Ich stand in vord'rer Reihe im Gedränge,
Das vor ihm auf dem Marktplatz sich geschart.
Er aber saß in einer off'nen Tür,
Die Kindlein um sich her, und seine Hände,
Sie ruhten segnend auf dem kleinsten, das
Aufkletterte zu seinem Knie, so ganz
Vertrauend seiner Güte und nicht achtend
Der Härte seiner Jünger, die sich mühten,
Aufdringlichen zu wehren. Große, braune,
Sehnsücht'ge Augen schauten in die stillen,
Weiten Tiefen seiner Zärtlichkeit.
Es jauchzte laut, wie kleine Kinder tun,
Die einen Freund und Spielgenossen fanden.
Er aber, seine Arme um die Schar,
Blickt rings umher, und er begann zu reden
Vom Himmel, von des Vaters Liebe und
Vom Reich, das solchen Kindlein zugehört,
Daß ihre Engel Gottes Antlitz seh'n
In Reinheit und in wolkenloser Unschuld.
Und als er sprach, schien es, wir alle wären
Wie kleine Kindlein in des Vaters Augen,
Nicht länger sündhaft und in alter Bosheit,
Und schwer beladen mit der Last der Jahre,
Mit Einsamkeit und Qual enttäuschten Hoffens,
Nein, wie die Vögel frei und rein wie Schnee.
Und dann erzählte er von einem Schaf,
Das einst im Dickicht sich verirrte, um
Ziellos, eigenwillig zu verweilen,
Wo Dorngestrüpp und gier'ge Wölfe warten
Auf ihre Beute; wie der Hirte ausging,
Der treue Hirte, um das Schaf zu suchen,
Und fest beharrte, bis er es gefunden.
Wie war er froh ob dieses einen Schafs,
Mehr denn ob allen, die im Stall geborgen!
Und also ist es auch des Vaters Wille,
Daß keines dieser Kleinen straucheln soll,
Verloren geh'n im Dorngestrüpp der Sünde.
Und als er sprach, sucht mich sein steter Blick,
Dem ich begegnete, von Tränen blind,
Und wie er mich wie Regenschauer traf,
Fühlt' ich die Schuld vergeh'n und blieb zurück
Erfrischt, wie Frühlingsblumen nach dem Regen,
Wenn im April der Himmel rein gefegt
Von Wolken, und das klare Blau sich zeigt
In lichtem Glanz. So schwanden meine Sünden,
Wie Nebel vor der Morgensonne weicht.
Alles Vergang'ne war wie eitler Traum
Von törichten Gebilden ohne Wert.
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