Auf Seite 446 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Wenn du dem Bösen widerstehst, überwindest du es und beweist seine Nichtsheit”. Dies ist fraglos eine hochbedeutsame Erklärung. Denn welcher Sterbliche sollte nicht den Wunsch hegen, das, was der Welt Verderben ist, zu überwinden und dadurch seine Nichtigkeit zu beweisen? Andererseits können aber manche die Erklärung unserer Führerin für die Erklärung einer Schwärmerin halten. Denn da sie das Böse für wirklich halten, finden sie es widersinnig, auch nur zu denken, daß Widerstand gegen das Böse es je überwinden und seine Nichtigkeit beweisen könne, obgleich der Widerstand dazu beitragen kann, den Einfluß des Bösen einzudämmen.
Ehe man sich nun über die soeben angeführte Erklärung ein Urteil bildet, dürfte es angebracht sein, über den christlich-wissenschaftlichen Standpunkt hinsichtlich des Bösen nachzudenken. Und dies ist nicht schwer. In ihren Schriften macht Mrs. Eddy klar, daß Gott das unendlich Gute ist; und hieraus schließt sie, daß das Böse unwirklich ist, da man sich unmöglich vorstellen könne, daß das Gegenteil des unendlich Guten irgendwo als Wirklichkeit bestehe. Die Christliche Wissenschaft weicht nicht im geringsten von der Wahrheit der Allheit Gottes, des unendlich Guten, und der Unwirklichkeit des Bösen ab. Die Christlichen Wissenschafter geben gern zu, daß sie dies bis jetzt nur in begrenztem Umfange bewiesen haben. Gleichzeitig sind sie von der Unwirklichkeit des Bösen durchaus überzeugt, weil sie es bis zu einem gewissen Grade im eigenen Denken und im Denken anderer überwunden haben. Sie sind überzeugt, daß sie genau in dem Maße, wie ihr Denken vom Guten beherrscht wird, wie sie das Gute in ihrem Leben widerspiegeln, alle Arten bösen Glaubens überwinden können, wodurch sie die vollständige Nichtigkeit des Bösen beweisen.
Es ist wohl kaum denkbar, daß den Menschen je eine größere Entdeckung zuteil wurde als diejenige, die erklärt, daß das Böse unwirklich — nichts — ist. Das Böse, das, was im menschlichen Leben eine so betrübende Rolle spielt, unwirklich! Alle Sünde, alles Leid, alle Krankheit, alles Leiden der Welt unwirklich! Der Tod unwirklich! Das lehrt die Christliche Wissenschaft, und zwar aus dem tiefen, jedoch einfachen Grunde, daß Gott, das Gute, unendlich ist. Im Lichte der absoluten Wahrheit betrachtet, ist jede Phase des Bösen nichts als sterbliche Illusion; und jedermann muß dahin kommen, daß er das Böse als sterbliche Illusion erkennt, wenn er den falschen Glauben zerstören helfen will.
Christus Jesus überwand mehr als irgend jemand, der auf Erden lebte, die falschen Ansprüche des Bösen, indem er dessen Unwirklichkeit, dessen Nichtigkeit, bewies. Mrs. Eddy schreibt von dem Meister (Wissenschaft und Gesundheit, S. 39): „Er überwand die Welt, das Fleisch und allen Irrtum und bewies dadurch deren Nichtigkeit. Er erwirkte eine volle Erlösung von Sünde, Krankheit und Tod”. Aber selbst Jesus hätte keinen einzigen Fall von Sünde heilen können, wenn das Böse wirklich gewesen wäre. Auch hätte er keinen einzigen Fall von Krankheit heilen noch über den Tod triumphieren können. Sünde, Krankheit und Tod wurden von Gott, dem einen und alleinigen Schöpfer, nie geschaffen. Sie hatten daher nie ein wirkliches Dasein. Der Nazarener wußte diese Tatsache und bewies sie.
Mrs. Eddy hat die Wissenschaft, die Christus Jesus befähigte, seine mächtigen Heilungswerke zu vollbringen, in ihren Schriften klar dargelegt. Wer sich in diese Schriften aufrichtig, andächtig und unvoreingenommen vertieft, wird nicht verfehlen, sie zu verstehen. Und dann wird er sie in gewissem Maße wie Jesus beweisen können. Aber niemand braucht sich einzubilden, er werde irgend eine Phase des Bösen überwinden, wenn er nicht bestrebt ist, das Gute in seinem Denken vorherrschen und sein Leben regieren zu lassen. Wenn immer man beginnt, Gott, das Gute, zu lieben, nachdem man Seine Allheit wahrgenommen hat, kann man sofort anfangen, das Böse zu verneinen, und ihm auf diese Art widerstehen, bis man darüber triumphiert.
Gewöhnlich wird zwischen Sünde und Krankheit ein Unterschied gemacht; in der Christlichen Wissenschaft sind sie jedoch nur verschiedene Arten böser Annahme. Krankheit geradeso verneinen, wie man Sünde verneint, ist daher das richtige Verfahren. Der Neuling in der Christlichen Wissenschaft möge dies erproben, wenn ihn Krankheit versucht. Er möge die Krankheit als nichts anderes denn als aggressive mentale Suggestion ansehen und sie sofort verneinen und gleichzeitig die Allheit und Allgegenwart Gottes, des Guten, behaupten! Vergegenwärtigt er sich die Wahrheit klar genug und verneint er das Böse dementsprechend, so wird sein Widerstand gegen dieses die Krankheitsannahme überwinden, und Gesundheit wird die Folge sein.
Im 12. Kapitel der Offenbarung des Johannes heißt es: „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unsers Gottes geworden und die Macht seines Christus”. Die Christlichen Wissenschafter können diesen Spruch freudigen Herzens wiederholen; denn die Christliche Wissenschaft hat ihnen eine vollständige Offenbarung der Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung gegeben und ihnen das gute und vollkommene Wesen des wirklichen Seins gezeigt. Ebenso hat sie ihnen die Allmacht und Allgegenwart Gottes, des Guten, und die Unwirklichkeit des Bösen klargemacht. In dieser Weise ausgerüstet gewinnen sie in zunehmendem Maße ein festes Vertrauen auf das Gute und verlieren in demselben Verhältnis die Furcht vor dem Bösen, und auf diese Art widerstehen sie wissenschaftlich und wirksam dem Bösen, wodurch sie es überwinden und seine Nichtigkeit beweisen.
