Im Februar 1929 wurde unser Sohn plötzlich schwer krank. Wir baten sofort um christlich-wissenschaftliche Behandlung; aber sein Zustand besserte sich anscheinend nicht. Nach 3 Wochen stand es so viel schlimmer mit ihm, daß wir uns entschlossen, zur Feststellung der Krankheit einen Arzt zu Rate zu ziehen. Der Arzt sagte, es sei sehr weit vorgeschrittene tuberkulöse Bauchfellentzündung. Das Wissen, daß Gott unser Arzt ist, beruhigte mich. Ich sagte dem Arzt, daß der Fall christlich-wissenschaftlich behandelt werden könne, was er aber offenbar nicht verstand; denn er erwiderte: „Ich habe schon viel von dieser Wissenschaft gehört; aber eine solche Krankheit kann man nicht wegbeten”.
Gegen meinen Wunsch wurde mein Sohn in Röntgenbehandlung genommen. Nach 14tägiger Behandlung war er so geschwächt und abgemagert, daß der Arzt sehr in Sorge war und seine Überführung ins Krankenhaus anordnete, wo er künstlich ernährt wurde und, falls er nicht schwächer würde, operiert werden sollte. Acht Tage später sagte der Arzt zu meinem Mann: „Es besteht keine Hoffnung für Ihren Sohn. Ohne Operation kann er nicht leben, und operieren kann ich ihn nicht, er stirbt mir unter dem Messer. Es müßte ein großes Wunder geschehen, wenn er am Leben bleiben sollte”. Zwei Tage später schien sein Zustand so schlimm, daß ich allen Mut aufbringen mußte, um vor ihm ruhig zu erscheinen. Noch an jenem Abend telephonierte der Arzt, daß er eine Operation vornehmen werde; denn am Tage zuvor war eine Einspritzung gemacht worden. Ich setzte mich sofort mit dem Ausüber in Verbindung, der mich auf die Stelle im Brief an die Hebräer hinwies: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn kein zweischneidig Schwert, und dringet durch, bis daß es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens”. Die ganze Nacht beschäftigte ich mich mit diesem Vers, und als ich am Morgen ins Krankenhaus ging, war ich sehr ruhig und zuversichtlich.
Mein Sohn war nicht operiert worden, da das Operationszimmer belegt war. Am folgenden Tage sagte der Arzt, die Operation sei nicht mehr nötig, da die Speisen wieder regelrecht verdaut seien. Die Besserung schritt rasch vorwärts, und 16 Tage später konnte ich meinen Sohn wieder nach Hause bringen, obgleich er noch sehr ruheund erholungsbedürftig war. Es war ein langer und heftiger Kampf, und der Irrtum versuchte mich oft. So oft ich aber nicht sofort die richtigen Gedanken finden konnte, um ihn auszurotten, kamen mir stets die Worte in den Sinn: „Großer Gott, wir loben Dich”. Es war mir auch klar, daß wenn ich mein Kind bemitleidete, ich damit zugab, daß Krankheit eine Wirklichkeit sei. Der gewonnene Sieg war herrlich, und ich bin durch die Erfahrung bereichert worden. Der Arzt gab zu, daß er und die Krankenschwestern den Tod meines Sohnes stündlich erwarteten, und daß nicht seine Kunst ihn geheilt, sondern eine höhere Macht eingegriffen habe. Seit Mitte Juli desselben Jahres arbeitet mein Sohn bei bester Gesundheit wieder freudig in seinem Beruf. Mein Herz strömt über von innigem Dank für dies alles.
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