Nicht wenige sind der Ansicht, daß es sehr begehrenswert und ein Zeichen der Würde für den menschlichen Charakter sei, menschliche Willenskraft zu besitzen und auszuüben. Ziehen wir aber in Betracht, daß diese sterbliche Eigenschaft die treibende Kraft zu allem Bösen, die Wurzel aller Sünde, alles Verbrechens und mannigfacher Widerwärtigkeiten ist, so dürfen wir uns wohl fragen: Ist es berechtigt, den menschlichen Willen überhaupt so hoch anzuschlagen? Wenn wir wahrnehmen, wie leicht diese angebliche Kraft oft falsch angewandt wird und das Familienleben, die Gesundheit, den Erfolg im Geschäft, den Seelenfrieden geradezu zugrunde richtet und sogar Völker schwächt, fragen wir wieder: Wäre es nicht weiser, wenn alle den während der immer wiederkehrenden Weihnachtszeit zum mindesten gefühlsmäßig so hochgepriesenen Geist des Wohlwollens pflegten und mehr anwendeten? Ohne Zweifel wären viele wirklich froh, wenn sie die begrenzte persönliche oder magnetische Willenskraft aufgeben und allumfassendes und unbegrenztes Wohlwollen bekunden könnten, wenn sie nur wüßten wie.
Alle Christen kennen den erhabenen Gesang der himmlischen Heerscharen, die in der ersten Nacht unserer jetzigen Zeitrechnung die Geburt Jesu verkündigten: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!” Selbst diejenigen, die sich nicht so eingehend mit den Evangelien im Neuen Testament befaßt haben, wissen gut, daß der Meister diesen wunderbaren Gesang später lebte, lehrte und bewies. Aber erkennen die Christen genügend, daß der Gründer des Christentums erwartete, daß seine Nachfolger die Lehre seines Evangeliums des Friedens und Wohlwollens so weiterführen, wie er sie lehrte und lebte?
Sicher würden diejenigen, die heute nach dem Frieden trachten, die mächtige Wirksamkeit des göttlichen Wohlwollens immer mehr beweisen, wenn sie erkennten, daß der Christus, den Jesus lehrte und bewies, die heilende Wahrheit ist, daß die Wahrheit der einzige Erretter von allem Irrtum ist, und daß Jesu Nachfolger die errettende Kraft dieses einen Erretters dadurch beweisen können, daß sie sich und andere von Krankheit und Sünde heilen. Dann würde Übelwollen unter Menschen und Völkern rascher verschwinden, und Wohlwollen hätte seinen rechtmäßigen Platz im menschlichen Bewußtsein.
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