Seine geheimen Fehler bekennen ist nach dem Briefe des Jakobus etwas Lobenswertes. Aber wem soll dieses Bekenntnis anvertraut werden? Und wie kann man, wenn sich jemand findet, der bereit ist, als Vertrauensperson zu handeln, sicher sein, daß das abgelegte Bekenntnis der Wahrheit entspricht, d.h. weder abgeschwächt noch übertrieben ist?
Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt bald verstehen, daß ein Fehler eigentlich kein Unterhaltungsgegenstand sondern etwas ist, das auszuarbeiten und zu berichtigen ist, und daß das wahre Heilmittel für die meisten unserer Sorgen eher in Selbstprüfung als in bloßem Wiederholen unserer Unzulänglichkeiten zu finden ist.
Selbstprüfung kann als wirksames Gegenmittel gegen Selbstgefälligkeit wirken und tut es in der Regel. Es nützt kaum etwas, wenn man seine Verderbtheit oder Unehrlichkeit anderen vormalt; aber in der Stunde der Selbstprüfung kann man einen Kritiker finden, der nicht nur streng sondern auch hilfreich ist. Selbstprüfung ist eine Art Zwiegespräch zwischen zwei Stimmen, die beide unser Ich zu sein scheinen und doch mit miteinander sprechen.
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