Jeder gewissenhafte Schüler der Christlichen Wissenschaft weiß, daß es nur einen Weg gibt, auf dem ein fortschrittliches Gottesverständnis erlangt werden kann, den Weg der Hingebung. Schon wenn man beginnt, sich mit der Lehre der Christlichen Wissenschaft zu befassen, kann man große geistige Erleuchtung empfangen,—groß, d.h. im Gegensatz zu seiner früheren fleischlichen Finsternis,—und eine Heilung kann die Folge sein. Aber wie kurz ist an diesem Punkte die Strecke, die auf der ewigen Straße zurückgelegt worden ist! Gott ist unendlich. Das Weltall Seines Schaffens, das geistige Weltall, ist unendlich. Gott und Seine Schöpfung vollständig verstehen, erfordert daher die Ewigkeit, nach den Worten der Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 3): „Gott verstehen ist das Werk der Ewigkeit und erfordert absolute Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens”.
Die Worte der Mrs. Eddy sind nun wahr, und man kann ihnen nicht ausweichen. Die Forderung einer „absoluten Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens” von denen, die Gott verstehen wollen, ist in der Tat umfassend, so umfassend, daß sie wenig oder keine Zeit für etwas anderes übrig läßt. Fühlt aber der Christliche Wissenschafter, der sich dem Studium und der Ausübung der Christlichen Wissenschaft widmet, nicht, daß er, wenn er von ganzem Herzen verlangt, immer mehr von Gott zu wissen, indem er, dies vor Augen behaltend, beständig betet, und wenn er über die Dinge, die dem Geiste angehören, ernstlich nachdenkt, nachdem er von ihnen gehört hat,—fühlt ein solcher Christlicher Wissenschafter nicht, daß er sein Leben göttlichen Bestrebungen weiht, und daß er sozusagen seine ganze Zeit für die Christliche Wissenschaft hingibt? Alle Christlichen Wissenschafter haben dieselbe Aufgabe, nämlich Gott besser zu verstehen und ihr wachsendes Verständnis im Überwinden des falschen materiellen Glaubens—der Welt, des Fleisches, alles Bösen—zu beweisen. Niemand kann einem andern vorschreiben und ihm genau sagen, wie er handeln soll; jeder muß für sich selbst entscheiden. Aber dies ist gewiß, daß sich alle sehr bestimmt entscheiden müssen, sich Zeit zu nehmen, um die christlich-wissenschaftlichen Lehrbücher—die Bibel und die Schriften der Mrs. Eddy—zu studieren. Alle müssen zu diesen Büchern beständig ihre Zuflucht nehmen; denn sie enthalten das Wort Gottes, das, wenn verstanden, das Wesen Gottes und des Menschen und auch des geistigen Gesetzes offenbart, und Gehorsam gegen dieses Gesetz verbürgt uns den Sieg über die Weltlichkeit.
Und das Lernen muß vom Betätigen begleitet sein, vom Ausüben des Heilens der Kranken und der Sünder. Hat nicht jeder Christliche Wissenschafter diese Verpflichtung? Was dächte man von jemand, der die Regeln des Zusammenzählens, Abziehens, Vervielfachens und Teilens kennte, sie aber nicht anwendete? Man lernt diese Regeln, um sie beim Lösen von Rechenaufgaben anzuwenden. In ähnlicher Weise lernt man die Regeln der Christlichen Wissenschaft, um die an einen herantretenden sittlichen und Gesundheitsfragen lösen zu können. Um nun imstande zu sein, dies wirksam zu tun, ist „Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens” unbedingt notwendig. Man kann mit der Christlichen Wissenschaft nicht wie ein Kind mit einem Spielzeug spielen und erwarten, daß man im geistigen Verständnis fortschreite, man kann bei der Anwendung des erlangten geistigen Verständnisses nicht anders als hingebungsvoll sein und erwarten, bei der Heilarbeit erfolgreich zu sein. Denn „das Gute fordert”, wie es in Wissenschaft und Gesundheit (S. 261 und 262) heißt, „vom Menschen, daß er zu jeder Stunde das Problem des Seins ausarbeite”.
Fraglos fordert die christlich-wissenschaftliche Bewegung heute, ja, gerade zu dieser Stunde, ein viel größeres Maß von Hingebung an das Lernen und Ausüben der Wissenschaft des Geistes als ihre Mitglieder ihr je zuvor gewidmet haben. Denken wir an die Nöte der Welt,—an ihre Krankheit, ihre Sünde, ihren Kummer, ihr Leiden, ihren Glauben an die Wirklichkeit des Todes! Wir wissen, daß nur das Verständnis Gottes und des Menschen, das die Christliche Wissenschaft bringt, die Welt heilen kann. Was dann? Können wir sagen, daß wir unsern Teil von ganzem Herzen, liebevoll, hingebungsvoll tun? Jeder Christliche Wissenschafter sollte diese Frage an sich richten. Man läßt sich durch die Verlockungen der Welt so leicht betören: ihre Annehmlichkeiten können so wohltuend, ihre Üppigkeiten so leicht erreichbar, ihre sinnlichen Freuden so verführerisch sein. Sind wir wachsam genug? Wir müssen uns wohl das freundliche Lächeln bewahren, unsere Freude lebendig erhalten, uns immer glücklich fühlen; doch wir müssen beständig auf der Hut sein, damit uns der Mesmerismus des persönlichen Sinnes nicht irreführt.
Sind wir je im Zweifel, wie unsere verehrte Führerin über die Frage der Hingebung an die Arbeit der Christlichen Wissenschaft dachte, so sollten wir die Bemerkungen lesen, die sie an einem gewissen 4. Juli bei den Sonntagsgottesdiensten machte, und die auf Seite 176 und 177 in „Miscellaneous Writings” zu lesen sind. Wie ernst sie sich doch auf unsere Gelegenheiten und Verantwortlichkeiten und auf die gebieterische Art der an uns alle ergehenden Aufforderung Gottes bezieht! Im letzten Abschnitt lesen wir folgende aus großer Liebe zu den Menschen und mit großem Eifer für das Heil der ganzen Welt geäußerten Worte: „Wollt ihr euch ganz und unwiderruflich der großen Arbeit der Aufrichtung der Wahrheit, des Evangeliums und der Wissenschaft hingeben, die zur Errettung der Welt von Irrtum, Sünde, Krankheit und Tod notwendig sind? Antwortet sofort und anwendbar und antwortet richtig!” Wir erinnern uns der Worte des Petrus und freuen uns: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht”.
