Auf Seite 379 des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” spricht Mary Baker Eddy von einem Versuch, den Studenten an einem Verbrecher vornahmen, um die Wirkung der Einbildungskraft auf den Körper zu erproben. Dieser Mensch, dem die Augen verbunden waren, erlag seiner Annahme, daß er sich verblute, als er eine warme Flüssigkeit über seinen Arm rieseln fühlte und nicht wußte, daß es nur Wasser war. In „Christian Healing” (S. 19) nimmt Mrs. Eddy wieder Bezug auf diesen Versuch und schreibt: „Sie stellten fest, daß Gemüt jedes Organ und jede Verrichtung des Körpers unmittelbar und vollständig regiert, sonst hätten diese Verrichtungen nicht unabhängig von materiellen Zuständen durch Gemüt zum Stillstand gebracht werden können”. Ohne Zweifel wäre die Täuschung vernichtet worden und der Mann am Leben geblieben, wenn ihm die Binde von den Augen genommen worden wäre und er die Lage klar gesehen hätte.
Bildlich gesprochen befindet sich der Schüler der Christlichen Wissenschaft manchmal, wenn er vor einem Problem steht, in einer ähnlichen Lage. Vom Sinnenzeugnis, das er für wirklich hält, getäuscht, ist er gegen die wirklichen Tatsachen betreffend den Menschen und seine geistige Vollkommenheit als Gottes Idee verblendet und hält etwas, was nicht geistig wahr ist, für wahr. Wird diese verblendende Binde, die Weltlichkeit, von seinem Denken entfernt, so entrinnt er den Folgen seines Glaubens an eine Trugvorstellung, seines Glaubens, daß ein unwirklicher Zustand wahr sei.
Bei diesem Beseitigen der verblendenden weltlichen Annahmen erweist sich das Sichvertiefen in die Bibel und in das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch in Verbindung mit den Lektionspredigten im christlich-wissenschaftlichen Vierteljahrsheft überaus hilfreich. Durch das Annehmen der geistigen Wahrheit über den Menschen und das Erlangen geistigen Verständnisses kann man die völlige Unwahrheit der Widerwärtigkeit, die der materielle Sinn darbietet, erkennen. Kein Irrtum kann den Anschein erwecken, daß er Macht habe, wenn er als Trugvorstellung erkannt wird. Das Kapitel „Fruitage”, das letzte Kapitel [der englischen Ausgabe] des Lehrbuchs, besteht bekanntlich aus Erlebnissen derer, die früher durch die Trugvorstellungen des materiellen Sinnes gegen die Harmonie des Menschen blind waren, die aber durch Ergründen oder Lesen dieses Buches die Trugstellung vertreiben und zu einer besseren Erkenntnis des Geburtsrechts des Menschen erwachen konnten.
„Jede vermeintliche Mitteilung, die vom Körper oder von der Materie kommt, als ob beide intelligent wären, ist eine Illusion des sterblichen Gemüts — ist einer seiner Träume”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 385 und 386 im Lehrbuch. Und sie fügt sofort die Mahnung hinzu: „Vergegenwärtige dir, daß der Augenschein der Sinne ebensowenig in einem Fall von Krankheit wie in einem Fall von Sünde anzunehmen ist”.
Im 4. Kapitel des 2. Buchs von den Königen ist das Erlebnis der sunamitischen Mutter berichtet, die trotz des materiellen Augenscheins, daß ihr Kind tot war, auf des Propheten Frage, „ob’s ihrem Sohn wohl gehe”, auf Grund geistiger Einsicht erklären konnte: „Wohl”. Und durch Elisas Gebet zu Gott wurde ihr die Wahrheit ihrer Behauptung bewiesen und ihr Kind wiederhergestellt.
Gott sieht, daß Seine Schöpfung „sehr gut” ist. „Man kann nichts dazutun noch abtun”. Die Sterblichen leiden jedoch so lang, wie sie Trugvorstellungen für Tatsachen halten. Das Leiden ist ein Beweis ihrer Furcht vor dem Bösen, ihres Glaubens, daß das Böse — das Gegenteil des unendlich Guten — wirklich sei.
Wir danken Gott für das Geschenk, das unsere Führerin der Menschheit gegeben hat,— für diese große Wahrheit, die Christliche Wissenschaft, die die Trugvorstellung, daß der Mensch materiell sei, samt allem Leid, allem Leiden und aller Krankheit, die so oft mit dieser Trugvorstellung verbunden ist, zerstört. Die Christliche Wissenschaft offenbart „die große geistige Tatsache ..., daß der Mensch vollkommen und unsterblich ist, nicht sein wird” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 428). Das Leiden der Sterblichen erweist sich daher, wie es im Falle des Menschen mit verbundenen Augen veranschaulicht ist, als Folge davon, daß sie Zustände für wirklich halten, die der Schöpfung und dem Gesetz Gottes entgegengesetzt sind und durch Befolgen des geistigen Gesetzes geheilt werden können.
