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Groll überwinden

Aus der Februar 1928-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Paulus erklärt: „Fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott”. Hieraus geht folgerichtig hervor, daß alles, was der Annahme nach von diesem sogenannten fleischlichen oder sterblichen Gemüt beherrscht wird, in Feindschaft mit dem Guten steht. Solange wir daher an die Sinnenwahrnehmung glauben oder eine ganz von einem sogenannten fleischlichen Gemüt beherrschte Schöpfung der Sinne als wirklich anerkennen, stehen wir unter der Herrschaft der Feindschaft oder des Grolls wider Gott und Seine Widerspiegelung, den Menschen. Bei einem solchen Gedankenzustande ist das Überwinden des Grolls eine geradezu hoffnungslose Aufgabe, weil uns die innere natürliche Grundlage dazu fehlt. Da wir an eine fleischlich gesinnte Gottheit und einen von den fleischlichen Sinnen beherrschten, sogenannten fleischlichen Menschen glauben, haben wir in unserem Begriff vom Weltall keine Grundlage der Liebe, sondern Feindschaft und Groll sind die natürlichen Begleiterscheinungen der Welt unserer Träume. So finden wir, daß die Sinnenwahrnehmung, das sterbliche Gemüt und Groll zu derselben Begriffsklasse gehören.

Liebe, das Gegenteil von Haß und Groll, ist die Hauptforderung des Christentums. Gesinnt sein, wie Christus Jesus war, heißt vollständig von selbstloser Liebe beseelt sein. Von Groll und Feindschaft frei sein, ist daher eine auf dem Gesetz der göttlichen Liebe, nicht auf bloßer menschlicher Gemütsbewegung beruhende, wissenschaftliche Forderung. Der Anfang des Gehorsams gegen diese unwandelbare Forderung Gottes liegt im Leugnen der Wirklichkeit der Sinnenwahrnehmung, des sogenannten sterblichen Gemüts, damit uns die Allheit des Geistes oder das göttliche Gemüt erscheine. Wir werden immer finden, daß jede Behauptung über die Liebe zu Gott und dem Menschen, die nicht leugnet, daß die Sinnenwahrnehmung und die sündigen Menschen wirklich seien, sondern darauf besteht, daß sie die Schöpfung Gottes sind, keinen Sinn hat und den glimmenden Funken des Grolls in sich birgt. Solange das Fleisch in unserem Denken vorherrscht, haben wir Groll nicht überwunden, auch sind wir nicht bereit, ihn zu überwinden.

Kurz vor seiner Kreuzigung sagte Jesus: „Es kommt der Fürst dieser Welt, und hat nichts an mir”. Es ist gut, sich in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, was diesem „Fürsten dieser Welt” bei einer andern Gelegenheit erklärt wurde, als er (der Teufel, das Böse) zu Christus Jesus, nachdem er diesem alle Reiche der Welt gezeigt hatte, sagte: „Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest”. Wir wissen, was Jesus erwiderte. Ist es dann nicht klar, daß die Weigerung des Meisters, das Böse, oder das fleischliche Gemüt, die Annahme von Leben, Verstand und Wesenheit in der Sinnenwahrnehmung, anzubeten, viel zu seinem Erfolg im Überwinden des Grolls beitrug, so daß er sogar am Kreuze seine große Liebe zum Ausdruck bringen und sagen konnte: „Vater, vergib ihnen”? Laßt uns diese Worte nicht unbedacht lesen; denn im Lichte der Christlichen Wissenschaft enthüllen sie zweifellos den höchsten Beweis Christi Jesu, nämlich sein erfolgreiches Überwinden alles Grolls. Dies war der herrliche Höhepunkt der Arbeit Jesu als unseres wahren Wegweisers. Diese Überwindung bewies, daß sein Vater, das göttliche Prinzip, die Liebe war, und daß er eins mit diesem Prinzip war. Sie machte Jesu Auferstehung und Himmelfahrt gewiß.

Zieht man nicht nur die Wichtigkeit sondern auch die unbedingte Notwendigkeit des Austreibens des Grolls bei allen menschlichen Angelegenheiten in Betracht, so sollten die Menschen alles dankbar annehmen, was ihnen dabei behilflich ist. Dies der Welt zu geben, ist die Christliche Wissenschaft bereit; denn bei nichts ist die Christliche Wissenschaft wirksamer als beim Überwinden des Grolls. Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 26): „Jesu Lehre und Betätigung der Wahrheit umfaßten ein solches Opfer, daß wir gezwungen sind, dessen Prinzip als Liebe anzuerkennen”. Wenn dies vom Leben unseres Meisters wahr ist, wird dann nicht auch von uns gefordert, daß die göttliche Liebe das Prinzip unseres Lebens sei? Ganz gewiß; denn das Prinzip der Christlichen Wissenschaft und dasjenige Christi Jesu sind ein und dasselbe.

Die Wissenschaft fordert daher nicht nur, daß wir alle Feindschaft in uns vollständig überwinden, sondern sie zeigt uns auch, wie dieses wünschenswerte Ziel zu erreichen ist. Naturgemäß beginnt sie mit dem Leugnen der Sinnenwahrnehmung, der Materie—: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie”, und sie schließt ihre „wissenschaftliche Erklärung des Seins” mit der Behauptung: „Folglich ist der Mensch nicht materiell; er ist geistig” (S. 468 dess. Buchs). Im Gegensatz zu den körperlichen Sinnen muß daher der Mensch als ganz geistig erkannt werden, d. h. nach der Wissenschaft. Und wir müssen uns diese erhabene Wahrheit zu eigen machen; wir müssen im Denken klar aufrechterhalten, daß sie sich auf unser eigenes Selbst bezieht. Haben wir unseren eigenen geistigen Zustand im göttlichen Gemüt einmal entdeckt und erkannt, so werden wir bereit sein, diese Wahrheit so anzuwenden, daß wir unser Denken über andere Menschen beherrschen. Dann erfüllen wir die goldene Regel, die fordert, daß wir unsern Nächsten wie uns selbst lieben. Wir werden über unsern Nächsten nur als Gottes Idee denken, wie wir auch uns selber in der Wissenschaft zu erkennen wünschen. In dieser Weise werden wir nicht nur allen Groll in uns selber überwinden, sondern auch allen Glauben an ein gegen uns gerichtetes falsches oder böses Denken entwaffnen, weil es, wie im Falle unseres Meisters, nichts—keine Erwiderung—an uns findet.

Die Christliche Wissenschaft ist keine bloße Lehre oder Ansicht. Sofern wir wissen, was sie von uns fordert, sind wir verpflichtet, zu gehorchen, sonst bleiben wir im sterblichen Schattenreiche, wo die Wahrheit weder gelebt noch bewiesen wird. Indem wir täglich geistige Fortschritte machen, finden wir beständig Gelegenheiten, zu beweisen, daß wir durch die Wissenschaft Sieger über den Groll sind. Was auch immer die fleischlichen Sinne versuchen, uns glauben zu lassen, wir werden wissen, daß alles, was an jemand, der in den Bereich unseres Denkens kommt, wirklich besteht, nur das ist, was Gott geschaffen hat, nur Gottes Widerspiegelung, Gottes Bild und Gleichnis,—dies, und nichts anderes. Die Christliche Wissenschaft fordert also, daß wir nur die Widerspiegelung Gottes, und zwar hier und jetzt, kennen.

Weil der Maßstab der Christlichen Wissenschaft so hoch steht wie eine Bergeshöhe, die alle anderen Berge überragt, scheint der Weg zuweilen besonders schwierig, und unser Heim und unsere Kirche können uns alles andere als harmonisch dünken. Dies sollte uns nicht entmutigen; denn wenn wir mit der Aufmerksamkeit, die der Irrtum von uns zu fordern scheint, bereitwillig über die Wahrheit nachdenken, gewinnen wir Frieden. Der Weg öffnet sich, wenn Gottes Ideen den falschen Sinn vom Menschen in unserem Bewußtsein verdrängen.

Laßt uns nicht müde werden, jeden unserer Gedanken der Wahrheit und der Liebe unterzuordnen! Ein Christlicher Wissenschafter hat nicht die geringste Entschuldigung dafür, daß man auch nur einen einzigen Gedanken des Grolls hegt oder sich erlaubt, Groll als Teil irgend einer der Ideen Gottes anzusehen. Der Glaube an eine Schöpfung der Sinne bringt Groll hervor; aber das Verständnis des Geistes widerspiegelt die Liebe, vor der alle Feindschaft verschwindet. Welch mächtigen Trost schöpfen wir doch daher aus den Worten der Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 567): „Gegen Liebe kämpft der Drache nicht lange, denn er wird von dem göttlichen Prinzip getötet”!


Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.—1. Thessalonicher 5:5.

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