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Freude

Aus der November 1927-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Christlichen Wissenschaft ist Freude ein Ergebnis des Glaubens und eine Hilfe beim Heilen. „Sei getrost” ist ein Ausspruch, den der große Arzt häufig anwandte. In einem Lieblingsliede heißt es: „Des Morgens ist Freude”. Wir brauchen aber nicht bis zum Morgen zu warten, um Freude zu finden; denn sie ist nie fern. In seiner Anrufung Gottes singt der Psalmist: „Vor dir ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu deiner Rechten ewiglich”. Die Christliche Wissenschaft bestätigt, daß Gott Substanz ist, und die Heilige Schrift erklärt, daß „der Glaube die Substanz der Dinge ist, die man erhoffet” (engl. Bibel). Da also Freude die Folge des Glaubens ist, so ist ihre geistige Abstammung nicht mutmaßlich sondern beweisbar.

Freue dich immer! Es ist ein Irrtum, Freude auf besondere Umstände oder Dinge zu beschränken. Für den, der sich freuen kann, selbst wenn die Dinge fehlschlagen, werden sie bald richtig verlaufen. Wie Finsternis und Leid gehen Licht und Freude Hand in Hand. Wie aber das Licht die Finsternis vertreibt, so vertreibt die Freude das Leid. Beide können nicht gleichzeitig am gleichen Orte sein. Das Leid, und was damit zusammenhängt, hat keine Stätte im Reiche des Guten, wo Freude die Fülle ist. Im Himmel gibt es keine Tränen; denn „alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung”, wie Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 468) sagt.

Freude ist aber nicht bloß eine Wirkung, man kann sie auch eine Ursache nennen. Sie ist nicht nur das Ergebnis harmonischer Zustände, sondern sie bringt diese auch hervor. Sie ist eine mächtige Wiederherstellerin. Von einem Freunde sagen: „Er ist glücklich, weil es ihm gut geht”, kann eine falsche Meinung von ihm hervorrufen; denn vielleicht geht es ihm gut, weil er glücklich ist. Freude muß eingeladen, gepflegt und geschützt werden; aber sie wartet immer auf eine Gelegenheit, zu dir zu kommen, auf einen Wink von dir, daß sie willkommen sei. Arbeite für sie! Sie belohnt es besser als Leid, Eigennutz und Sünde zusammen. Der Himmel wird gewöhnlich als einen Ort geschildert, wo Freude herrscht und die Engel singen. Aber die Engel singen keine Trauerlieder—die Gedanken, die von Gott zum Menschen kommen, sind in Leichtigkeit und Heiterkeit gekleidet. Ihre Fittiche sind von Freude, nicht von Federn. Sie schwingen sich empor; sie können aber auch zu uns herniederkommen. Wohin richten wir den Blick nach ihnen? Hinunter? Nie! Vor uns hin? Zuweilen! Empor? Immer! Das Gute erkennen, ist immer erhebend, erhaltend und aufbauend. Blicke vorwärts und aufwärts nach dem Guten, das von oben herabkommt, „von dem Vater des Lichts, bei welchem ist keine Veränderung noch Wechsel des Lichts und der Finsternis”! Das Vieh blickt zur Erde nieder; die Menschen blicken zum Himmel empor.

Lächle oft—das Lächeln ist die Sprache der Freude, das Sinnbild des Glücklichseins; doch siehe immer zu, daß dein Lächeln nicht bloß an der Oberfläche ist. Wenn es echt ist und von Herzen kommt, ist es das an der Außentür angebrachte Schild mit der Aufschrift: „Komm herein, die Freude ist zu Hause und möchte dich sehen”. Jemand, der lächelt, nur um auf seine Umgebung Eindruck zu machen, sollte man lieber meiden. Ein oberflächliches Lächeln, das dünnem Eise auf einem stillen Teiche gleicht, kann einladend aussehen—doch verlasse nicht das Ufer! Wer oft lächelt, wenn er allein—allein mit Gott—ist, weiß, daß Gott die Liebe ist, und Gott weiß, daß er es weiß. Wenn es dir zur Gewohnheit wird, für dich zu lächeln, wenn niemand zugegen ist, wenn du über Gott nachdenkst, wirst du bald die Gabe haben, einem andern seine Last zu erleichtern, ohne ein Wort zu sprechen. Das Lächeln, das heilt, ist das Lächeln, das leuchtet, wenn Liebe auf den Knopf drückt. Es kündigt die dauernde Nähe jenes Verständnisses der göttlichen Liebe an, das die Kranken heilt, die Sünder umwandelt und die Leidtragenden tröstet.

Durch unsichtbar wirkende belebende Kräfte bringt die Christliche Wissenschaft Freude hervor, geradeso wie der Frühling Blumen hervorbringt. Sollte ihre Entfaltung langsam scheinen, so kann sie leicht freudig gemacht werden; denn ihr Studium ist durch keinen trüben Glaubenssatz und durch kein schwerfälliges Kirchenwesen gehemmt. Sie hat keine festgesetzten Gebetstunden, sie erlegt keine fruchtlosen Opfer oder niederdrückenden Bußen auf, sie erhebt keine Zehnten und keine Zölle, sie erläßt keine weltlichen willkürlichen Verordnungen für das häusliche, das staatliche oder das Handelsleben. Mit der sie kennzeichnenden Weisheit hat es ihre Entdeckerin und Gründerin Mary Baker Eddy jedem überlassen, für sich zu entscheiden, wie er seine Übereinstimmung mit dem erhebenden Einfluß, der durch das Annehmen und Anwenden der Lehren der Christlichen Wissenschaft in sein Leben gekommen ist, äußerlich bekunden will. Sie wußte, daß mit der Umwandlung des Charakters unwillkürlich die Berichtigung des Benehmens kommt.

Zuweilen gibt jedoch Mrs. Eddy dem Denken ihrer Nachfolger eine bestimmte Richtung. Sie gibt ihnen z.B. ein kurzes Gebet für den täglichen Gebrauch, ein Gebet, das ansprechend in seiner Einfachheit, eindrucksvoll in seiner Uneigennützigkeit und inhaltsreich in seiner Allumfassendheit ist. Es entspricht dem, wie unsere Führerin den Inhalt des Gebets der Liebe darstellt, wenn sie auf Seite 39 in „No and Yes” schreibt: „Wahrhaft beten heißt nicht Gott um Liebe bitten; es heißt lieben lernen und alle Menschen in eine Liebe einschließen”. Es beginnt mit einer Zeile des Gebets des Herrn und schließt mit einer Bitte für alle Menschen. Es steht im Abschnitt 4 des Artikels VIII des Handbuchs und lautet: „Es ist die Pflicht eines jeden Mitglieds dieser Kirche, täglich zu beten:, Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!”

Mit den Worten: „Es ist die Pflicht” legt unsere Führerin jedem Mitglied ihrer Kirche die Pflicht auf, sich täglich mit der Bitte um Aufrichtung der Herrschaft der ewigen Eintracht in jedem einzelnen Bewußtsein an das göttliche Gemüt zu wenden. Diese tägliche Obliegenheit ist eine bindende Pflicht, aber keine lästige; denn ihre Bänder reiben nicht, ihre Ausdrücke schränken nicht ein, ihre Bedingungen üben keinen Zwang aus. Sie übermittelt im Gegenteil ein Gefühl der Gelassenheit und Ruhe, das die bewußte Nähe der Quelle alles Guten begleitet; sie spendet die Freiheit, die von der Liebe, der Befreierin, unzertrennlich ist; sie teilt die völlige Zuversicht mit, die aus der Immergegenwärtigkeit der Wahrheit hervorgeht; sie enthält nicht das Geringste, was ein ernster Christlicher Wissenschafter, sei er Mitglied Der Mutter-Kirche oder nicht, mißbilligen könnte. Und geht ein einziger Tag vorüber, ohne daß jedes Mitglied auf die hier verordnete Art betet, so geschieht es aus Vergeßlichkeit, Unwissenheit, Nachlässigkeit, drei kostspieligen Fehlern, deren Beherbergung sich keiner von uns leisten kann. Es lohnt sich, sich zur Gewohnheit zu machen, dieses Gebet regelmäßig morgens beim Aufstehen zu beten. Es hilft bevorstehende Ereignisse harmonisch gestalten und bewirkt Voraussicht, Vertrauen und die Fähigkeit, alles, was zu tun ist, auf die beste Art zu tun. Es gewährt einen freudigen Anstrich, der dem ganzen Tag Farbe und Glanz verleiht.

Wer dieses Gebet der Freude am Abend betet, kann die Wahrheit der Worte Salomos bezeugen, die sich für so viele als unfehlbare Verordnung gegen Schlaflosigkeit erwiesen haben: „Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süß schlafen”. Es ist auch guter Grund vorhanden, daß dieses tägliche Gebet der Bereicherung ebenso gut mittags wie am frühen Morgen oder in der ruhigen Nacht angewandt werden sollte. Ja, es paßt für jede Gelegenheit, jede Stunde und jeden Umstand, und es hinterläßt jeden Zustand besser, als er vorher war.

Es kann leicht gelernt und leicht im Gedächtnis behalten werden, und wenn es der Westentaschenbegleiter jedes Christen, was auch sein besonderer Glaube sei, werden sollte, wieviel weniger Reibung und wieviel mehr Eintracht würde das Geschäfts-, das Berufsund das gesellschaftliche Leben kennzeichnen! Bedenken wir doch, was es z.B. für die Handelswelt bedeuten würde, wenn die Aufsichtsräte aller großen und kleinen Gesellschaften ihre Sitzungen regelmäßig mit diesem Gebet aus dem Handbuch eröffneten, wie es der Vorstand Der Mutter-Kirche seit Jahren tut! Den Zunamen „seelenlose Gesellschaft” würde man in der Geschäftswelt nicht mehr hören, auch würde er nicht mehr verdient werden. Führen wir das Bild etwas weiter aus und nehmen wir an, jeder Angestellte dieser Gesellschaften spräche dieses Gebet täglich mit tiefgefühltem Verlangen. Wie wenig würde man dann von dem Streit zwischen Arbeit und Kapital hören! Die Klassen würden nicht mehr gegen einander kämpfen, und rücksichtsvolles Zusammenarbeiten trüge reichlich zur Verbesserung sowohl der Löhne als auch des Ertrags bei. Denken wir auch an die Freude, die in das häusliche Leben der Menschen einzöge, wenn jede christliche Mutter mit ihren Kindern dieses Gebet und alles, was es in sich schließt, zu einem geheiligten Teil der täglichen Pflichten machte! Die Gründe der gegenwärtigen Sorge, daß unsere jungen Leute die Familienbande von den Schultern streifen, wären weniger zahlreich, und der Tag würde beschleunigt werden, wo jung und alt jeder Familie mit unserer Führerin (s. Wissenschaft und Gesundheit, S. 58, Zeile 26) freudig in die Wertschätzung der Heiligkeit und Lieblichkeit einer rechten Auffassung des Heims einstimmen.

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