Die erhabene Wahrheit, die Wirklichkeit des Geistigen, und die entsprechende Tatsache, die Unwirklichkeit des Sinnlichen, durchdrangen alle Lehren Jesu. Bei vielen Gelegenheiten lehrte und erläuterte er durch Beispiele die Herrschaft des Geistes über körperliche Zustände, für alle Menschen zu allen Zeiten die Allheit Gottes und die Unwirklichkeit dessen beweisend, was dem Geist unähnlich ist. Und zuweilen war der Meister anscheinend beunruhigt über den scheinbaren Mangel an Empfänglichkeit für geistige Wahrheit bei seinen Zuhörern, sogar bei seinen treuen Jüngern.
Ein solcher im zweiten Evangelium berichteter Fall ereignete sich, als er die hungrige Volksmenge speiste, die drei Tage lang keine Nahrung gehabt hatte. Ganz kurze Zeit darauf, als er und seine Jünger wieder über das Galiläische Meer fuhren, hatten sie keine Nahrung bei sich, da sie vergessen hatten, Brot mitzunehmen. Um sie zu der Bedeutung seiner Werke bei der Speisung des Volkes zu erwecken, sagte er: „Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht, und denket nicht daran”. Ihr weltlicher Blick hatte die geistige Bedeutung dieses Beweises nicht begriffen. Offenbar hatte er gehofft, daß ihr geistiger Sinn zu dem Verständnis des Geistes als Wesenheit, des Körperlichen als der Vergegenständlichung des fleischlichen Sinnes und daher unter wissenschaftlicher Herrschaft erweckt worden war. Während sie in gewissem Maße vielleicht erkannten, daß der Mensch als Gottes Idee geistigen Sinn hat, war ihr Blick, ihr Sehen, noch durch den Glauben an die Wirklichkeit des Körperlichen getrübt.
Unter Sehen verstehen die Christlichen Wissenschafter etwas vollständig Geistiges, ein Merkmal oder eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts. Sie wissen, daß, da der Geist, das göttliche Gemüt, sich alles bewußt ist und alles versteht, auch das Gemüt alles wahrnimmt oder alles sieht; und ebenso wissen sie, daß der Mensch als die Widerspiegelung dieses Bewußtseins sieht, weil Gott sieht. Das Sehen ist somit ein göttliches Merkmal, eine Eigenschaft Gottes, und kann infolgedessen weder verloren gehen, noch beschädigt oder zerstört werden. Das Sehen hängt nicht von körperlichem Aufbau, sondern vom Gemüt ab; es ist nie der Ebbe und Flut körperlichen Glaubens unterworfen, sondern wird als Eigenschaft des Gemüts fortdauernd durch Ideen des Gemüts widergespiegelt.
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