Ursächlichkeit ist ein Gegenstand, über den fast jedermann genauer unterrichtet und mehr im klaren sein sollte. Diese Bemerkung gilt für Christliche Wissenschafter. Wir haben uns mit diesem Gegenstande mehr als die meisten Leute befaßt; aber wir haben uns mit seinem vollen Inhalte nicht so eingehend befaßt, wie wir sollten. Um der Ursächlichkeit richtig näherzutreten, müssen wir in Betracht ziehen, daß sie die ganze Schöpfung und mehr als das, was gewöhnlich Schöpfung genannt wird, in sich schließt. Dann können wir beginnen, diesen umfassenderen Gegenstand zu verstehen, und die volle Bedeutung der Erklärung unserer Führerin in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 170) erfassen: „Die einzige Frage, die in Betracht kommt, ist die geistige Ursächlichkeit; denn die geistige Ursächlichkeit ist mehr als alles andere mit menschlichem Fortschritt verknüpft”.
Ursächlichkeit wird erklärt als das Prinzip des ursächlichen Zusammenhangs, die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung und ihre Triebkraft, das Wirken oder der Vorgang des Verursachens, die Tätigkeit oder das Wirken der Ursache. Mrs. Eddy erklärte diesen Ausdruck vollauf, als sie auf Seite 417 in Wissenschaft und Gesundheit schrieb, daß „alle Ursächlichkeit Gemüt ist, das durch geistiges Gesetz wirkt”. Mit andern Worten, Ursächlichkeit ist das Wirken des unendlichen Gemüts durch das geistige Gesetz. Daher entdeckte Mrs. Eddy die Christliche Wissenschaft, als sie die Ursächlichkeit, wie hier erklärt, fand and bewies (s. „Retrospection and Introspection”, Seite 24, Zeile 6; „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany”, Seite 348, Zeile 14–29).
Die Christliche Wissenschaft weicht von anderen Gedankenrichtungen dadurch ab, daß sie ganz entschieden und gründlich zwischen Gut und Böse unterscheidet. Sie wendet daher diese Unterscheidung auf Ursächlichkeit — sowohl auf Ursache als auch auf Wirkung — an. Somit weicht sie von gewissen anderen Theologien dadurch ab, daß sie leugnet, daß Gott sich des Bösen zu irgend einem Zwecke bediene. Die Christliche Wissenschaft stellt in Abrede, daß das Böse in irgend welcher Beziehung zum Guten stehe. Sie anerkennt und betont des Meisters Regel: „Setzt entweder einen guten Baum, so wird die Frucht gut; oder setzt einen faulen Baum, so wird die Frucht faul” (Matth. 12, 33). Gut und Böse vermischen sich weder in der Ursache noch in der Wirkung.
Die Christliche Wissenschaft weicht auch von anderen Gedankenrichtungen dadurch ab, daß sie unbedingt und vollständig zwischen dem Geist oder dem Geistigen und dem Materiellen oder nicht rein Geistigen unterscheidet. Diese Unterscheidung ist gleichwertig und gleichbedeutend mit der soeben dargelegten. Ebenso vermischt sich der Geist oder die Geistigkeit weder in der Ursache noch in der Wirkung mit dem Gegenteil. Auch in diesem Punkte anerkennt und betont diese Religion eine Regel des großen Lehrers: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist (Joh. 3, 6).
Die Christliche Wissenschaft weicht ferner von anderen Gedankenrichtungen dadurch ab, daß sie unbedingt und vollständig zwischen dem, was wirklich ist, und dem, was unwirklich ist, unterscheidet. Diese Unterscheidung oder Folgerichtigkeit in der Anwendung ist tatsächlich der Hauptunterschied zwischen der echten Christlichen Wissenschaft und allen anderen Verfahren und Lehren. Daher wendet sie diese Unterscheidung natürlich auf Ursächlichkeit an. Sie betrachtet Gott, das göttliche Gemüt, als die Ursache von allem, was wirklich besteht und sich wirklich ereignet. Der Christliche Wissenschafter kann wie Christus Jesus erklären: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgereutet” (Matth. 15, 13).
Ursächlichkeit ist also das beständige Wirken des unendlichen Gemüts, sie ist das unaufhörliche Wirken des göttlichen Prinzips, sie ist das ewige Entfalten des unumschränkten Guten. Sie nahm nie einen Anfang, sie kann kein Ende nehmen. Die hauptsächlichste Wirkung der Ursächlichkeit ist der Mensch; und „der Mensch ist”, wie Mrs. Eddy erklärt, „der Ausdruck vom Wesen Gottes” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 470). Es liegt auf der Hand, daß eine solche Beziehung ewig, unzerstörbar ist; es ist auch klar, daß sie die immerwährende Widerspiegelung der Kraft, der Gegenwart und der Eigenschaften des göttlichen Prinzips durch den Menschen in sich schließt.
Nach dieser Sachlage ist, wie Mrs. Eddy schreibt, „der Punkt, über den sich jeder zu entscheiden hat, der: Ist das sterbliche Gemüt ursächlich oder das unsterbliche Gemüt?” (in dems. Buche, S. 195). In diesem Punkte muß das Denken einsetzen. Jedem Christlichen Wissenschafter liegt es ob,— es ist sein Anliegen und seine Pflicht,— die Scheinursächlichkeit des Irrtums aufzudecken und zu verwerfen und durch die wahre Ursächlichkeit zu vernichten,— durch die Wahrheit des Seins, die jedem von uns zu diesem guten Zweck immer zur Verfügung steht. Unser Standpunkt sollte sein, daß Gott, das unumschränkte Gute, die einzige Ursache, der einzige Schöpfer oder das einzige Prinzip ist, daß Er das Gemüt, die Seele und der Geist des Menschen und alles dessen ist, was Wirklichkeit hat, und daß nichts, was mit diesem göttlichen Prinzip im Widerspruch steht,— nichts, was nicht das Leben, die Wahrheit und die Liebe bekundet,— in irgend jemand oder für irgend welchen Zweck Ursache oder Wirkung sein oder werden kann.
