unsere Werke auch beweisen. Unser Leben sollte das nachdrücklichste „Ja”, die Bekräftigung der gegenwärtigen Vollkommenheit des Menschen als des Kindes Gottes sein.
Jeder Beweis der Macht des Guten über die Annahmen des Bösen ist ein weiterer Beweis der göttlichen Gegenwart bei der Erfüllung der in der Heiligen Schrift dargelegten Verheißungen Gottes. „Wenn mein Volk sich demütigt, das nach meinem Namen genannt ist, daß sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren werden: so will ich vom Himmel hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen”. So kamen die Verheißungen Gottes zu Salomo, und ähnlich lauten viele Verheißungen, die die erleuchteten Propheten von Gott empfingen. Christus Jesus erfüllte diese Worte der Prophezeiung, und die Christlichen Wissenschafter vermehren heute durch ihre Heilarbeiten ebenfalls die vielen Beweise.
Die Sterblichen sind geneigt, bei jeder Aufgabe, die sie unternehmen, zu schwanken, so daß ihr Lebenslauf viele Abweichungen vom geraden Wege aufweist, der von fleischlichen Annahmen zum geistigen Verständnis führt. Die „Nein” des Lebens, d. h. die darob gehegten verneinenden Annahmen und Befürchtungen scheinen gegen die bejahenden, die „Ja”, die wahren Fortschritt bezeichnen, schwer ins Gewicht zu fallen. Das Zeugnis des körperlichen Sinnes wird für wirklich gehalten, und infolgedessen blendet das Zeitliche und Unwirkliche unser Erkennen, einen Vorhang, der das Licht der Wahrheit versperrt, vor unsere Augen ziehend. So scheinen die „Nein”, das Verneinende, zu siegen. Laßt uns aber immer wissen, daß wir den besten Grund haben, unser Leugnen in Bekräftigen umzuändern, vom Nein zum Ja, vom verneinenden Sinn zum bejahenden Bekräftigen überzugehen! Warum? Weil das Bejahende allein wahr ist. Das Verneinende ist nur Schein, das Trachten des Bösen, uns durch seine verlockenden Ansprüche zu mesmerisieren.
Wie überzeugend doch Mrs. Eddy den Gegensatz zwischen den bejahenden und verneinenden Kräften darlegt! Auf Seite 173 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt sie: „Weder die Substanz noch die Offenbarwerdung des Geistes ist durch die Materie erreichbar. Geist ist positiv. Die Materie ist das Gegenteil vom Geist, die Abwesenheit des Geistes”. Und im Schlußsatz des Abschnitts zeigt sie, wie unmöglich es dem Bejahenden ist, im Verneinenden seinen Ausdruck zu finden: „Wenn der positive Geist durch einen negativen Zustand hindurchgehen müßte, so würde dies die Zerstörung des Geistes sein”. Mit diesen Worten begründete unsere Führerin über den geringsten Zweifel hinaus die Wirklichkeit des Bejahenden, d.h. des Geistes. Da sich überdies die Wahrheit und der Irrtum, d.h. der Geist und das Fleisch, nie vermischen, so kann wegen einer scheinbaren Einheit zwischen diesen beiden Gegensätzen keine Verwirrung entstehen. Das Bejahende und Bekräftigende, d.h. die Wahrheit, wird mit dem Irrtümlichen, dem Verneinenden und Unwirklichen, nie vermengt.
Die Sterblichen, die gewohnt sind, weltlich zu denken, das Leben und die Erkenntniskraft als weltlich anzusehen, wohnen in finsterer Verneinung. Diese Finsternis ist von irrigen Annahmen, von denen viele Trübsal und Elend im Gefolge haben, gedrängt voll. Dies sind die Verneinungen, die „Nein”, der menschlichen Erfahrung, die unmittelbar oder durch stillschweigendes Zugestehen das geistige Dasein leugnen. Die Christliche Wissenschaft, die die beständige Gegenwart des Guten darbietet, lehrt uns nicht nur, wieviel lieblicher der Sonnenschein der Wohltätigkeit Gottes als der finstere Schatten der Verneinung ist, sondern führt uns auch in das Licht des vollkommenen Tages hinein. Verneinung weicht der Bekräftigung, dem bejahenden Verständnis, daß die Idee Gottes harmonisch und vollkommen ist und immer so gewesen ist, indem sie nur an den göttlichen Eigenschaften teilnimmt.
Das „Ja” der unbedingten Zuversicht, daß bei dem Kinde Gottes alles wohl ist, verdrängt das „Nein” des weltlichen Scheins. „Bejahende und gebietende Gedanken”, schreibt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 288), „sollten auf die Wage Gottes gelegt und durch die geistige Liebe gewogen und nicht zu leicht erfunden werden, ehe sie in die Tat umgesetzt werden”. Diese Probe sollten unsere Bejahungen bestehen, ehe sie als Wahrheit verkündigt werden. Wie weise uns doch unsere Führerin zu gerechtem Handeln führt! Nicht Eigenwille, nicht menschliche Meinungen, so bejahend sie auch scheinen mögen, sind unsere rechten Führer, vielmehr werden wir durch die geistigen Ideen geführt, die, wenn in der Wage der göttlichen Liebe gewogen und an dem Prüfstein der Wahrheit erprobt, als echt erfunden werden. Dies sind die Bekräftigungen, die wir erklären und ohne Zaudern aufrechterhalten können; denn sie kommen von Gott. Paulus wußte, daß nur das Geistige wahr ist, daher sein mächtiger Aufruf, ihn um seiner bejahenden Erklärungen willen anzunehmen,—um einer gebührenden Anerkennung der Wichtigkeit seines „Ja” willen, das mit Kraft ausgestattet war, weil es mit Verständnis gesprochen wurde.
