In der Heiligen Schrift lesen wir: „Die Güte des Herrn ist’s, daß wir nicht gar aus sind; seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß”.
„Alle Morgen neu”! Einem Kinde ist jeder Morgen neu; es grüßt den Sonnenschein mit Freuden und ist entzückt über die Vögel, die Schmetterlinge und die Blumen. Sein reines Bewußtsein sieht überall das Gute, und das Gute ist ihm immer neu.
Auf Seite 591 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt unsere Führerin Mary Baker Eddy „Morgen” als „Licht; Sinnbild der Wahrheit; Offenbarung und Fortschritt”. Unser Erforschen und Verstehen der Christlichen Wissenschaft ist mit „Offenbarung und Fortschritt” eng verknüpft. Wenn wir die Lektionspredigten lesen, müssen wir auf der Hut sein, daß es nicht gedankenlos geschieht. Alles, was wir in der Bibel und in unserem Lehrbuch lesen, kommt zu uns als Offenbarung; aber mit gewissen Stellen werden wir mit der Zeit wohl so vertraut, daß wir schon beim bloßen Lesen ihren ganzen Inhalt erfaßt zu haben glauben. Aber „seine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu”. Die göttlichen Wahrheiten können nie veralten, mag man sich mit der Christlichen Wissenschaft auch noch so lang befaßt haben. „Alle Morgen neu” erkennt man mit wachsendem Verständnis in ihnen immer wieder ein neues Licht.
Als die Verfasserin dieser Betrachtung zum erstenmal einen christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst besuchte, machte die fünfte Bitte im Gebet des Herrn: „Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern” und die von unserer Führerin gegebene geistige Auslegung: „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 17) einen tiefen Eindruck auf sie. Groß war ihre Freude, als sie das erstemal das Lehrbuch aufschlug und diese Worte sah; und so oft sie sie vom Pult lesen hörte, freute sie sich mehr und wurde dankbarer. „Und Liebe spiegelt sich in Liebe wider”. Eine Zeitlang verstand sie die Worte in dem Sinne, daß eines Menschen Liebe sich in eines andern Menschen Liebe widerspiegle. Da sie nicht Englisch konnte, las sie zuerst nur die deutsche Übersetzung des Lehrbuchs. Dann lernte sie Englisch und fing an, das Lehrbuch in beiden Sprachen zu lesen, wobei sie das Englische mit der Übersetzung verglich.
Eines Morgens fiel plötzlich ihr Blick auf das Wort “Love” in dem oben erwähnten Satze, und sie sah, daß es mit großem Anfangsbuchstaben gedruckt ist. Nun erinnerte sie sich, daß sie auf Seite iii im Vorwort zur deutschen Übersetzung des Lehrbuchs gelesen hatte, daß Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit bei gewissen Wörtern, die sie anwandte, um die Gottheit zu bezeichnen, große Anfangsbuchstaben gebrauchte, und daß diese großen Anfangsbuchstaben in der Übersetzung durch fettgedruckte angedeutet sind. Was für ein neues, wunderbares Licht fiel nun auf die wohlbekannten Worte! Jetzt erst erkannte sie sie in ihrer wahren und vollen Bedeutung. „Alle Morgen neu” halfen sie der Schülerin, Gott, die göttliche Liebe, als einzige Quelle widergespiegelter Liebe zu erkennen.
Wahre, geistige Freude kann nie veralten. Sie ist wie der Morgentau, der Blumen und Gräser durch Widerspiegeln der Sonnenstrahlen funkeln und erglänzen läßt.
Wenn wir, erfüllt von geistiger Freude, täglich unsere Bücher zur Hand nehmen und wissen, daß jeder Satz die Antwort auf eine Frage und die Lösung einer Aufgabe enthält, werden wir mit immer größerer Anteilnahme und Bewunderung wahrnehmen, daß die Entdeckung und Hebung unerschöpflicher Schätze unser harrt. Dann erleben wir, worauf unsere Führerin auf Seite 66 in Wissenschaft und Gesundheit hinweist: „Jede weitere Stufe der Erfahrung entfaltet neue Ausblicke der göttlichen Güte und Liebe”. Der Apostel Paulus erklärt: „Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!”
Wir aber, die wir des Tages sind, sollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit.—1. Thessalonicher 5:8.
