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Befreiung von Mesmerismus

Aus der September 1933-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In dem Drama Hiob wendet sich einer der Auftretenden nachdrücklich gegen die Plattheiten der älteren Männer. Elihu bekennt, erwartet zu haben, daß Bildad, Eliphas und Zophar mit den Jahren weise geworden wären. In seiner Enttäuschung erklärt er für sich bestimmt, daß es im Menschen „der Geist ist”, dem der Allmächtige Verständnis einflößt. Ebenso muß die Unvernunft der Theologen und Philosophen, die versuchten, Gut und Böse in der Lehre miteinander zu verbinden und gleichzeitig Himmel und Hölle als gleichwertige Wirklichkeiten aufrecht zu erhalten, Mrs. Eddy zu denken gegeben haben. Wir wissen, daß sie an ihre Aufgabe, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” zu schreiben, erst herantrat, als sie sich durch viele Heilungen von der Wahrheit ihrer Offenbarung überzeugt hatte. Daher erklärte sie mit Machtbefugnis (Wissenschaft und Gesundheit, S. 403): „Du bist Herr der Situation, wenn du verstehst, daß das sterbliche Dasein ein Zustand der Selbsttäuschung ist und nicht die Wahrheit des Seins”.

Die Erklärung im 1. Briefe des Johannes, daß die ganze Welt „im Argen liegt”, steht, wenn richtig verstanden, mit vorstehender Erklärung im Einklang. Weltlicher Glaube ist ein mesmerischer Zustand, in dem sich Trugvorstellungen behaupten und Wertloses für wert gehalten wird.

Das mit „Arges” wiedergegebene Wort weist auf etwas Drückendes, Betrübendes, Knechtendes, Quälendes hin. Äußerlich kann es einen kranken Leib, verdorbene Speise, eine gefährliche Gegend, einen schlimmen Fall, sowie unheilvollen Rat, widrige Winde, eine ungünstige Zeit bezeichnen. In sittlicher Hinsicht bezeichnet es, daß Schlechtes nutzlos, d.h. zu nichts nütze, also das Gegenteil von Brauchbarem, Nützlichem ist. Unter seinem Einfluß stehen bedeutet also geknechtet sein, am Genuß des Guten, Erfreulichen, Schönen, Nützlichen gehindert sein.

Eine durch den Sohn von Gott kommende lebenswichtige und belebende Offenbarung schützt uns vor dem abstumpfenden, knechtenden Einfluß materieller Trugvorstellung. „Wir wissen”, sagt Johannes, „daß der Sohn Gottes gekommen ist und hat uns einen Sinn gegeben”, wodurch wir den wahren Gott erkennen und so durch unser Einssein mit Seinem Sohn Christus Jesus unser Einssein mit Gott erkennen. Kennen wir Gott, so kennen wir das unsterbliche Leben.

Wir dürfen die Schlußworte des Briefes, die Mahnung des Apostels an seine geliebten Freunde, sich vor Abgöttern zu hüten, nicht selbstzufrieden hinnehmen, als ob wir zum mindesten davor bewahrt wären, etwas mit Götzendienern gemein zu haben, von denen wir in überheblichem Tone gar sagen:

„Der Heid’ in seiner Blindheit
Beugt sich vor Holz und Stein”.

Eine gute Übersetzung der Bibelstelle lautet: Kindlein, hütet euch vor falschen Vorstellungen von Gott! Wie klar doch in der ganzen Geschichte zu erkennen ist, daß falsche Vorstellungen von der Gottheit die Gemüter der Menschen verfinstert und sie in ihrer Verblendung grausam und ungerecht gegeneinander gemacht haben! In Völker- und Religionskriegen haben fanatische Annahmen Haß erregt und so Feuer und Schwert in andere Länder getragen, und in Parteikämpfen hat eine Gruppe oder Einrichtung die Menschen durch Gefängnis, Marter und Hinrichtung „des Lebens, der Freiheit und des ungestörten Glücks” beraubt. Wir, die wir gewohnt sind, christlich-wissenschaftlich zu denken und für die ganze Menschheit Erfolg, Wohlergehen und Glück zu erwarten, müssen uns gegen Versuchung schützen, damit uns kein Glaubensstreit aufgezwungen wird und wir nicht für unsern Glauben streiten anstatt ihn zu veranschaulichen und seinen Wert durch Beweis darzutun.

Der Mesmerismus, der das Denken zahlloser Menschen verwirrt, gleicht einem von der Erde aufsteigenden Nebel. Er ist das Erzeugnis materieller Theorien, die auf irgend eine Art mit dem Glauben an die Wirklichkeit eines Übels und mit einer Überzeugung von dessen fortdauernder Macht zusammenhängen. Ehe wir solche Theorien zu untersuchen beginnen, wollen wir an die Grundtatsache in der Christlichen Wissenschaft, die Fortdauer des Guten, denken. Durch Beweise der Heilung und Umwandlung und Erneuerung des Lebens weiß der Christliche Wissenschafter, wie das Gute als Prinzip durch geistiges Gesetz wirkt. Er glaubt daher nicht mehr an die Ansprüche des Bösen. Diese falschen Ansprüche behaupten sich in vielen Weltanschauungs-, Glaubens- und Heilkundetheorien, die das Familienleben beeinflussen, in gesellschaftliches Wirken eindringen und nationale Beziehungen sinnlos trüben. Zu Jesu Zeit lehrte der Volksglaube die Juden geringschätzig über den Andersgläubigen denken. Dieser Glaube trug später sehr viel zu der Verfolgung des Paulus bei, der durch göttliche Eingebung erkannte, daß das Christentum eine Botschaft für alle Menschen ist.

Die Lehre von der Vererbung des Bösen hat zu Unrecht das Leben vieler Menschen getrübt. Über diesen Glauben gibt es vielerlei Theorien. Hat z.B. ein angesehener Mensch beträchtliches Unglück, so mögen seine Nachkommen glauben und ihre Zeitgenossen bekräftigen, daß Unglück zu dem Hause gehöre. Und so kann es sich ihrem Glauben und ihrer Erwartung gemäß einstellen, bis der Mensch, der glaubt, daß ein Fluch auf ihm laste, durch Aufklärung über Gottes Macht und den Segen des geistigen Gesetzes davon frei wird. Die Theorie, daß jedes Menschengeschlecht wegen der Fehler und Missetaten früherer Geschlechter zu leiden habe, läßt sich vielleicht einigermaßen durch den Augenschein verteidigen. Leidet aber jemand infolge der Missetat eines Vorfahren, so geschieht ein Unrecht, gegen das Propheten Einspruch erhoben haben. Jeremia z.B. legte ernstlich Verwahrung gegen die Bedeutung eines vielleicht zu oft gebrauchten Sprichworts ein. Er äußert die Verheißung, daß die Tage kommen werden, wo die Menschen verstehen werden, daß Gott über Sein Volk wacht. „Zu derselben Zeit”, versichert er, „wird man nicht mehr sagen:, Die Väter haben Herlinge gegessen, und der Kinder Zähne sind stumpf geworden‘; sondern ein jeglicher wird um seiner Missetat willen sterben, und welcher Mensch Herlinge ißt, dem sollen seine Zähne stumpf werden”. Ein Teil des Buchs des Propheten Hesekiel ist der Besprechung dieses Gegenstands gewidmet, und die schließliche Aufforderung zur Buße ist ähnlich der des Johannes des Täufers. Der Ausdruck „Buße” bedeutet Sinnesänderung, d.h. Abkehr von einem falschen oder unzulänglichen Begriff und das Erlangen eines rechten Verständnisses des Lebens.

Wir dürfen nicht vergessen, daß unser Meister in seiner in der Bergpredigt enthaltenen praktischen Lehre die Fesseln solch falscher Lehren und Annahmen brach und die geistige Bedeutung des Lebens und der Lebensarbeit enthüllte; denn seine Zuhörer standen in großem Maße unter dem Einfluß einer von Geschlecht zu Geschlecht übernommenen unrichtigen Lehre. Später berichtete er in seinem Lehren auf die denkbar einfachste Art den allgemeinen Glauben, daß die widrigen Einflüsse, denen jeder ausgesetzt ist, sein menschliches Erbteil seien. Diese Theorie ist weit verzweigt. Versicherungsgesellschaften leiten ihre Erwartungen bezüglich der Lebensaussichten eines Menschen davon ab, was sie über die verschiedenen Krankheiten, an denen seine Vorfahren gelitten haben, in Erfahrung bringen können. Vermeintlich soll der Mensch Anlagen nicht nur zu den Krankheiten sondern auch zu den Sonderbarkeiten und Sünden seiner Vorfahren erben. Hinter ihm steht eine unbekannte Reihe Menschen, die vermeintlich einen stillen Einfluß auf ihn ausüben und sein Leben in Unordnung und Verwirrung bringen.

Mancher ist im Banne des schrecklichen Übels Trunksucht infolge der Überlieferung, daß dieser Fluch auf dem Vater und vielleicht schon auf dem Großvater gelastet habe und deshalb für ihn keine Hoffnung bestehe. Die Christliche Wissenschaft hat in zahllosen Fällen das Verlangen nach starken Getränken, sei es vermeintlich ererbt oder angewöhnt, geheilt. Der Einfachheit halber klärte Jesus diesen ganzen verwickelten Mesmerismus auf mit den Worten: „Und sollt niemand Vater heißen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist”. Als er daher seine Jünger beten lehrte, gab er ihnen im ersten Satz des seit Jahrhunderten beliebten Gebets des Herrn ein Heilmittel für alle Mißverständnisse über Vererbung. Wer aus rechtem Beweggrunde und mit Verständnis betet, macht sich, schon wenn er den ersten Satz beginnt, durch sein Gebet und seine Erkenntnis für alle Segnungen des Himmelreichs empfänglich. Er beansprucht erwartungsvoll, was der Apostel Petrus als unvergängliches Erbe bezeichnet. Der durch rechte Erkenntnis des Lebens aufgeklärte Christliche Wissenschafter kann denen helfen, die durch den Mesmerismus der üblichen Annahmen verwirrt und verblendet sind. Kommt jemand die Gegenwart Gottes, des Prinzips des wirkenden Guten, zum Bewußtsein, so schwinden böse Vorurteile einfach dahin.

Auch über den sogenannten Einfluß vor der Geburt gibt es eine Reihe Theorien. Die Freudlosigkeit, Unzufriedenheit oder Ungeduld einer Mutter oder ein schreckliches oder unheilvolles Erlebnis soll dem Kinde die Last eines Gebrechens oder der Furcht auferlegen. Solange man hierüber so denkt und es für unvermeidlich hält, mag es den Anschein haben, als ob das Leben und das Glück des davon Betroffenen der menschlichen Annahme gemäß begrenzt sei. Aber auch in solchen Fällen vertreibt die Kraft der göttlichen Liebe die Furcht und erleuchtet das verdüsterte Gemüt mit der Zusicherung eines göttlichen Plans für des Menschen Wohl. Sie befreit den geknechteten Menschen, daß er sich aus der Knechtschaft erheben und wahrnehmen kann, was der Mensch als Gottes Kind ist.

Ferner haben wir das Wiederaufleben der Sterndeuterei. Eine fast unglaubliche Zahl Menschen glaubt an bezahlte Entscheidungen über den Einfluß der Sterne auf ihr Leben. Einst wurden die Sterne über Reichsangelegenheiten befragt, und oft war der Zauberer ebenso angesehen wie der Herrscher. Heute lassen allzuviele Menschen ihr Leben durch das wohlfeile Horoskop beherrschen und werden stumpf gegen die göttliche Vorsehung, die sie zu verstehen suchen sollten. Die Christliche Wissenschaft fordert nicht zu untätiger Unterwerfung unter ein mutmaßliches Schicksal sondern zum Denken auf und will alle Menschen zum Verständnis der Worte im Buch Hiob führen, daß wir Gott erkennen lernen und dadurch Frieden finden und das Gute wahrnehmen sollen.

Im Jahre 1875 wurde das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch herausgegeben. In jenem Jahre bildete sich ein Verein zur Verbreitung theosophischer Ansichten in den Vereinigten Staaten, Ansichten, die man als nicht-christlich bezeichnen kann. Eine unter den Tausenden von falschen menschlichen Vorstellungen und Überlieferungen, die das Fortbestehen des Bösen als Macht vorsehen, erklärt schlimme Zustände auf dem Grunde, daß ein Mensch alles, was er ernte, auch gesät haben müsse. Krankheit, Leid, Unglück in jedem Leben werden als Strafe für Missetaten in früheren Leben erklärt und philosophisch gerechtfertigt. Der Leidende muß sein Mißgeschick tragen, und der freundliche Zuschauer muß es als Beweis der Weltgerechtigkeit ansehen. Dem gegenüber haben wir in der Lehre der Christlichen Wissenschaft die wiederholte Bekräftigung der schallenden Worte des Paulus, daß wir das Böse mit Gutem überwinden müssen. Der Apostel behauptet auch, daß wir die Pflicht haben zu helfen, wenn er sagt, daß wir in Erfüllung des Gesetzes Christi die Lasten anderer tragen müssen. Der Apostel zeigt, wie sich jeder in seiner eigenen Arbeit bewähren muß, und erklärt, daß schließlich allen Menschen die Arbeit erleichtert werden wird, wenn jeder seine eigene Last trägt. Lasset uns einen Augenblick innehalten und uns im voraus über den Frieden freuen, der herrschen wird, wenn die Menschen Gott erkennen werden, und wenn jeder seine Pflicht erfüllen wird! Dann wird unser sogenanntes mühseliges Leben in der frohen Bekundung des wahren Seins verschwinden.

Einer der ungünstigen Einflüsse unserer Zeit kommt von einer käuflichen Presse, der es in erster Linie auf weite Verbreitung und Ausbeutung des unsozialen Treibens verblendeter Menschen ankommt, die sich mit Erpressung, Drohbriefen, Menschenraub, Mord gegen Entgelt abgeben und in jeder Hinsicht verwahrlost sind. Wie unbarmherzig es ist, des Aufsehens wegen menschliches Elend in die Länge zu ziehen, indem man es der Gefühllosigkeit neugieriger Massen preisgibt! Und wie sinnlos, Unschuldige durch unzutreffende Beschuldigungen zu foltern und gefühlsmäßige Bewunderung für den erfolgreichen Verbrecher zu erregen, dessen vorübergehender Erfolg nur in anderen Gelüste wecken muß! Aber wir haben das ermutigende Wort Jesajas: „Wenn der Feind eindringt wie eine Flut, wird der Geist des Herrn ein Banner gegen ihn aufrichten” (engl. Bibel). Durch Beten ohne Unterlaß kann man sein Leben von solchen finsteren und geheimnisvollen Einflüssen befreien und das wirkliche Selbst des Menschen entdecken. Dann erkennt man Gott als Vater und kann Ihm alle Macht zuschreiben und dieser Macht mit seiner ganzen Liebe gehorchen.

Das Heilmittel für menschliche Unordnung ist das Erscheinen des neuen Menschen, der seinen Ursprung in Rechtschaffenheit offenbart. Wir sollten dieses Erscheinen willkommen heißen; wir sollten das Menschentum durch mutige und gerechte öffentliche Meinung unterstützen. Rechtdenkende Männer und Frauen sollten sich in Zweck und Bestreben zusammenschließen. Es ist leicht einzusehen, wie wertvoll es im Geschäftsleben ist, daß die Menschen in der Wissenschaft der Zahlen miteinander übereinstimmen. Aber wie mächtig muß schließlich Güte in der Welt werden, wenn die Menschen in praktischem Christentum miteinander übereinstimmen und seine erlösende Kraft verstehen!

Die Menschen werden in großem Maße durch Heilung von den Ansprüchen des Mesmerismus erlöst und befreit. Die Heilung gleicht dem Erwachen aus einem bösen Traum. Heilung bringt wahre Freiheit, das Eingehen ins Leben. Wer sie erlebt, ist wahrhaft von oben geboren im Sinne des Gesprächs Jesu mit Nikodemus. So vergeht also durch Läuterung und Erneuerung, durch unser Annehmen der göttlichen Schöpfung der Einfluß des Mesmerismus, und wir treten die Freiheit der Gerechtigkeit an.

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