Als der Psalmist schrieb: „Dienet dem Herrn mit Freuden; kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken”, schlug er einen Ton der Zuversicht und des Sieges an. Gott „mit Freuden dienen” und „vor sein Angesicht mit Frohlocken kommen” heißt den Segen beanspruchen, der stets derer harrt, die sich Ihm aufrichtig und in Wahrheit nahen.
Dem göttlichen Prinzip mit freudigem Herzen dienen, ohne Rücksicht darauf, ob alle unsere Probleme schon gelöst sind oder nicht, und was diese Probleme auch sein mögen, ist ein wunderbares Mittel, Erleuchtung zu erlangen. Eine solche Gesinnung hilft jede Schwierigkeit, vor die wir uns anscheinend gestellt sehen, in unserer Vorstellung verringern. Im Guten, in der gegenwärtigen Tatsache der vollkommenen Schöpfung der Liebe, frohlocken, hebt das Denken höher und hilft den Traum des materiellen Sinnes vertreiben. Selbst wenn wir sie noch nicht in vollem Maße erlebt haben, können wir stets sagen: „Ich will fröhlich sein über deine Hilfe”.
Eine junge Schülerin der Christlichen Wissenschaft, der ihre eigene Not sehr groß schien, lauschte begierig den in einer Mittwochabendversammlung gegebenen Heilungszeugnissen. Ein körperliches Gebrechen, Mangel und anscheinend sehr unerfreuliche häusliche Zustände schienen sie zu bedrängen. Als sie alle Dankesäußerungen nacheinander hörte, dachte sie: Wie froh und freudig werde ich sein, wenn alle meine Probleme gelöst sind! Dann kamen ihr die Worte aus Jesu Gleichnis von den anvertrauten Zentnern in den Sinn: „Gehe ein zu deines Herrn Freude!” So ungeheuer schien ihr die Forderung, in Freude einzugehen, solange noch so viele Probleme zu lösen waren, daß sie den Worten zunächst wenig Beachtung schenkte. Sie kamen jedoch wieder: „Gehe ein zu deines Herrn Freude!” Diesmal dachte sie: Wie kann ich es tun, solange mich alle diese Schwierigkeiten bedrängen?
Der Engelbesucher verließ sie jedoch nicht; die liebevolle Mahnung kam noch einmal und noch eindringlicher. Da sagte sie sich demütig und gehorsam: Ich will es tun. Ich will jetzt, sofort, ohne Rücksicht auf Probleme in meines Herrn Freude eingehen und für das in der Christlichen Wissenschaft Gelernte dankbar sein! Da empfand sie zum erstenmal, wie segensreich es ist, ungeachtet scheinbarer äußerer Umstände der göttlichen Liebe mit Freuden zu dienen. Auch blieb dieser Gehorsam nicht unbelohnt; denn durch weiteres ernstes Beten wurde die körperliche Störung vollständig überwunden, das Problem Mangel gelöst, und die Zustände in der Familie wurden einmütig und glücklich.
Wer sich so entschließt, Gott freudigen Herzens zu dienen, versteht, warum Paulus und Silas Gott selbst dann loben konnten, als sie in das innerste Gefängnis geworfen und ihre Füße in den Stock gelegt wurden. Auch weiß er, daß die göttliche Kraft die Befreiung dieser Männer bewirkte; denn er hat selber angefangen, zum Preise Gottes dieselbe befreiende Kraft zu beweisen. Wiederholt hat das Singen eines Liedes aus dem christlich-wissenschaftlichen Liederbuch, besonders eines Liedes unserer Führerin, Einflüsterungen der Verzagtheit, der Krankheit und der Furcht vertrieben. Gott ist immer gegenwärtig. „Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen”, und wenn sich das Denken über die Nebel des Materiellen erhebt, treten wir hier und jetzt unser wahres Erbe Freiheit und Freudigkeit an.
Sollten unsere Beweise sich scheinbar verzögern und wir uns tiefer und bleibender Freudigkeit nicht bewußt sein, so wollen wir uns fragen, in wieweit wir diesem Gebot des Psalmisten gehorchen, und freudigen Herzens in die göttliche Gegenwart eintreten. Sind wir nicht eher geneigt, mit einer Klage und zum Teil mit verstecktem Zweifel, ob Gott uns befreien könne oder wolle, zu kommen? Danken wir, ehe wir um weitere Segnungen bitten, ehrerbietig und demütig für die schon empfangenen Wohltaten? Sind wir der zärtlichen Liebe und Fürsorge, die uns in der Vergangenheit umfangen hat, immer eingedenk und anerkennen wir sie?
Nur der Glaube an die Macht und Wirklichkeit des Bösen kann uns scheinbar unsere Freude rauben, und in dem Maße, wie wir an die Wirklichkeit des Bösen glauben, sind wir die Knechte des Glaubens an das Böse, den wir annehmen. Wer Gott nicht mit Freuden dient, läßt sich durch irgend eine Erscheinungsform des Glaubens an das Böse um sein Geburtsrecht betrügen. Der Meister sagte zu den Jüngern seiner Zeit: „Eure Freude soll niemand von euch nehmen”, und es ist nicht nur Pflicht jedes Christlichen Wissenschafters sondern auch sein gesegnetes Vorrecht, heute zu beweisen, daß diese Erklärung wahr ist.
Ein mit Widerstreben und Zögern oder zweifelnden und niedergeschlagenen Sinnes geleisteter Dienst ist kein wahrer Dienst. Haben wir es nicht gern, wenn wir mit ungezwungener Freude, von ganzem Herzen, unaufdringlich und uneigennützig bedient werden? Und sollen wir unserem Vater-Mutter-Gott Geringeres bieten? Als ein kleiner Christlicher Wissenschafter den Vers aus dem Propheten Jesaja hörte: „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus den Heilsbrunnen”, bemerkte er überrascht: „Ich wußte bisher noch gar nicht, daß Freude das Schöpfgefäß ist”. Wer durch die Christliche Wissenschaft das Geheimnis findet, freudig und wirksam zu dienen, dem erscheint die Arbeit, für sich oder für andere aus den Heilsbrunnen Wasser zu schöpfen, nie mühsam und beschwerlich.
Auf Seite 171 in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” schreibt Mrs. Eddy: „Heute ist die Weissagung Jesajas in Erfüllung gegangen: ‚Die Erlösten des Herrn werden wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen‘”. Und am Schluß ihrer Betrachtung über „Gerechtigkeit, Brüderlichkeit und christliche Nächstenliebe” auf Seite 175 schreibt sie: „Das Lied meiner Seele muß bleiben, solange ich bleibe. Lasset die brüderliche Liebe nicht aufhören! Da unsere geliebte Führerin, die Bahnbrecherin für die Christliche Wissenschaft, selbst in Stunden unablässiger Mühe ein Lied im Herzen haben konnte, soll dies dann bei uns, denen der Pfad vorgezeichnet und der Weg in der Wissenschaft durch ihre Liebe und Fürsorge gesichert ist, nicht auch der Fall sein? Sollen wir nicht weiterstreben, daß jede Stunde des Dienens durch die Gewißheit des Vollbringens froh wird?
