Als Christus Jesus versucht wurde, war er sofort mit dem Verweis bereit: „Hebe dich weg von mir, Satan!” Dadurch bewies er seine Sohnschaft; und er hatte ebenso schnell ein „Nein” wie ein „Ja” bereit. Wenn wir uns in das Werk unserer Führerin Mrs. Eddy „Nein und Ja” sorgfältig vertiefen, sehen wir, mit welcher Erleuchtung, welchem Mut und welcher Treue sie den Weg des Meisters fand und darauf wandelte,— den Weg des Bejahens und des Verneinens, den Weg der Herrschaft und des Sieges. Sie lernte bei diesem Bloßstellen der Unwirklichkeit des Bösen Gehorsam, obgleich es eine schwere Aufgabe war, wie sie in „Retrospection and Introspection” (S. 37, 38) sagt, wo sie über die Abfassung des Kapitels über den tierischen Magnetismus im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt. War die Hinzufügung dieses Kapitels wesentlich, so ist es ebenso wesentlich, sich darein zu vertiefen. In diesem Kapitel sind das Böse und alle seine Ansprüche beharrlich bloßgestellt und als unwirklich gebrandmarkt, weil sie mit Gott, der einzigen wirklichen Macht, in keinem Zusammenhang stehen und nicht von Ihm stammen.
Ein sorgfältiges Zergliedern der Lektionspredigt über das Thema „Die Zauberei des Altertums und der Neuzeit — auch genannt Hypnotismus und Mesmerismus — bloßgestellt” im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft zeigt, wie unsere Führerin geführt wurde, diesen Anspruch des Bösen bloßzustellen und seine Unwirklichkeit zu beweisen. Jahrhundertelang haben Bekenntnisse und Glaubenssätze den geistigen Blick verdunkelt, Böses mit Gutem verwechselt und das Leben als nur durch den Tod erreichbar angesehen. Wie vorsichtig sollte also der Christliche Wissenschafter sein, daß er nicht im stillen für die Einflüsterungen des fleischlichen Sinnes einsteht anstatt gegen sie Stellung zu nehmen; daß er nicht verdrießlich auf die Ansprüche des körperlichen Sinnes eingeht anstatt sie freudig für sich und andere abzulehnen; daß er die Vorwände des tierischen Magnetismus und Hypnotismus nicht befürwortet anstatt sie zu rügen.
Unsere Führerin hat gezeigt, daß aller Widerwärtigkeit eine falsche Vorstellung vom Ursprung des Menschen zugrunde liegt. Ist es dann nicht folgerichtig, daß nur die wahre Auffassung vom Ursprung des Menschen Sünde, Krankheit und Tod besiegen und das Nichtvorhandensein des Materiellen wirklich beweisen kann? Es ist beachtenswert, daß der Irrtum unsern Meister bei der Versuchung in der Wüste veranlassen wollte, an seiner Sohnschaft zu zweifeln und seine Christlichkeit zu verleugnen. „Bist du Gottes Sohn”, flüsterte der Versucher. Christus Jesus widerstand jeder Versuchung und siegte über jede vom Standpunkte des Geistes und seiner geistigen Sohnschaft aus, und der Christliche Wissenschafter darf nichts Geringeres tun. Dies führt zu wissenschaftlichem Beweisen, es ist der einzige Weg dazu; denn in einem Sterblichen ist nichts Gutes, und in dem zum Bilde Gottes geschaffenen Menschen ist nichts Böses. Daher ist der wachsame Christliche Wissenschafter immerdar bereit, für den reinen Ursprung und das reine Erbe des Menschen zu zeugen. Auf keine andere Art kann man von den Täuschungen des Bösen errettet werden und sich zu der Erkenntnis seiner geistigen Wesenseinheit erheben.
Petrus verleugnete seinen Meister aus sittlicher Feigheit und im Glauben, daß Leben in der Materie sei, und daß er es verlieren könne, wenn er als Nachfolger des Nazareners erkannt werde, und übte so Verrat an seiner Christlichkeit. Er verneinte, wo er hätte bejahen sollen, und bejahte, wo er hätte verneinen sollen, und zwar trotz des Meisters Warnung: „Der Satanas hat euer begehrt, daß er euch möchte sichten wie den Weizen; ich aber habe für dich gebeten, daß dein Glaube nicht aufhöre”. Der Christliche Wissenschafter läßt sich diese erbarmungsvolle Zurechtweisung des Meisters zur Warnung dienen. Wenn man zugibt, daß man krank oder betrübt sei oder sich fürchte und dadurch Verrat an der Wahrheit begeht, macht man denselben Fehler wie Petrus. Wenn der Christliche Wissenschafter Gesundheit, Sündlosigkeit, Freude, Sicherheit und Wohlstand aufzurichten sucht und sein Glaube dabei auf die Probe gestellt wird und der die Sterblichen täuschende körperliche Sinn seinen Glauben vom Geist zu trennen trachtet, sein Denken zu fälschen sucht, ihn zu veranlassen sucht, Materie mit der Medizin des Gemüts zu mischen, ist er bereit, dem Irrtum mit dem starken „Nein” der Wahrheit entgegenzutreten. Wenn schwere Anfechtung seine Erkenntnis zu trüben sucht, daß er wahrhaft Gottes Sohn, Gottes Widerspiegelung ist, läßt er sich nicht blenden, sondern hält noch treuer an dem „Ja” Gottes, des Guten, fest. Er läßt sich nicht vom Wege der Wahrheit und der Liebe auf den Nebenweg der Furcht und der Weltlichkeit abbringen. Sein Denken wird nicht abgelenkt sondern ist getreu der Wahrheit — getreu der Sohnschaft des Menschen und dem Erbe des Menschen — widergespiegelt.
Durch dieses kraftvolle Anwenden des „Ja” und des „Nein”, wie der Meister sie anwandte, und wie unsere Führerin sie mit erstaunlicher Klarheit erläuterte, lernt der Christliche Wissenschafter sich über Versuchung in jeder Verkleidung erheben. Durch kraftvolles Verneinen erhöht er nur die Kraft seines geistigen Bejahens.
Damit ein Schüler der Christlichen Wissenschaft durch den Vorwand des Irrtums, daß es Anmaßung sei, zu hoffen, das Böse zu meistern, nicht in Gleichgültigkeit eingelullt oder versucht werde, zu glauben, er könne das Böse überwinden, ohne es zu leugnen, sollte er sich mit jedem Satze der „wissenschaftlichen Erklärung des Seins” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468) eingehend befassen und sich jeden getreulich zunutze zu machen suchen und das vollkommene Gleichgewicht und die vollkommene Reihenfolge von Bejahung und Verneinung darin beachten. Dann möge er beide gleich getreulich und freudig anwenden. Dadurch wird er in seinem Denken schließlich die Höhe erreichen, auf der der Meister des Vaters Segen verstehen konnte: „Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”.
In dem Briefe an Titus, der viele weise Warnungen und liebevolle Ermahnungen enthält, schreibt Paulus: „Das ist gewißlich wahr; solches will ich, daß du fest lehrest, auf daß die, so an Gott gläubig sind geworden, in einem Stand guter Werke gefunden werden”. Wenn man ohne abzuweichen an der wissenschaftlichen Behauptung der Allmacht des Guten festhält, werden die daraus hervorgehenden „guten Werke” sich sicher erweisen. Die Christlichen Wissenschafter suchen so zu leben, daß sie in ihrem Glauben an Gott, das Gute, treu erfunden werden. Sie sind daher sehr auf der Hut, daß sie in keiner Hinsicht in verneinendes, falsches Denken hineingeraten und Irrtum äußern, anstatt freudig für die Engel Seiner Gegenwart zu zeugen. „Ihr aber seid meine Zeugen, spricht der Herr”. Jeder wahre Christ hat das unschätzbare Vorrecht, die heilende Kraft des göttlichen Lebens, der göttlichen Wahrheit und der göttlichen Liebe jederzeit zu bejahen und zu beweisen; denn die Wahrheit ist immer gegenwärtig, ihre eigenen Zeugen zu stützen und anzuspornen.
Auf Seite 146 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt unsere Führerin: „Der Christliche Wissenschafter äußert das Harmonische und Ewige und nichts anderes. In Gedanken, Wort und Schrift legt er das ganze Gewicht in die göttliche Wagschale des Seins — für Gesundheit und Heiligkeit”.
Der Christliche Wissenschafter läßt sich von diesem zum Beweis führenden göttlichen Wege wissenschaftlicher Bejahung nicht abbringen. Nicht hie und da sondern fortwährend bejaht er die herrliche Tatsache, daß der Mensch in Gottes Bild ungefallen, aufrecht und frei ist. So dringt er, den Blick unverwandt auf das Ziel geistiger Vollkommenheit gerichtet und mit jedem Gebet Lob verbindend, in den Fußtapfen des großen Meisters weiter.
