Paulus erklärt: „Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott”. Hieraus geht folgerichtig hervor, daß alles, was der Annahme nach von diesem sogenannten fleischlichen oder sterblichen Gemüt beherrscht wird, in Feindschaft mit dem Guten steht. Solange wir daher an die Sinnenwahrnehmung glauben oder eine ganz von einem sogenannten fleischlichen Gemüt beherrschte Schöpfung der Sinne als wirklich anerkennen, stehen wir unter der Herrschaft der Feindschaft oder des Grolls wider Gott und Seine Widerspiegelung, den Menschen. Bei einem solchen Gedankenzustande ist das Überwinden des Grolls eine geradezu hoffnungslose Aufgabe, weil uns die innere natürliche Grundlage dazu fehlt. Da wir an eine fleischlich gesinnte Gottheit und einen von den fleischlichen Sinnen beherrschten, sogenannten fleischlichen Menschen glauben, haben wir in unserem Begriff vom Weltall keine Grundlage der Liebe, sondern Feindschaft und Groll sind die natürlichen Begleiterscheinungen der Welt unserer Träume. So finden wir, daß die Sinnenwahrnehmung, das sterbliche Gemüt und Groll zu derselben Begriffsklasse gehören.
Liebe, das Gegenteil von Haß und Groll, ist die Hauptforderung des Christentums. Gesinnt sein, wie Christus Jesus war, heißt vollständig von selbstloser Liebe beseelt sein. Von Groll und Feindschaft frei sein, ist daher eine auf dem Gesetz der göttlichen Liebe, nicht auf bloßer menschlicher Gemütsbewegung beruhende, wissenschaftliche Forderung. Der Anfang des Gehorsams gegen diese unwandelbare Forderung Gottes liegt im Leugnen der Wirklichkeit der Sinnenwahrnehmung, des sogenannten sterblichen Gemüts, damit uns die Allheit des Geistes oder das göttliche Gemüt erscheine. Wir werden immer finden, daß jede Behauptung über die Liebe zu Gott und dem Menschen, die nicht leugnet, daß die Sinnenwahrnehmung und die sündigen Menschen wirklich seien, sondern darauf besteht, daß sie die Schöpfung Gottes sind, keinen Sinn hat und den glimmenden Funken des Grolls in sich birgt. Solange das Fleisch in unserem Denken vorherrscht, haben wir Groll nicht überwunden, auch sind wir nicht bereit, ihn zu überwinden.
Kurz vor seiner Kreuzigung sagte Jesus: „Es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir”. Es ist gut, sich in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, was diesem „Fürsten dieser Welt” bei einer andern Gelegenheit erklärt wurde, als er (der Teufel, das Böse) zu Christus Jesus, nachdem er diesem alle Reiche der Welt gezeigt hatte, sagte: „Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest”. Wir wissen, was Jesus erwiderte. Ist es dann nicht klar, daß die Weigerung des Meisters, das Böse, oder das fleischliche Gemüt, die Annahme von Leben, Verstand und Wesenheit in der Sinnenwahrnehmung, anzubeten, viel zu seinem Erfolg im Überwinden des Grolls beitrug, so daß er sogar am Kreuze seine große Liebe zum Ausdruck bringen und sagen konnte: „Vater, vergib ihnen”? Laßt uns diese Worte nicht unbedacht lesen; denn im Lichte der Christlichen Wissenschaft enthüllen sie zweifellos den höchsten Beweis Christi Jesu, nämlich sein erfolgreiches Überwinden alles Grolls. Dies war der herrliche Höhepunkt der Arbeit Jesu als unseres wahren Wegweisers. Diese Überwindung bewies, daß sein Vater, das göttliche Prinzip, die Liebe war, und daß er eins mit diesem Prinzip war. Sie machte Jesu Auferstehung und Himmelfahrt gewiß.
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