Die Menschen glauben oft allzu unbestimmt, daß das Gute über das Böse siegt. Ihre Ungewißheit rührt von dem Glauben her, daß das Böse wirklich sei und sich mit dem Guten messen könne. Solange man nicht verstehen lernt, daß Gott, das Gute, die einzige wirkliche, zur Erhaltung der Gerechtigkeit göttlich ausgeübte Macht ist, schwankt man zwischen einem unklaren Glauben an das Gute und einer quälenden Furcht vor dem Bösen hin und her.
Die Christliche Wissenschaft bietet uns keine verwirrenden oder widerstreitenden Theorien zur Annahme und Führung. In dieser Religion beginnen alle Schlußfolgerungen unbedingt mit Gott, dem Geist; sonst wären sie nicht geistig. Gott besteht durch sich selber, Er ist die Quelle aller Intelligenz, Kraft, Entschließung, Tätigkeit. Sind diese und andere geistigen Eigenschaften auf den einen und einzigen Gott und Seine Schöpfung beschränkt, so kann offenbar nichts Gott Unähnliches eine dieser Eigenschaften haben oder ausüben. Mary Baker Eddy schreibt in „Christian Healing” (S. 10): „Vergessen wir nicht, daß Gott—das Gute—allmächtig ist; daher ist das Böse ohnmächtig. Das Gute hat nur eine Seite,—es hat keine schlimme Seite. Die Wirklichkeit hat nur eine Seite und zwar die gute Seite”. Materielle Annahmen sind das Gegenteil des Lebens, der Wahrheit und der Liebe, weil sie Gott, dem Guten, unähnlich sind. Das Böse ist eine irrige Annahme, keine Tatsache; es wohnt ihm kein eigenes Vermögen zu handeln inne, sondern es scheint nur das zu tun, was wir irrtümlich glauben, daß es tun könne.
Mrs. Eddy stellt das Böse und seinen scheinbar hypnotischen Einfluß in dem, was es zu sein und zu tun beansprucht, bloß, um den Sterblichen zu zeigen, wie sie ihre Furcht überwinden und dem Irrtum, den sie für wirklich gehalten haben, einsichtsvoll entgegentreten können. Unsere Führerin bewies ihre Erklärungen mit Erfolg, was sichtbare Wirkungen im Leben ihrer treuen Nachfolger bestätigen. Wer gewissenhaft versucht, die Nichtsheit des Irrtums zu beweisen, wird die Liebesmühe der Mrs. Eddy höher schätzen. Aus ihren Schriften geht hervor, daß alles, was Furcht erregt oder Glauben an eine Macht außer Gott, dem Guten, hervorruft, der Christlichen Wissenschaft widerspricht.
Das Böse ist machtlos, da es keine Eigenschaften der Macht hat. Es besteht nicht durch sich selber; es bringt nichts hervor, und es ist keine Quelle der Tätigkeit. Alle denkbare Tätigkeit beginnt bei der Quelle aller Tätigkeit, dem allumfassenden Gott. Das Gute widersetzt sich dem Bösen; und wenn im Leben der Christlichen Wissenschafter die geistige Wahrheit den materiellen Irrtum zu zerstören beginnt, erscheint ihnen das vielleicht als materieller Widerstand. Anstatt aber dem Bösen eine Kraft des Widerstandes gegen das Gute zuzuschreiben, erkennen die Christlichen Wissenschafter, daß die wahre Tätigkeit in ihrem Leben das Überwinden materieller Annahmen durch das göttliche Gemüt ist, und daß Tatkraft ihren Ursprung nicht in der Materie, sondern im Geist hat. Anstatt also die Materie als etwas Wirkliches und Mächtiges in ihrem Denken und Leben herrschen zu lassen, wenden sie sich gegen die leeren Ansprüche sterblicher Annahme, entreißen ihnen ihre Scheingewalt und üben dann mehr von der Oberhoheit des Guten aus, das ihnen durch göttliches Recht zusteht. Aufs bestimmteste fordert Mrs. Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 393) dazu auf, indem sie schreibt: „Gemüt ist Herr über die körperlichen Sinne und kann Krankheit, Sünde und Tod besiegen. Mache von dieser gottgegebenen Vollmacht Gebrauch”.
In keiner Hinsicht ist etwas, was Gott gemacht hat, der Materie und dem Bösen unterworfen, und die Christlichen Wissenschafter sehen nicht auf die Materie, um die Wahrheit über ihr wirkliches Selbst festzustellen. Mrs. Eddy schreibt (in dems. Buche, S. 456): „Solange die Materie die Basis der Betätigung ist, kann Krankheit durch den metaphysischen Vorgang nicht wirkungsvoll behandelt werden”. Alles, was sie über das Heilen geschrieben hat, kehrt den materiellen Irrtum auf der von ihr gegen jeden Irrglauben wissenschaftlich errichteten sicheren Grundlage der Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung um.
Das falsche sogenannte sterbliche Gemüt und seine Trugvorstellungen verschwinden vor der in der Christlichen Wissenschaft gelehrten Wahrheit, daß alle wirkliche Intelligenz, Tätigkeit, Entschließung und Macht nur Gott gehören. Sünde, Krankheit und Tod sind völlig unwirkliche Annahmen und können einen, den ein Verständnis Gottes stützt, nicht schrecken. Sie können jene geistige Wirklichkeit nicht antasten, von der der Offenbarer erklärt: „Es wird nicht hineingehen irgend ein Gemeines und das da Greuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes”.
Gehe nicht im Kampf mit bösen Gedanken oder Willensneigungen auf, sondern beschäftige dich ernstlich mit einem guten Gedanken oder Zweck, bis jene bösen Gedanken vergehen.—