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„Was ist’s, was du in deiner Hand hast?”

Aus der Oktober 1932-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im 2. Buche Mose lesen wir, daß Mose, als er die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, hütete, „an den Berg Gottes, Horeb, kam”. Auf diesem Berge sollte er später die Zehn Gebote empfangen; aber diesmal, bei seinem ersten Kommen zum Berge Horeb, hieß ihn Gott, wie wir lesen, dorthin zurückkehren, von wo er einige Jahre vorher geflohen war, und die Kinder Israel von ihren Bedrückern befreien.

Damals äußerte Mose seine Sorge hinsichtlich des Zweifels derer, die er befreien sollte. „Sie werden mir nicht glauben”, sagte er, „noch meine Stimme hören, sondern werden sagen: Der Herr ist dir nicht erschienen”. Dann lesen wir: „Der Herr sprach zu ihm: Was ist’s, was du in deiner Hand hast? Er sprach: Ein Stab”. Die Geschichte berichtet weiter, wie Mose gezeigt wurde, daß der Stab, ein Zeichen der Kraft, die Kraft des Gesetzes der Wahrheit versinnbildlicht, durch dessen Verständnis Mose tatsächlich der Befreier der Kinder Israel werden sollte.

Dieser Stab Gottes, die Kraft des Gesetzes der Wahrheit, die den Zeichen und Wundern gleichkam, wodurch Mose das Volk ermutigte, seiner Führung zu folgen, hat auch alle, die sich seither mit Verständnis darauf verlassen haben, ermutigt und ihnen geholfen.

Das göttliche Gemüt fragt: „Was ist’s, was du in deiner Hand hast?” und fordert, daß die Menschen den Glauben aufgeben, daß die Materie Substanz sei, oder daß sie die wie alle anderen Eigenschaften des Gemüts auf ewig durch den Menschen zum Ausdruck kommende Intelligenz beiseitesetzen könne. Die uranfängliche und einzige Ursache ist das unendliche Gemüt, und Nichtintelligenz kann auch nicht den allerkleinsten Teil des Weltalls Gottes in Tätigkeit setzen. So stellt die Christliche Wissenschaft die falsche Behauptung bloß, daß der Materie Kraft innewohne; und das Behandeln und Überwinden dieses Irrtums ist ein grundlegender Teil der christlich-wissenschaftlichen Ausübung.

Der Stecken und Stab des Christlichen Wissenschafters ist seine Kenntnis der Wahrheit, die jede in sein Bewußtsein sich eindrängende irrige Einflüsterung umkehrt. Erstens weiß er, daß der Irrtum sich immer als Wahrheit ausgibt, daß er aber nie etwas anderes als Einflüsterung ist. Anderseits ist jede seiner Erklärungen oder Behauptungen der Wahrheit auf eine unbedingte Tatsache gegründet. Daher ist der Nutzen, den er aus einer solchen Behauptung der Wahrheit zieht, keine vorübergehende Wirkung sogenannter Selbstbeeinflussung, sondern die Besserung, die der Berichtigung des Irrtums durch Anwendung der Wahrheit immer folgt.

Die Sterblichen gebrauchen das Wort „Wahrheit” sehr leichthin. Sie halten im allgemeinen das für wahr, was den körperlichen Sinnen wirklich scheint; aber schon die Widersprüche zwischen dem, was verschiedene Menschen als wirklich und wahr annehmen, sollte ihnen die Augen über die Unzuverlässigkeit dieser Sinne öffnen.

Eine Eigenschaft, an der man die Wahrheit untrüglich erkennen kann, ist Allumfassenheit. Die Christliche Wissenschaft betrachtet nur das als wahr, was allumfassend ist. Die Wahrheit kann nie begrenzt oder abgesondert werden. Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß jede Wahrheit jetzt besteht und jetzt gegenwärtig ist. Sie weilt im göttlichen Gemüt, wo sie augenblicklich und beständig zugänglich ist. Der menschliche Sinn aber muß sie treu und beharrlich suchen. Zu dem Hauptmann, der um Heilung für seinen Knecht bat, sagte Jesus: „Dir geschehe, wie du geglaubt hast!”; denn die Wahrheit geglaubt, angenommen und sich vergegenwärtigt bedeutet Beweis.

Der Christliche Wissenschafter weiß auch, daß die den Irrtum berichtigende Wahrheit ewig und vollständig ist. Er lernt mit dem Prediger sagen: „Ich merkte, daß alles, was Gott tut, das besteht immer: man kann nichts dazutun noch abtun”. Weise wendet der Christliche Wissenschafter diese Prüfsteine bei jedem beunruhigenden Anblick oder Zustand an, der den Anspruch erhebt, wahr zu sein, und fragt sich im stillen: Ist er gut? Ist er allumfassend? Wenn es nicht der Fall ist, weiß er, daß es Irrtum ist; und durch Leugnen der Scheinmacht und Scheinwirklichkeit des Irrtums führt er ihn auf die Machtlosigkeit, die Nichtsheit einer Trugvorstellung des sterblichen, materiellen Sinnes zurück.

Jemand, der jahrelang an einer immer wiederkehrenden körperlichen Störung litt, fand bald, nachdem er begonnen hatte, sich in die Christliche Wissenschaft zu vertiefen, daß der falsche Anspruch verschwunden war; und er war mehrere Jahre lang davon frei. Dann machte er sich eines Tages wieder geltend. Der Christliche Wissenschafter erinnerte sich, daß er jemand gesehen und dabei gedacht hatte: Der hat dasselbe Leiden, das ich einst hatte. Er sah ein, daß er sein Denken dem unechten Anspruch des Irrtums auf Allumfassenheit geöffnet hatte und ihm unwissend zum Opfer gefallen war, weil er die Wahrheit nicht gewußt und nicht für sich erklärt hatte, als sich die falsche Annahme seinem Bewußtsein darbot. Und in diesem Falle war mehr Arbeit erforderlich, den Irrtum zu entfernen, als nötig gewesen wäre, ihn sofort auszuschließen.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß das, was Gott, das göttliche Gemüt, über eine Begebenheit, einen Zustand oder ein Ding weiß, die Wahrheit darüber ist. Wir erkennen die Wahrheit durch Vernunft und durch geistige Eingebung; aber wir müssen zuerst das ernstliche Verlangen haben, die Wahrheit zu erkennen. Ein solches Verlangen ist Gebet, ein Hungern und Dürsten nach Gerechtigkeit. Ist das Verlangen oder Gebet von einem auf geistiger Eingebung beruhenden beharrlichen gerechten Folgern begleitet, so wird die Wahrheit offenbar.

Das wichtige Amt des Gebets ist, das Denken so zu erheben, daß es gern der Leitung der Wahrheit folgt, selbst wenn es für den selbstischen, sterblichen Sinn ein harter und rauher Weg ist. Selbstverleugnung spielt eine große Rolle im Leben des Christlichen Wissenschafters, der wachsam ist, daß er das Verlangen nach Behaglichkeit im Fleisch nicht mit dem geistigen Verlangen, den Willen Gottes zu kennen und zu tun, verwechselt. Man muß jedoch zugeben, daß das Verlangen nach Befreiung von körperlichem Mißbehagen den Beunruhigten oft veranlaßt, die Wahrheit zu suchen. Ist es nicht klar, daß blindes, gedankenloses Bitten kein wahres Beten ist, und daß es einem keinen bleibenden Nutzen bringen kann?

Auf Seite 337 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Ewige Dinge (Wahrheiten) sind Gottes Gedanken, wie sie im geistigen Reich des Wirklichen bestehen”. Und im nächsten Abschnitt fährt sie fort: „Mache Krankheit, Sünde und Tod der Regel der Gesundheit und Heiligkeit in der Christlichen Wissenschaft untertan, und es wird dir zur Gewißheit, daß diese Wissenschaft demonstrierbar wahr ist, denn sie heilt die Kranken und Sündigen wie kein andres System”. Der Christliche Wissenschafter, der die Prüfsteine Ewigkeit, Allumfassenheit und Einmütigkeit bei jeder der unzähligen Erscheinungsformen der Sünde, der Krankheit oder des Mangels anwendet, kann den Anspruch leicht als Irrtum erkennen. Dies feststellen und es dabei bewenden lassen ist aber nicht das Ende des Problems. Wer beim Lösen einer Rechenaufgabe zu einem falschen Ergebnis kommt, bleibt nicht dabei stehen, daß er das Ergebnis als falsch erkennt. Er geht die Aufgabe nach einmal durch, findet den Fehler, der zum falschen Ergebnis führte und beseitigt ihn. Solange aber der Irrtum durch die ihn umkehrende Wahrheit nicht beseitigt ist, bleibt die Aufgabe ungelöst.

Hat nun der Christliche Wissenschafter festgestellt, was die Wahrheit hinsichtlich eines ihm vorliegenden Problems ist, so ist er bestrebt, sich die Wahrheit zu vergegenwärtigen, d.h. er ist bemüht, an Stelle eines falschen Begriffs den wahren zu setzen. Dies geschieht dadurch, daß er den Irrtum leugnet und unbeirrt an das denkt, was er als wahr erkennt. Er verliert den Mut nicht, wenn der Irrtum beharrlich scheint, sondern fährt fort, standhaft die geistige Kraft, den Stab, zu gebrauchen, den ihm das Verständnis der Wahrheit an die Hand gibt.


Fröhlichkeit bedeutet einen zufriedenen Geist, ein reines Herz, eine freundliche Gesinnung; sie bedeutet Demut und Liebe; sie bedeutet großmütige Wertschätzung anderer und eine bescheidene Meinung von sich selber.—

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