Die Christliche Wissenschaft liefert die unfehlbare Probe auf Wirklichkeit, nämlich ihre Vollkommenheit. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 353 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”: „Vollkommenheit liegt der Wirklichkeit zu Grunde. Ohne Vollkommenheit ist nichts völlig wirklich. Alle Dinge werden weiter verschwinden, bis die Vollkommenheit erscheint und die Wirklichkeit erreicht ist. Wir müssen das Gespenstische in allen Punkten aufgeben”. Was für einen Reichtum an Bedeutung diese Worte enthalten! Sie stellen nicht bloß die große Tatsache fest, daß nur das Wirkliche vollkommen ist; sie zeigen auch, daß alles, was dem materiellen Sinn wirklich scheint, in Wirklichkeit aber unwirklich, unvollkommen ist, verschwinden muß; und ebenso ermahnen sie uns, mit „dem Gespenstischen”, dem Unvollkommenen, dem Unwirklichen nichts mehr zu tun zu haben, wo und wann wir auch versucht sein mögen, daran zu glauben.
Es ist also nichts Unvollkommenes wirklich; nichts Veränderliches, Vergängliches oder Widerwärtiges ist wirklich. Aber die sogenannte Materie ist der Veränderung und dem Verfall unterworfen; folglich ist sie unwirklich. Und da die Materie unwirklich ist, ist alles, was scheinbar von ihr hergeleitet ist, jede materielle Erscheinung, auch unwirklich. Mit andern Worten, nichts, worüber der materielle Sinn uns zu unterrichten vorgibt, ist wahr. Daher sind Krankheit und Sünde in allen ihren vielerlei Formen unwirklich. Widerwärtigkeit, Freud-losigkeit, Leid alle Erscheinungsformen des Mißklangs haben kein wirkliches Sein, weil sie mit Unvollkommenheit gebrandmarkt sind. Die Christliche Wissenschaft leistet Wunderbares, indem sie die Menschen mit dem Verständnis ausrüstet, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen zu unterscheiden, und sie befähigt, an jenem festzuhalten und dieses zu verwerfen.
Anscheinend leben also die Menschen in einem Bewußtseinszustand, der teils wirklich, teils unwirklich ist. Aber der Christliche Wissenschafter, der durch seine Kenntnis der Tatsache, daß „Vollkommenheit der Wirklichkeit zu Grunde liegt”, zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen unterscheiden kann, ist gewappnet, den falschen Ansprüchen der Unwirklichkeit entgegenzutreten und sie zu besiegen. Dies gilt ebenso für Krankheit und Sünde wie für jede andere Irrtumsform. Es wird einem Leidenden unvergeßlich bleiben, wenn er durch das Verständnis, daß seine Krankheit im vollkommenen Prinzip keine Stütze hat, zu der Erkenntnis ihrer Unwirklichkeit erwacht; denn ein solches Erwachen bedeutet die Heilung der Krankheit. Ähnlich verhält es sich mit der Sünde: zu der Erkenntnis erwachen, daß das Böse vom Prinzip nicht gestützt wird, heißt fähig sein, der Sünde zu entsagen und von ihrer Knechtschaft befreit werden.
In den mehr als sechzig Jahren, seit Mrs. Eddy die Christliche Wissenschaft entdeckte, haben Schüler dieser Wissenschaft die Unwirklichkeit des Unvollkommenen in zahlreichen Fällen bewiesen. Durch die Erkenntnis der Vollkommenheit Gottes und des Menschen haben sie jede Art Krankheit und Sünde überwunden zerstört, geheilt. Mit Recht kann man sagen, daß mit dem Kommen der Christlichen Wissenschaft eine neue Zeit angebrochen ist; denn damals begann man wissenschaftlich zu beweisen, daß Krankheit, Böses alle Widerwärtigkeiten unwirklich sind, weil sie der Vollkommenheit ermangeln. Und seitdem hat sich das Denken der Welt im allgemeinen sehr zum Segen des Menschengeschlechts beständig diesem Standpunkte genähert.
Christus Jesus verstand klar, daß das wirkliche Sein, Gott und Seine Schöpfung, der Mensch, vollkommen ist. Hätte er sagen können: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”, wenn er dieses Verständnis nicht gehabt hätte? Jesus verlangte damit nichts Unmögliches; es war vielmehr eine Aufforderung, das in Wirklichkeit Bestehende, nämlich unser aller vollkommenes geistiges Selbst, zu beweisen. Der Christliche Wissenschafter verliert dies nie aus den Augen. Der Irrtum mag scheinbar langsam weichen, die Unvollkommenheit mag sich langsam auflösen; aber er weiß bestimmt, daß es in dem Verhältnis geschehen muß, wie die Menschen verstehen, daß nur das Bollkommene wirklich ist. Unsere Führerin sagt: „Inmitten der Unvollkommenheit wird die Vollkommenheit nur stufenweise erblickt und erkannt. Die Zeiten müssen sich langsam zur Vollkommenheit emporarbeiten” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 233).
Die Tatsache, daß Vollkommenheit denkbar, und nicht bloß denkbar ist, sondern auch verwirklicht werden kann, ist ein anspornendes Ideal. Denn mit dieser Tatsache können wir uns hoffnungsvoll und mutig daran machen, den sich uns aufdrängenden irrigen Annahmen entgegenzutreten und sie zu meistern. Das Wissen, daß nur das Vollkommene wirklich ist, und daß das Böse daher unwirklich ist, sollte uns das Vertrauen einflößen, daß wir alle die Menschheit scheinbar heimsuchenden Leiden bekämpfen können, und sollte alle Furcht und Sorge um die künftige Geborgenheit der Menschen zerstören. Die christlich-wissenschaftliche Bewegung verbreitet heute die geoffenbarten Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft in der ganzen Welt. Sind wir nach allem, was diese Wissenschaft für so viele schon getan hat, nicht berechtigt zu glauben, daß diese Wahrheiten schließlich alles Unwahre, Unvollkommene, Widerwärtige, Unwirkliche zerstören werden?
Der Christliche Wissenshcafter ist ausgerüstet geistig ausgerüstet —, jeder Irrtumsform entgegenzutreten. Demnach sollte er nicht lässig sein, seinen Mitmenschen im Einzelfalle bei ihren Krankheiten, Sünden oder Widerwärtigkeiten zu helfen. Ferner sollte er in das Anwenden seines Verständnisses auf die allgemeinen Weltprobleme Vertrauen haben. Manchmal mag er glauben, daß es seine Pflicht seì, eìn Übel mündlich oder schriftlich bloßzustellen, und es dabei bewenden lassen. Aber das genügt nicht. Der Christliche Wissenschafter muß die Ansprüche des Bösen nicht bloß aufdecken, er muß sie als unwirklich als nichts erkennen. Ja, es ist unumgänglich, daß er es tut.
„Sei eingedenk, daß die Vollkommenheit des Menschen wirklich und unantastbar ist, wohingegen die Unvollkommenheit verwerflich und unwirklich ist und nicht von der göttlichen Liebe herbeigeführt wird". Diese Worte unserer Führerin in Wissenschaft und Gesundheit (S. 414) stehen dem Christlichen Wissenschafter dem Sinne nach beständig vor Augen. Wie er sich über die darin enthaltene Wahrheit freut! Die Menschen mögen langsam zu der Erkenntnis der Vollkommenheit der Schöpfung erwachen; aber durch die göttliche Wissenschaft wissen wir, daß der Mensch, das Ebenbild oder die Widerspiegelung Gottes, vollkommen ist, und daß der irrige Glaube an Unvollkommenheit durch das Verständnis und den Beweis dieser großen Wahrheit schließlich vollständig zerstört werden und unser wirkliches Selbst in der ganzen Schönheit des ewigen Seins erscheinen wird.
