Unsere erleuchtete Führerin Mary Baker Eddy erklärt „Engel” u.a. als „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 581), und Christus Jesus sprach von „den Engeln im Himmel”. Es ist also leicht einzusehen, daß die Engel oder die himmlischen Eigenschaften und Gedanken im geistigen Bewußtsein, der wahren Wohnstätte des Menschen, beherbergt werden.
Die meisten Menschen haben eine hohe Meinung vom Heim. Heimatlos sein gilt als schweres Mißgeschick. Die Lehren der Christlichen Wissenschaft zeigen jedoch, daß das Heim wie alle nützlichen und schönen Eigenschaften und Besitztümer eigentlich im Reich des Denkens ist, und daß niemand heimatlos zu sein braucht. Jung und alt, die Alleinstehenden, die Familie — alle können ein Heim, einen Ort haben, wo sie Engel beherbergen können.
Wenn sich das Denken durch das Ergründen der Christlichen Wissenschaft vergeistigt, erhebt sich der Begriff Heim beträchtlich über den Allgemeinbegriff rein menschlicher Einrichtungen und wird durch das Erkennen der Wahrheit darüber geheiligt. Das Heim ist in erster Linie eine Stätte des Schutzes, die liebevolle Gesellschaft oder liebliche Abgeschiedenheit bietet. Aus verstehendem Herzen schrieb unsere liebe Führerin in „Christian Science versus Pantheism” (S. 3), wenn sie von „der reichen Düsterkeit der Natur” sprach: „Die Einsamkeit ermangelt nur eines Reizes, um sie halb göttlich zu machen — eines Freundes, dem wir zuflüstern können: ‚Einsamkeit ist lieblich‘”. Aus ihren Lehren lernen wir, daß selbst dort, wo menschliche Gesellschaft fehlt, diese scheinbare Leere durch geistiges Verständnis von Freude erfüllt sein kann. Das Innewerden von Engeln, von „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen”, füllt jede scheinbare Leere aus, verleiht ein Gefühl lieblicher geistiger Gesellschaft und macht es jedem Menschen möglich, sich überall und, durch das Verstehenlernen des Geheimnisses unablässigen Betens, auch zu allen Zeiten ein reich ausgestattetes, himmlisches Heim zu verwirklichen.
Da der Himmel das anerkannte Zeichen der Allgegenwart Gottes ist, kann nur in der Erkenntnis Seiner Gegenwart ein Zustand himmlischer Eintracht bestehen. Dieses Verständnis macht den Himmel — das Heim — leicht, augenblicklich und allgemein zugänglich. Ist diese Offenbarung nicht eine wunderbare Wohltat, die den Menschen dadurch zuteil wird, daß unsere erleuchtete Führerin die Christliche Wissenschaft erläuterte?
Ein Heim wird selten aus rein eigennützigen Beweggründen gegründet. Gewöhnlich wird es mit liebevollem Vorbedacht und in der Absicht gegründet, es geliebten Menschen behaglich zu machen; und ein richtig gegründetes und durch bewußtes Festhalten des wahren Begriffes von Gott und dem Menschen unterhaltenes Heim ist ein das Göttliche widerspiegelnder Einfluß, der alle damit in Berührung Kommenden durch diese selbstlose Liebe erquickt und erbaut. Auf Seite 454 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und der Rede und Handlung Stärke und Freiheit”; und einen Satz vorher lesen wir: „Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg”. Wer aus rechten Beweggründen ein christlich-wissenschaftlichen Forderungen entsprechendes Heim zu unterhalten sucht, kann erwarten, daß er mit der Erleuchtung und Erkenntnis gesegnet wird, wie dies am besten zu vollbringen ist; daß er ferner mit Gedanken gesegnet wird, die sich Engeln gleich über das Materielle in das geistige Reich erheben, und daß er ebenso mit der Kraft und der Freiheit gesegnet wird, wodurch er diese richtigen Beweggründe in der alltäglichen Umgebung ausdrücken kann. Außerdem kann er zu immer größerer Nützlichkeit und Dienstleistung geführt werden, wenn er sich bei der Entfaltung größerer Gelegenheiten, andere zu segnen, auf die Liebe verläßt.
Wer einem Heim vorsteht und für eine Familie sorgt; wer ein Heim, das ein würdiges Beispiel des geistigen Begriffs ist, zu verwirklichen sucht; wer jeden Tag mit dem „täglichen Gebet” aus dem Kirchenhandbuch (Art. VIII, Abschn. 4) beginnt; wer darauf bedacht ist, den Dingen „des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit” den Vorrang zu geben und sich bemüht, seine täglichen Angelegenheiten von Gott leiten zu lassen, tut ein großes Werk. Hören wir nicht oft sagen, daß mehr geheiligte Heime nötig seien, damit die Weltlichkeit ihre Anziehung verliere? Diese Aufforderung findet bei ernsten Christlichen Wissenschaftern Anklang. Im Heim werden heranwachsende Bürger erzogen. Dort sollten ihre Tugenden herangebildet werden, dort sollte ihre Erziehung erweitert, ihnen reine Religion eingeschärft, ihr bewußter Widerstand gegen das Böse gestärkt, Liebe zum Guten und Wahren gepflegt und jedem einzelnen die Verantwortlichkeit der richtigen Erhaltung eines geheiligten Heims eingeprägt werden.
Eine heilige Pflicht ruht also auf dem, der einem Heim vorsteht. Beim Erfüllen seiner Pflichten kann er heilige und „unsichtbare Dinge berühren und handhaben”, und unerschütterlich heilende Gedanken festhalten und weise anwenden.
Durch ein Verständnis der Wahrheit können wir die Gewißheit haben, daß das Böse ohnmächtig ist, sich mit dem Guten zu messen, daß Mißklang von einem Heim ausgeschlossen ist, wo „Herzen und Hände vereint” sind, wo die daran Beteiligten glücklich sind in dem Bewußtsein, daß Gott allein alles liebevoll regiert. Ein solches aufbauendes Denken verdrängt Untätigkeit und Mangel. In einer die göttliche Liebe widerspiegelnden Umgebung der Liebe verliert Eigennutz seine scheinbare Wichtigkeit. Geringfügigkeiten, die zuweilen die Ursache vieler Aufregungen und Unannehmlichkeiten sind, verlieren alle Bedeutung. Andersartige menschliche Neigungen und vormals störende Züge in anderen verlieren ihre Bedeutung in dem Maße, wie der Eigendünkel abnimmt und von uns abfällt, und wir die Wahrheit der Worte des Apostels erkennen und anwenden: „Die Liebe ist langmütig und freundlich. ... Die Liebe höret nimmer auf”.
In einem Heim, wo im Sinne der ernsten Mahnung des Apostels Paulus an die Philipper nichts „durch Zank oder eitle Ehre” geschieht, wo jeder die Wirkung seines Handelns auf das Wohl der anderen liebevoll erwägt, wo die Worte weise abgewogen werden und die Goldene Regel allgemein beachtet wird, und wo gute Eigenschaften, die Gott widerspiegeln, gehegt und geübt werden, treffen wir sichtbare Beweise des Wohlwollens an. Auf einer solch umfassenden Grundlage geistiger Wahrheit können wir ein Heim aufbauen, das der Ausdruck wahrer geistiger Schönheit und Nützlichkeit, vom Himmel verliehenen Behagens, ist,— ein Ort, wo Angehörige und Gäste in einträchtigem Wohlergehen weilen können. Kinder und junge Leute, die in einem solchen Heim erzogen sind, werden sich immer mehr der Verantwortlichkeit bewußt, daß sie das Heim vor bösen Eindringlingen zu bewahren haben, da sie wissen, daß es unter der Herrschaft des vollkommenen Gesetzes Gottes steht.
Es ist jedoch nicht zu vergessen, daß wir, selbst wenn ein vorbildliches Heim an himmlischen Eigenschaften teilhat, worin Gesundheit, Eintracht, Erfolg, Glück, Hilfsbereitschaft und liebende Herzen zu finden sind, doch der Versuchung widerstehen müssen, es dabei als einem für die Gegenwart genügenden Segen bewenden zu lassen, da es doch immer nur ein Schrittstein zum schließlichen Beweis des Lebens in Gott, dem Geist, ist. Mrs. Eddy mahnt (Miscellaneous Writings, S. 287): „Sei gewissenhaft in den Familienbeziehungen; sie führen zu höheren Freuden”. Diese Lehre ist bestätigt durch die erleuchteten Worte des Johannes: „Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott”.
