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Das Sehen geistig

Aus der August 1928-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die erhabene Wahrheit, die Wirklichkeit des Geistigen, und die entsprechende Tatsache, die Unwirklichkeit des Sinnlichen, durchdrangen alle Lehren Jesu. Bei vielen Gelegenheiten lehrte und erläuterte er durch Beispiele die Herrschaft des Geistes über körperliche Zustände, für alle Menschen zu allen Zeiten die Allheit Gottes und die Unwirklichkeit dessen beweisend, was dem Geist unähnlich ist. Und zuweilen war der Meister anscheinend beunruhigt über den scheinbaren Mangel an Empfänglichkeit für geistige Wahrheit bei seinen Zuhörern, sogar bei seinen treuen Jüngern.

Ein solcher im zweiten Evangelium berichteter Fall ereignete sich, als er die hungrige Volksmenge speiste, die drei Tage lang keine Nahrung gehabt hatte. Ganz kurze Zeit darauf, als er und seine Jünger wieder über das Galiläische Meer fuhren, hatten sie keine Nahrung bei sich, da sie vergessen hatten, Brot mitzunehmen. Um sie zu der Bedeutung seiner Werke bei der Speisung des Volkes zu erwecken, sagte er: „Ihr habt Augen, und sehet nicht, und habt Ohren, und höret nicht, und denket nicht daran”. Ihr weltlicher Blick hatte die geistige Bedeutung dieses Beweises nicht begriffen. Offenbar hatte er gehofft, daß ihr geistiger Sinn zu dem Verständnis des Geistes als Wesenheit, des Körperlichen als der Vergegenständlichung des fleischlichen Sinnes und daher unter wissenschaftlicher Herrschaft erweckt worden war. Während sie in gewissem Maße vielleicht erkannten, daß der Mensch als Gottes Idee geistigen Sinn hat, war ihr Blick, ihr Sehen, noch durch den Glauben an die Wirklichkeit des Körperlichen getrübt.

Unter Sehen verstehen die Christlichen Wissenschafter etwas vollständig Geistiges, ein Merkmal oder eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts. Sie wissen, daß, da der Geist, das göttliche Gemüt, sich alles bewußt ist und alles versteht, auch das Gemüt alles wahrnimmt oder alles sieht; und ebenso wissen sie, daß der Mensch als die Widerspiegelung dieses Bewußtseins sieht, weil Gott sieht. Das Sehen ist somit ein göttliches Merkmal, eine Eigenschaft Gottes, und kann infolgedessen weder verloren gehen, noch beschädigt oder zerstört werden. Das Sehen hängt nicht von körperlichem Aufbau, sondern vom Gemüt ab; es ist nie der Ebbe und Flut körperlichen Glaubens unterworfen, sondern wird als Eigenschaft des Gemüts fortdauernd durch Ideen des Gemüts widergespiegelt.

Die Bedeutung der Worte unserer Führerin über diesen Gegenstand ist unverkennbar. Auf Seite 162 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt sie: „Die unzerstörbaren Fähigkeiten des Geistes bestehen sowohl ohne die Bedingungen der Materie, wie auch ohne die falschen Annahmen einer sogenannten materiellen Existenz”, und auf Seite 209 in Wissenschaft und Gesundheit erklärt sie auch: „Der geistige Sinn ist eine bewußte, beständige Fähigkeit Gott zu verstehen”. Weltlicher Glaube hat keinen Raum in den Fähigkeiten des Geistes. Was auch immer der sogenannte körperliche Sinn über Sehen behaupten möge, ist nicht wahr. Da er keine Augen, d.h. kein geistiges Sehen, hat, kann er nicht geistig sehen. Andererseits ist der geistige Sinn, einschließlich des geistigen Sehens, im Betrachten und Verstehen des Guten geübt.

Wir sehen seelisch; daher sagen wir mit Recht von einer uns vorliegenden Aufgabe: „Ich sehe”, und meinen: Ich verstehe sie. Sehen und Wissen werden hierdurch gleichbedeutend. Das sogenannte sterbliche Gemüt kann daher mit Recht sagen: „Ich sehe das”, weil wir tatsächlich sehen, nicht mit den Augen sondern seelisch, wenn wir die Wahrheit über eine bestimmte Lage erfassen. Das Übertragen des Sehens auf das seelische Gebiet ist der erste Schritt zur Auflösung des Glaubens an mangelhaftes Sehen. Der nächste Schritt ist das Erfassen der geistigen Tatsache des Sehens, daß es als göttliche Eigenschaft nie verloren gehen kann, sondern zu jeder Idee des Gemüts gehört, und daß es daher zugleich mit Gott besteht. Wird die Tatsache erfaßt, daß das Sehen vollständig geistig ist und nie verloren gehen kann, weil es Gott gehört, so verlieren wir unsern Sinn von mangelhaftem Sehen und werden wie der Mann, den Jesus von der Annahme der Blindheit heilte, sehend.

Mrs. Eddy machte die unübertroffene Wahrheit verfügbar, daß Alter und Verfall die Fähigkeiten des Menschen nie zerstören oder beschädigen. Daß die menschliche Annahme dies behauptet, hat nicht das Geringste mit der Wahrheit dessen zu tun, daß der Mensch alle ihm von Gott verliehenen Eigenschaften in unbeschädigter Vollkommenheit immerdar hat. Hieraus folgt, daß die Sterblichen nicht die Annahme anerkennen müssen, daß das Sehen mit zunehmendem Alter abnehme. Indem unsere Führerin Zeit und Körperlichkeit zu einander in Beziehung brachte, führte sie uns die Tatsache vor Augen, daß wir in dem Maße, wie die Annahme überwunden wird, d.h. wie wir den Sinn von menschlicher Persönlichkeit als dem Menschen verlieren, den vollkommenen Beweis dessen erbringen können, daß wir alle Eigenschaften und Merkmale, die Gott dem Menschen verliehen hat, gegenwärtig haben. Die Christlichen Wissenschafter wissen, daß die vor ihnen liegende Aufgabe im Überwinden des Glaubens an Persönlichkeit, d.h. an den menschlichen Sinn der Selbstsucht als des Menschen, besteht. Ist diese Aufgabe gelöst, so ist die göttlich ausgerüstete vollkommene Idee enthüllt. Über das Wesen der Persönlichkeit schreibt Mrs. Eddy in „Miscellaneous Writings” (S. 390): „Der Christlichen Wissenschaft gemäß ist körperliche Persönlichkeit ein Irrtum in der Voraussetzung und muß zu irrigen Schlüssen führen”.

Unsere Aufgabe besteht also darin, daß wir die Voraussetzung berichtigen, aufhören, Persönlichkeit als den Menschen anzusehen, und uns mit der vollkommenen Idee befassen, die uns jetzt und immerdar zu eigen ist, indem wir alle Eigenschaften Gottes widerspiegeln. Unsere einzige Begrenzung in jeder Richtung stimmt genau mit unserer Annahme überein. Ist unser Sinn geändert und berichtigt, so haben wir die gegenwärtige Möglichkeit, vollkommenes Sehen und alle geistigen Eigenschaften zu beweisen. Gottes Weltall ist sowohl vollständig als auch vollkommen.

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