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Mein ganzes Leben lang hatte ich Schönheit gesucht, aber immer vergeblich.

Aus der Oktober 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Mein ganzes Leben lang hatte ich Schönheit gesucht, aber immer vergeblich. Ich ging von einer Hochschule zur andern, studierte höhere Mathematik, Philosophie, Gesellschaftslehre und viele Sprachen, um die Meisterwerke der Literatur in der Ursprache lesen zu können, und zuletzt Kunst. Ich hielt Vorträge und bestand Prüfungen mit den höchsten Auszeichnungen, und war doch nicht glücklich. Kein Wissensgebiet befriedigte mich. Die Fächer, an denen mir gelegen war und die ich leicht beherrschte, ließen die lebenswichtigen Fragen über Gott und den Menschen unbeantwortet.

Von Kind auf galt ich für sehr zart, war beständig in ärztlicher Behandlung und ging von einem Kurort zum andern. Da ich etwa die halbe Zeit des Jahres das Bett hüten mußte, studierte ich im Bett und ging nur kurz vor den Prüfungen auf die Hochschule. Die Ärzte hielten meinen körperlichen Zustand für schlimm, für fast unheilbar, wie sie sagten. Ein Herzleiden war vermeintlich ererbt; es hieß, mein Herz sei für meine Größe viel zu klein. Ich gebrauchte starke Arzneien, ohne die ich mir nicht zu reisen getraute. Während des Krieges war ich von meinem lieben Mann getrennt und verlor mein Vermögen. Das schien der Höhepunkt zu sein. Von den vier Personen in unserer Familie waren die anderen zum Arbeiten entweder zu jung oder zu alt, und ich war körperlich unfähig, zumal mir eine Operation bevorstand, die meines Schwächezustandes wegen aufgeschoben worden war.

Damals führte mich Gott, das unendlich Gute, zur Christlichen Wissenschaft und hob mich aus einem bodenlosen Abgrund zu Licht und Hoffnung empor, aber nicht auf einmal. Es erforderte beharrliches Eindringen und viel Ringen; aber es lohnte sich. Allmählich wurde das starke Verlangen zu sterben überwunden, und das war die größte Heilung. Die letzten 13 Jahre waren glückliche, fruchtbare Jahre.

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