Der liebe Meister Jesus von Nazareth lehrte die Christenwelt in seiner Bergpredigt, daß Einzigkeit des Zwecks eine wesentliche Eigenschaft im gottwärts gerichteten Fortschritt des einzelnen ist. Einzigkeit des Zwecks in geistigen Angelegenheiten, in der Treue gegen den einen Gott, im Sammeln geistiger Schätze, im Hingeben des Lebens für die Wahrheit und die Liebe, im treuen Erfüllen der Pflicht des Tages ohne Sorge für den andern Morgen, dies alles liegt dem aufmerksamen Leser des 6. Kapitels des Evangeliums des Matthäus vor Augen. Es folgt unmittelbar auf das Gebet des Herrn, das nach Mrs. Eddy im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 16) „das vom Himmel stammende Streben und das geistige Bewußtsein” anzeigt, das „die Kranken augenblicklich heilt”.
Durch die ganze im 6. Kapitel des Evangeliums des Matthäus enthaltene wunderbare Lehre hindurch, von der ersten Ermahnung an, keine Almosen zu geben, um von den Leuten gesehen zu werden, bis zu der letzten Aufforderung an die Gläubigen: „Darum sorget nicht für den andern Morgen. ... Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe”, herrscht eine schöne Übereinstimmung. Jene Lehre ist eine gründliche Zergliederung des Gesinnungszustandes, der das Selbst unterdrückt, und sie offenbart die Schritte eines uneigennützigen Zwecks, die im Gehorsam gegen die Regel der allumfassenden Harmonie stetig vorwärtsgerichtet sind. Sie beschreibt die Reise vom Sinn zur Seele des zuverlässigen Christlichen Wissenschafters. „Wenn dein Auge einfältig ist”, erklärt der Meister, „so wird dein ganzer Leib licht sein; ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein”, und dann fügt er die Worte hinzu: „Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!”
Der Schüler findet in den veröffentlichten Schriften der Mrs. Eddy zahlreiche mit dem Geiste dieser Lehre übereinstimmende Ermahnungen an solche, die sich der Christlichen Wissenschaft widmen wollen, um beständig über das sterbliche Gemüt zu wachen, das göttliche Prinzip der Christlichen Wissenschaft verstehen zu lernen und seine wissenschaftliche Ausübung zu beweisen, indem sie die Kranken heilen, die Sünder erretten und solche, die durch menschliches Elend oder Mangel gebunden sind, trösten und befreien. In Wissenschaft und Gesundheit (S. 419) schreibt sie: „Beobachte das Gemüt anstatt des Körpers, damit nichts, was zur Entwicklung ungeeignet ist, in die Gedanken eindringe”. Anderer Stellen von ähnlicher Bedeutung wird sich der Leser leicht erinnern, wenn er mit den Schriften der Mrs. Eddy vertraut ist, insbesondere wird er der im Kirchenhandbuch (S. 42) niedergelegten Regel eingedenk sein, wodurch alle Mitglieder Der Mutter-Kirche aufgefordert werden, sich täglich gegen die angreifenden Gedankeneinflüsterungen des sterblichen Gemüts zu schützen, die sie in der Ausführung ihrer beständigen geistigen Aufgabe wankelmütig machen möchten. Die Ermahnung des Jakobus in seinem Briefe (Kapitel 1, Vers 5–8) hinsichtlich der traurigen Folgen einer zweideutigen Gesinnung und Unbeständigkeit enthält eine Warnung, die von jedem Schüler der Christlichen Wissenschaft beachtet werden sollte. Denn sagt er nicht: „Solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde”? Niemand ließe sich freiwillig oder bewußt auf ein Denken oder Handeln ein, das ihn von den vielen ausschließen würde, die doch die Segnungen einer bewußten Gemeinschaft mit unserem Vater-Mutter Gott empfangen. Und doch macht das Böse beständig Anstrengungen, die Menschen zu verleiten, sich diesem Lebenswandel hinzugeben, indem es oft, und wenn möglich immer, seinen Versuchungen den Anschein des Guten gibt.
Einzigkeit des Zwecks geht gerade auf das Ziel zu. „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein”. Und wie groß die Finsternis des sterblichen Gemüts ist, das vom Lichte der Wahrheit nicht erleuchtet ist, zeigte der Meister warnend bei mehr als einer Gelegenheit. Für den Christlichen Wissenschafter ist zur Erlangung selbst des geringsten Erfolgs eine klare Erkenntnis unentbehrlich, und der Posaunenruf der Mrs. Eddy auf Seite 392 in Wissenschaft und Gesundheit: „Steh Wache an der Tür des Gedankens” erweist sich, wenn beständig beachtet, als Mahnwort von höchstem Wert. Das Böse bestürmt das menschliche Bewußtsein beständig mit Einflüsterungen von Mißregierung, die, wenn wir sie in unserem Denken Wurzel fassen ließen, ganz ohne unser Wissen unsern Zweck mißgestalten und uns in den Dienst des Bösen und gegen Gott, das Gute, stellen würden. Die Luft scheint voll von den Pfeilen menschlicher Mißregierung zu sein. Wir müssen uns daher der Gewißheit der von dem Psalmisten vor so langer Zeit geäußerten Worte der Wahrheit beständig bewußt sein: „Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen”.
Eine Art, auf die der Irrtum die von unserer lieben Führerin Mary Baker Eddy so wunderbar ausgeführte Arbeit zu zerstören trachtet, ist, in solchen Christlichen Wissenschaftern, die den Verlockungen des Irrtums zugänglich sind, unter dem Deckmantel aufbauender Vorschläge einen Geist tadelnden Beurteilens jener Arbeit oder einiger Teile davon zu erwecken. Dies ist etwas Tödliches, dem sich jeder, der auf seine Errettung und Wiedergeburt durch die Lehren der Mrs. Eddy Wert legt, aufs entschiedendste widersetzen sollte. Für den gesinnungstreuen Christlichen Wissenschafter kann es keine aufbauende Verbesserung der Christlichen Wissenschaft geben, wie Mrs. Eddy sie offenbarte, gründete und der Welt hinterließ. Mrs. Eddy schrieb deren Lehrbuch, das das Vertrauen des ganzen Feldes genießt und in der Religionsgeschichte der Welt einen unsterblichen Platz einnimmt. Mrs. Eddy entwarf und gründete die gegenwärtige planmäßige christlich-wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft der Kirche, und sie selbst ordnete sich ihr viele Jahre lang unter, indem sie sie verbesserte, verschönerte und zu dem Musterbild gestaltete, das sie durch geistige Eingebung, inneres Erschauen und Forschen auszuarbeiten trachtete. Wer ist heutzutage so geistig gesinnt, so geistig gefestigt und der Christusidee so nahe wie sie, als sie ihr Siegel auf das Kirchenhandbuch und auf den kirchlichen Arbeitsplan drückte, der heute wie vor sechzehn Jahren wirkt, und als sie ihre Kirche aufforderte, den Vorstand Der Mutter-Kirche bei seinen Bemühungen zu unterstützen, jene Kirche ihren Ideen gemäß und unter ihrer liebevollen Überwachung und Leitung aufrechtzuerhalten?
So wie Mrs. Eddy ihre Lehre der Christlichen Wissenschaft mit der von ihr getroffenen Einrichtung zur Weiterführung ihres Werks der Emporhebung der Menschen und der Aufrichtung des Reiches Gottes auf Erden hinterließ, ist sie vollständig. Sie bedarf keiner Verbesserung oder schwärmerischen Auslegung durch irgend einen Beurteiler, der beansprucht, ein Christlicher Wissenschafter zu sein. Mrs. Eddy baute für Zeitalter, nicht für Personen. Jeder Stein in ihrem Gebäude ist diesem mit einem Zweck eingefügt, der ihrem göttlich erleuchteten Bewußtsein klar war; und das Gebäude wird Personen, Zungen und Zeiten überdauern, wenn die Christlichen Wissenschafter die ihnen zugewiesene Arbeit mit klarer und einfacher Erkenntnis, mit uneigennützigem und selbstverleugnendem Zweck und mit Empfindung der Güte Gottes ausführen, indem sie in der Arbeit der Mrs. Eddy das für unsere Zeit entfaltete vollendete Erzeugnis des göttlichen Gemüts erkennen. „Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein”, sagte der Meister.