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Vorbereitung zu christlich-wissenschaftlichen Vorträgen

Aus der November 1930-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer zum erstenmal vor dem mächtigen Niagarafall steht und die Erhabenheit des vor ihm ausgebreiteten Bildes auf sich einwirken läßt, gewinnt gewöhnlich zuerst den Eindruck unwiderstehlicher Gewalt. Er denkt wohl nicht sofort an die zahllosen winzigen Bächlein und Flüßchen, die an sich zwar unbedeutend sind, die aber alle zusammen zu diesem Schauspiel beitragen. Aber allmählich kommt er in Gedanken auf diese kleinen Anfänge zurück, und er bezieht die so einleuchtende Lehre auf sich selber.

Als der christlich-wissenschaftliche Vortragsausschuß gegründet und zu einem bleibenden Teile der christlich-wissenschaftlichen Bewegung gemacht wurde, setzte die Gründerin der Bewegung, Mary Baker Eddy, dem Guten, das der Welt durch die von den Mitgliedern des Vortragsausschusses gehaltenen Vorträge zufließen sollte, keine Grenzen. Über diesen Ausschuß schrieb Mrs. Eddy (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 339): „Seine Mitglieder sollen den Interessen der Menschheit dienen und die Bande christlicher Brüderschaft, deren jedes Glied in der Kette des Seins aufwärts führt, fest knüpfen”. Der edle Zweck, dem diese Vorträge dienen, wird in großem Maße erreicht. Doch jeder Christliche Wissenschafter sehnt sich nach einem noch reichlicheren Ausströmen des Guten aus dieser Quelle, damit seine eigene Erquickung und die Heilung der vielen, die noch im „Tal der Entscheidung” (engl. Bibel) stehen, beschleunigt werde.

Wenden wir die Lehre des überfließenden Wassers auf diesen wichtigen Zweig der christlich-wissenschaftlichen Bewegung an, so kommen zwei Tatsachen zum Vorschein: 1) Jeder einzelne Christliche Wissenschafter hat bei dieser großen Arbeit einen bestimmten Teil auszuführen. Versäumt auch nur ein einziger diese Pflicht, so vermindert oder verzögert er dementsprechend das sich ergebende Gute. 2) Die vereinte und einheitliche Wirkung solch rechter individueller Anstrengung erzeugt einen Strom, der so reich fließt und sich so ausbreitet, daß sich sein Einfluß bis an die äußersten Grenzen der Gemeinde, in der solch einsichtiges Zusammenarbeiten stattfindet, fühlbar macht. Daher sollte das in jedem einzelnen sich regende, von Gott eingegebene Verlangen, seinen Teil zu dieser wichtigen Arbeit beizutragen, durch vollständige Bereitschaft des Denkens zum Ausdruck kommen. So oft sich dann dieser Kanal des Guten in einer Gemeinde öffnet, und so oft die zu einer solchen Gelegenheit führenden Schritte unternommen werden, sollte jeder daran Beteiligte ihre Wichtigkeit klar erkennen und nach einem Mittel suchen, wodurch er seinen Teil hilfreich und wissenschaftlich beitragen kann.

Wirkliche Vorbereitung des Herzens für diese wahrhaft große Arbeit ist zwar rein individuell; aber sie bringt Gesamtergebnisse hervor, und diese Früchte stehen im genauen Verhältnis zu der göttlichen Intelligenz, die jeder bei seiner Arbeit zum Ausdruck bringt. Denn wenn auch das göttliche Gemüt unwandelbar ist, so wirkt es bei seiner Anwendung auf die menschlichen Bedürfnisse nie in ganz genau derselben Weise. Es erreicht das Bewußtsein derer, die danach verlangen, immer an dem Punkte, wo sie es verstehen. Da der Bewußtseinszustand des einzelnen, der Kirche, der Gemeinde fortwährend wechselt, kann ein für den Augenblick noch so erfolgreicher Plan nicht als endgültig aufgestellt werden. Vorbereitung des Herzens, ein vollständiges Sichwenden an die Quelle aller Intelligenz bei jedem wiederkehrenden Vortrage dürfte also die einzige Art sein, das jeweilige Bedürfnis so zu befriedigen, daß das Gemüt am meisten Gutes für die größte Zahl vollbringen kann.

Gewisse mehr oder weniger einheitliche Anordnungen bleiben immer bestehen. Sie sind als Ratschläge in einem Heft behandelt, das der Vortragsausschuß jedes Jahr verbessert und neu herausgibt. Werden diese Ratschläge im Geiste wahrer Vorbereitung allen Kirchenmitgliedern zugänglich gemacht und von ihnen studiert, so erweisen sie sich bei ihrer Anwendung auf das menschliche Bedürfnis als sehr wertvoll. Wird die Vorbereitung mechanisch, so verschwindet die Inspiration. Bleibt die ganze Vorbereitung einem einzelnen oder nur einigen vollständig überlassen, so geht das allgemeine Interesse leicht nach und nach verloren. Wenn die Macht geistigen Denkens erkannt wird, wird niemand die Wichtigkeit rechten Denkens im Zusammenhang mit dem in der eigenen oder in einer andern Kirche in der Gemeinde zu haltenden Vortrage unterschätzen. Niemand wird verfehlen zu erkennen, daß er so, „wie er” über dieses Wirken des Guten „denkt”, Gewinn davon haben wird. Wie er gibt, so empfängt er.

Jesus verwies darauf, daß, wenn die Idee der göttlichen Liebe erhöht wird, alle Menschen zu ihr hingezogen werden. Behält man den wahren Begriff von Liebe beständig in Gedanken — erhöht man ihn im eigenen Bewußtsein—, so werden die Vortragsäle nicht groß genug sein, um alle zu fassen, die diesen Einfluß spüren und seiner Einladung Folge leisten. Derartige Vorbereitungen werden unvermeidlich in Form und Ausdruck voneinander abweichen. Jede zum Ausdruck kommende Tätigkeit wird jedoch mit dem unfehlbaren göttlichen Gesetz übereinstimmen. So wird es sich erweisen, daß jedes Bestreben sich ganz natürlich dem großen Ganzen einfügt. Inspirierte Arbeit dieser Art läßt sich vielleicht gemeinhin unter die drei Überschriften einreihen: Wachsamkeit, selbstloses und anhaltendes Interesse und Weiterverfolgen.

Erstens, Wachsamkeit. Jede christlich-wissenschaftliche Kirche weiß, daß sie mindestens einen Vortrag im Jahre veranstalten wird (s. Handbuch, S. 95). Jedes Kirchenmitglied weiß dies. Daher ist der Vortrag selber, obwohl Zeit und Ort einen bestimmenden Einfluß ausüben, bei weitem das Wichtigste. Wachsamkeit dürfte also auf rasches Handeln drängen, sobald das Feld erfährt, wer die Mitglieder des Vortragsausschusses für das laufende Vortragsjahr sind. Kommt diese Wachsamkeit auf Grund der tiefgehenden Überzeugung, daß nur das Gemüt regiert, zum Ausdruck, so wird sich jeder folgende Schritt so harmonisch wie der erste gestalten. Was wäre die Folge, wenn wirklich alle Kirchen und Vereinigungen in der ganzen Welt ihre Gesuche sofort nach Empfang der oben erwähnten Auskunft womöglich gleichzeitig an die Redner richteten? Der dadurch zum Ausdruck kommende Verlaß und Gehorsam würde jedes sich einstellende scheinbare Hindernis rasch beseitigen. Keine Anstrengung, dieses ordnungsmäßige Entfalten des Guten aufzuhalten, könnte von Erfolg sein, d.h. daß sich in diesem Falle alle Anordnungen von Anfang bis Ende durchaus harmonisch entwickeln würden.

Zweitens, anhaltendes Interesse. Ein Flugzeug bleibt in der Höhe, solange die Motoren richtig arbeiten. Nur wenn der Kräftestrom ununterbrochen anhält, ist der Flug erfolgreich. Ebenso muß das Interesse für einen Vortrag anhalten. Sollte es sich zeitweilig verlieren oder durch andere die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmende Arbeiten verdrängt werden, so sollte man nach einem Heilmittel suchen. Ein solches Heilmittel dürfte die gottgegebene Inspiration sein, unsern Nächsten durch die mit dieser Einrichtung Der Mutter-Kirche vorgesehenen Mittel zu heilen und zu segnen. Dieses von der Liebe eingeflößte Verlangen kann leicht und sollte sogar ein bestimmter Teil des täglichen Denkens des Christlichen Wissenschafters werden, der sich „von Herzen” vorbereitet. Auf diese Art wird die Vortragsarbeit durch anhaltendes Interesse unterstützt und gefördert, das nebenbei dem einzelnen Arbeiter zu einem Segen gereichen wird, dessen Größe, falls er sie messen könnte, ihn in Staunen setzen würde.

Drittens, Weiterverfolgen. Die Bedeutung dieser Redensart ist keinesweg auf einen volkstümlichen Sport beschränkt. Auf das Golfspiel angewandt, bietet sie jedoch eine hilfreiche Veranschaulichung. Gleichmäßiges Schwingen des Schlegels nach Berührung des Balles und weiter bis zur Vollendung des Kreisbogens ohne die geringste Unterbrechung oder Zögerung ist die Regel, wenn man erfolgreich sein will. Sie ist als gute Übung bei der hier besprochenen Arbeit zu empfehlen. Der Berührungspunkt ist der Vortrag selber. Der wachsame Christliche Wissenschafter verfolgt ihn durch seine mentale Arbeit weiter. Er weiß, daß menschliche Annahmen die heilende Mission des gesprochenen Wortes nicht aufhalten können; daß es das ihm von seinem Urheber, Gott, dem Guten, gesteckte Ziel erreicht; daß es, dort angelangt, den ihm zuerteilten Platz so liebevoll und sanft wie der Tau vom Himmel einnimmt und dort die vollkommene Intelligenz, die es ausgesandt hat, weiter widerspiegelt und ausdrückt.

Der Kreis ist nun geschlossen, und was ist das Ergebnis? Mit einem durch diese Erfahrung völliger denn je vorbereiteten und dadurch bereicherten Herzen ist der wachsame Arbeiter bereit, seine Arbeit für den nächsten Vortrag, den übernächsten usw. zu beginnen. Und eine solche Arbeit wird nie langweilig. Die Liebe bekundet sich auf immer neue Art und Weise, um das wachsende Bewußtsein derer zu befriedigen, die sich auf sie verlassen. In diesem Zusammenhang ist ein Hinweis aus Esras Bericht hilfreich. Furcht vor der ihm auf seiner Reise von Persien nach Palästina drohenden Gefahr hatte ihm eingeredet, daß ein militärisches Geleit wünschenswert wäre; aber er erklärte: „Ich schämte mich, vom König Geleit und Reiter zu fordern”; denn „wir hatten dem König gesagt: Die Hand unsers Gottes ist zum Besten über alle, die ihn suchen. ... Also fasteten wir und suchten solches von unserm Gott, und er hörte uns”. Nichts anderes als eine weitere Vorbereitung des Herzens! Die Liebe ließ Esra die Erfahrung machen, die er zur Stärkung seines Vertrauens auf das Gute brauchte, ehe er den Schutz königlicher Macht verließ. Weit besser also sich „schämen” und sich lange, ehe Gefahr droht, an die einzig wirkliche Quelle des Schutzes wenden,— an „den ewigen König, den Unvergänglichen und Unsichtbaren”!

Uns „schämend”, bei dieser großen Arbeit menschlichen Schutz zu suchen, uns „schämend”, uns auf weltliche Mittel zu verlassen, wenden wir uns vertrauensvoll an unsern liebenden Vater-Mutter, das Gemüt, und finden, daß Er in der Tat „uns hört”. So dringen wir vor in der Gewißheit, daß „die Vorbereitungen des Herzens des Menschen und die Antwort der Zunge vom Herrn ist” (engl. Bibel).

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