Wer sich in die Christliche Wissenschaft vertieft hat, wer ein Verständnis ihrer Lehren erlangt und diese Lehren durch das Heilen von Krankheit und Sünde einigermaßen bewiesen hat, ist über die rein übersinnliche Art des christlich-wissenschaftlichen Heilens nicht im Zweifel. Während zwar die meisten Menschen an die Wirksamkeit der Arzneimittel glaubten, ehe sie Christliche Wissenschafter wurden, wenden sie diese Heilmittel nicht mehr an, da sie durch Lebenserfahrung überzeugt sind, daß nichts dem von Christus Jesus und der ursprünglichen christlichen Kirche angewandten geistigen Heilverfahren gleichkommt.
Das in der Christlichen Wissenschaft angewandte Heilverfahren ist durchaus geistig. Es ist ein Denkvorgang, ein erleuchteter Denkvorgang, und es kann nur von denen erfolgreich ausgeübt werden, die die göttliche Wissenschaft verstehen, und deren Denken in gewissem Maße geläutert und vergeistigt ist. Sogenannte menschliche Willenskraft hat nicht im geringsten etwas damit zu tun, ja, Willenskraft ist sogar ein Hindernis bei der Ausübung der Christlichen Wissenschaft. Auch die Kenntnis der sogenannten Naturwissenschaften ist bei der Ausübung nicht erforderlich: auch sie kann ein Hindernis sein. Notwendig ist, daß das Denken vergeistigt wird, daß man sich der Allgegenwart und der Allmacht Gottes und der Unwirklichkeit des Fleischlichen oder des Bösen bewußt ist, und daß man erkennt, daß das so aufgeklärte und angespornte Denken Widerwärtigkeit in jeder Erscheinungsform zerstören kann. Mrs. Eddy schreibt (Miscellaneous Writings, S. 4): „Das in der Wissenschaft metaphysischen Heilens unterwiesene, von Lauterkeit, von der Wahrheit und der Liebe durchdrungene Denken ist das mächtigste und wünschenswerteste Heilmittel auf Erden”.
Es mag wohl manchen Menschen nicht leicht scheinen, ihren Glauben an die Wirksamkeit der Arzneien aufzugeben, besonders wenn sie durch Umstände, die sie für zuverlässige Tatsachen gehalten haben, zu der Überzeugung gekommen sind. Es mag vielleicht eine Reihe Heilbeweise durch die Christliche Wissenschaft nötig sein, um sie von ihrem falschen Glauben an Arzneien zu heilen; aber nichts ist gewisser, als daß dieser Glaube in dem Maße abnehmen wird, wie sich der Verlaß auf das geistige Verständnis als gerechtfertigt erweist, bis der Glaube an die Heilkraft vergeistigten Denkens den Glauben an die Heilkraft des Stoffs ganz überwunden hat. Es gibt sicher wenige Menschen, die glauben, daß Arzneien Sünde heilen. Die Zeit rückt näher, wo alle Menschen ebensowenig an den Gebrauch von Arzneien zur Heilung von Krankheit wie zur Heilung von Sünde glauben und ihre Zuflucht zum Verständnis Gottes, des Gemüts, nehmen werden, um von körperlichen oder sittlichen Leiden befreit zu werden. Auf Seite 149 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Gemüt übertrifft Arzneien in der Heilung von Krankheit ebenso weit wie in der Heilung von Sünde. In jedem Fall ist die göttliche Wissenschaft der vollkommenere Weg”.
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