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Die Freiheit verwirklichen

Aus der Februar 1931-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Schüler der Christlichen Wissenschaft finden in der Geschichte von der Gefangenschaft und Befreiung des Petrus im 12. Kapitel der Apostelgeschichte Trost, Ermutigung und Belehrung.

Petrus war umhergegangen und hatte durch sein tägliches Leben und Reden Gott verherrlicht, indem er für Seine Liebe und Führung zeugte. „Um diese Zeit legte der König Herodes die Hände an etliche von der Gemeinde, sie zu peinigen”. Und da er Jakobus, den Bruder des Johannes, getötet und damit den Beifall der Juden gefunden hatte, nahm er auch Petrus gefangen, um ihn dem Willen des Volkes gemäß nach Ostern womöglich demselben Schicksal entgegenzuführen. Im Gefängnis wurde Petrus, mit Ketten gebunden, von zwei Kriegsknechten bewacht; außerdem waren noch andere Hüter vor der Tür. Sucht uns, bildlich gesprochen, das Böse nicht ebenso mit den Ketten irriger Einflüsterungen zu binden, selbst wenn wir bestrebt sind, unserem höchsten Begriff von Jüngerschaft gemäß zu leben? Anscheinend harmlose Einflüsterungen, deren Irrtümlichkeit nicht erkannt wird, werden im Bewußtsein beherbergt und tragen eine Frucht, die nicht gut ist, indem sie den, der ihnen Gehör geschenkt hat, in ein Gefängnis der Sünde, der Krankheit oder verwirrten Denkens werfen. Dann halten die Gefängnishüter — die vielen und vielerlei anstürmenden Befürchtungen — Wache vor der Gefängnistür.

Wenn wir uns sorgfältig in die Erzählung vertiefen, können wir die Schritte verfolgen, die zur Verwirklichung der Freiheit führen. Der erste Schritt ist Gottvertrauen. Petrus war, wie aus der Geschichte hervorgeht, nicht furchtsam; denn er schlief, obwohl es die letzte Nacht war, ehe er dem Volk übergeben werden sollte. Gehorsam ist ebenso wichtig. Ohne Gehorsam gibt es keinen Fortschritt. Petrus befolgte jedes Geheiß des Engels, und es wird sich zeigen, daß es Aufforderungen zu fortschrittlichen Schritten waren. Der Engel hieß ihn „behende” aufstehen, sich gürten, seine Schuhe und seinen Mantel anziehen und ihm nachfolgen. Wir können wie Petrus gehorchen.

Gerade wie das Licht im Gefängnis schien, als der Engel dem Petrus erschien, ihn aufweckte und seine Ketten löste, so scheint die Christliche Wissenschaft in der Finsternis unserer Knechtschaft, wenn ihre herrlichen Wahrheiten uns aufwecken — unser Denken höher heben — und die Ketten irriger Annahmen lösen. Wir müssen vielleicht viele eingewurzelte Denkgewohnheiten opfern, ehe wir das erste Geheiß befolgen können. Ehe wir behende aufstehen können, müssen wir uns vielleicht oft langsam erheben; aber Ehrlichkeit des Zwecks, bereitwilliges Aufgaben alles irrigen Denkens und Treue, selbst wenn kein Fortschritt sichtbar ist, befähigt uns sicher, behende aufzustehen — den Irrtum sofort zu meiden und seine Unwirklichkeit zu sehen.

Dann sind wir für den nächsten Befehl bereit, uns zu gürten, uns mit wahrem Gebet, dem unerschütterlichen Behaupten der Wirklichkeit des Guten und der Unwirklichkeit des Bösen, zu stärken und unsere Schuhe anzuziehen, bereit zu sein, vorwärtszugehen. Ziehen wir dann die ganze Kleidung rechten Denkens an, so sind wir bereit, das letzte Geheiß zu befolgen — dem Engel nachzufolgen. Mögen wir auch noch so begierig sein, himmelwärts fortzuschreiten, diese Vorbereitung, diese Läuterung des Denkens muß stattfinden, ehe wir der Führung der Wahrheit auf dem ganzen Wege aus unserem Gefängnis folgen können.

Der nächste Teil der Erzählung enthält vieles, das der Betrachtung wert ist. Petrus folgte dem Engel, obgleich er „nicht wußte, daß ihm wahrhaftig solches geschähe durch den Engel; sondern es deuchte ihn, er sähe ein Gesicht”. Es kam ihm vielleicht nicht zum Bewußtsein, daß er tatsächlich der Freiheit entgegenging. Auf Seite 152 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Wahrheit hat eine heilende Wirkung, sogar wenn sie noch nicht völlig verstanden wird”. Durch treues tägliches Lesen der Bibel, unseres Lehrbuchs und anderer berechtigter Schriften und durch Nachdenken über das Gelesene erweist sich dies als wahr. Denn es bringt uns beständig unter den Schutz der Wahrheit und läßt uns in der Gnade oder im Verständnis wachsen, selbst wenn es zuweilen scheinen möchte, als ob wir keinen Fortschritt machen. Wir mögen nicht imstande sein, wie Petrus sofort schnell zu folgen. Wir gehen vielleicht strauchelnd, zuweilen verzagt und glauben wohl gar, wir hätten den Engel aus den Augen verloren — alle Inspiration und Erhebung verloren. Folgen wir aber, immer auf Gott vertrauend, so werden wir unsere Freiheit schließlich verwirklichen. Diese Zusicherung ist in einer kurzen Bemerkung enthalten, die auf den ersten Blick unwesentlich scheint, die aber voll lieblicher Bedeutung ist. Nachdem Petrus und der Engel unbehelligt durch die beiden Gefängniswachen und durch die eiserne Tür gegangen waren, traten sie hinaus „und gingen hin eine Gasse lang”, ehe der Engel schied. Petrus war schon vorher frei, ja schon, als sie durch die Tür schritten. Denn wir lesen, daß sich die Tür von selber auftat. Aber der Engel blieb so lang bei Petrus, bis dieser wußte, daß er frei war. Ist dies nicht ermutigend? Er mußte sich die Erscheinung oder den Engel zu eigen machen. Dann freute er sich seiner Freiheit und dankte Gott mit den Worten: „Nun weiß ich wahrhaftig, daß der Herr seinen Engel gesandt hat und mich errettet”.

Auf Seite 581 in Wissenschaft und Gesundheit hat uns Mrs. Eddy folgende herrliche Erklärung für „Engel” gegeben: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend”. Wenn wir uns gewissenhaft und andächtig in diese Gedanken Gottes vertiefen, werden sie uns nicht mehr unfaßbar schön oder traumhaft scheinen sondern ein Teil unseres Bewußtseins werden, so daß jeder wie Petrus zu sich selber kommen kann,— daß er seine wahre Beziehung zu Gott sehen und sich der Verwirklichung der Freiheit, die dieses Verständnis bringt, erfreuen kann.

Angesichts der Wahrheit muß sich uns die eiserne Tür unseres Gefängnisses von selber auftun. Wir sind allezeit frei, genau wie Petrus frei war, wenn auch unsere Gefangenschaft dem sterblichen Sinn so wirklich scheinen mag, wie ihm die seine schien.

Ein anderer beachtenswerter Punkt ist, daß Petrus dem Engel gegenüber keine Bedenken äußerte und keine Zeit damit verlor, über seine mißliche Lage zu jammern. Ohne ein Wort zu reden, gehorchte er. Ruhiges Annehmen und Befolgen der uns in der Bibel und in unserem Lehrbuch gegebenen Wahrheiten läutert unser Denken, so daß immer mehr gottähnliche Gedanken bei uns weilen können. Nichts kann einen an der ernsten Anstrengung hindern, diese Befreiung von jeder Schwierigkeit, die das Denken in Knechtschaft hält, zu erlangen. Sicher kann kein Mensch es hindern; denn es ist eine Anstrengung des Denkens, und niemand braucht zu wissen, daß sie gemacht wird. Wir können jedoch sicher sein, daß Gott die gerechte Anstrengung segnet. Jesus gab uns die Versicherung: „Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren”. Und in unserem Lehrbuch finden wir auf Seite 444 die trostreiche Versicherung: „Schritt für Schritt werden diejenigen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen, finden, daß ‚Gott unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten ist‘”. Die Lauterkeit der Lehren der Christlichen Wissenschaft und ihr sanftes Wirken sind unser Schirm und Schild.


Materielle Zivilisation ist an sich wertlos. Nur Liebe und geistige Werte werden fortdauern.—

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