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Der Dienst des Gebens

Aus der März 1934-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn die Menschen Gutes nicht auf rechte Art empfangen, können sie es nicht behalten. Der verlorene Sohn im Gleichnis empfing reichlich. Das Teil der Güter, das ihm sein Vater zuwies, hätte wohl zur Gründung eines Unternehmens genügt; aber er suchte eine falsche Umgebung, wo man nur ausgab und nichts verdiente. Und als über die Spender und Verschwender eine Teurung hereinbrach, „fing er”, der mit Vaterliebe erzogen und bereichert worden war, „an zu darben”. Es gebrach ihm am Lebensnotwendigen, und er sah ein, wie sinnlos er sein Gut verpraßt hatte, um persönliche Wünsche zu befriedigen.

Wie viele Menschen sind dauernd unbefriedigt, wünschen dieses und jenes und quälen sich und andere mit Klagen! Ihnen tut eine Gesinnungsänderung not, wie sie im Denken des verlorenen Sohnes stattfand. Der weltlich Gesinnte hat von Besitz und dessen Herkunft eine falsche Auffassung; denn Materie ist weder Besitz noch Ursprung. Das Sein entsteht nicht in Fleisch und Blut, noch besteht des Menschen Leben darin, „daß er viele Güter hat”. Jesu Heilmittel für unbefriedigtes Verlangen war: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes”, und hinsichtlich der Lebensbedürfnisse fügte er hinzu: „So wird euch solches alles zufallen”.

Wie die Menschen bei rechtem Suchen und Finden anders denken lernen, werden ihre Wünsche erhabener, was in ihren Gebeten zum Ausdruck kommt. Sie bitten nicht mehr um irdische Dinge und hängen nicht mehr am Irdischen. Ihre Gebete sind der Ausdruck des Verlangens nach himmlischen Dingen, nach Eigenschaften, die vom wirklichen Leben zeugen und dem Gemüt gleichen. Niemand kann nun die Eigenschaften, die Gottes Bild und Gleichnis offenbaren, nur für sich wünschen. Der geistig Aufgeklärte erhebt sich über persönliche Begrenzungen und kann nicht selbstsüchtig sein. Das Formelgebet, das man in gewissen Zeitaltern kaufen konnte, und das dem Käufer Segen bringen sollte, war nur etwas Äußerliches, aber kein wahres Beten. Von solchem Beten kann man sagen: „Ihr bittet, und nehmet nicht, darum daß ihr übel bittet, nämlich dahin, daß ihr’s mit euren Wollüsten verzehret”. Diese Stelle aus dem Briefe des Jakobus lautet in der neubearbeiteten [englischen] Bibelübersetzung: „daß ihr’s in euren Lüsten vergeudet”.

Dieses falsche Erwarten und dieses Flehen um persönliche und zeitliche Wohltaten haben in der menschlichen Geschichte zu falschen Religionen mit unzähligen falschen Göttern geführt. Bei den Heiden können anscheinend sogar Verbrecher ihre besonderen Götter haben, die sie anrufen können. Der Übeltäter bezahlt seinen Gott und erwartet bei seinen menschenfeindlichen und unmenschlichen Plänen geheimnisvolle Hilfe. Wahres Gebet dagegen muß im Menschen Läuterung und Erleuchtung bewirken, und sein aufgeklärtes Denken hilft dann die Menschheit erleuchten und aufklären. Solches Beten lehrt die Christliche Wissenschaft. Das „tägliche Gebet” im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn. 4), das Christliche Wissenschafter auswendig lernen, lautet z. B.: „‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!”

Ein auffallendes Merkmal der Gottesdienste in den Kirchen Christi, Wissenschafter, ist das stille Gebet. Die Menschen waren gewöhnt, Gebeten an die Gottheit zuzuhören, in denen die Segnungen aufgezählt waren, nach denen die im Gottesdienst Anwesenden verlangten. Im stillen Gebet können alle, die Gott suchen, ihr Denken zum Geist erheben und geistige Segnungen empfangen, die derart sind, daß sie sie auch anderen mitteilen müssen. Daher schreibt das Handbuch mit Bezug auf „das Gebet in der Kirche” vor: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sollen insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden dargebracht werden” (Art. VIII, Abschn. 5). Solches Beten für die Gemeinde muß seinem Wesen nach geistige Erkenntnis sein, und es erfordert „die Vorbereitung des Herzens im Menschen”, die nach der Bibel „vom Herrn kommt”. Die Christlichen Wissenschafter erblicken daher eine Pflicht und ein Vorrecht darin, daß sie mit wachsender Erkenntnis ihre eigenen falschen Vorstellungen berichtigen, damit sie wiederum anderen den Weg zur Erlösung durch Liebe zeigen können. Das Gebet in christlich-wissenschaftlichen Kirchen übt daher einen segnenden Einfluß aus. Es macht sich während des Gottesdienstes eine mächtige Erhebung und das Verlangen fühlbar, das Gute als Macht anzuerkennen. Ein Besucher kann wenigstens vorübergehend an sich selber wahrnehmen, wieviel besser Liebe zu Gott als Eigenliebe ist, wieviel besser Wohlwollen gegen Menschen als Groll ist, wie wunderbar innig und trostreich die göttliche Liebe ist. Das steht im Einklang mit der vor alters gegebenen Bibellehre: „Der Segen des Herrn macht reich ohne Mühe”.

Die Menschen leiden infolge von falschen Anschauungen, wie z. B. dem Bemühen, etwas um nichts zu erlangen. Die heutigen Romane und die unwahren Darstellungen in Lichtspielen gehen mit der Verherrlichung der Unehrlichkeit fast so weit, daß sogar Kinder in Versuchung kommen können, das Verbrechen als eine Laufbahn anzusehen. Leichtfertiges Morden wird als etwas Belangloses und unredlich erworbener Gewinn als der Mühe wert dargestellt. Unehrlichkeit wird verherrlicht und persönliche Feindseligkeit als fesselnd geschildert, obgleich sie tatsächlich nichts anderes als Stehlen und Töten, Begierde und Lüge, also unsittlich und unchristlich sind und den Übeltäter schließlich zu seiner eigenen Niederlage, zu Enttäuschung und Leid führen.

Auch auf dem Gebiete des sogenannten rechtmäßigen Geschäfts wird das rechte Vorbild nicht so klar wahrgenommen, wie es sein sollte. Erstaunlich wenige Männer und Frauen in führenden Stellungen im öffentlichen Leben scheinen lebendigen Anteil am Wohle der Menschheit zu nehmen. Die Verdrängung der Menschen durch die Maschine kann in der Tat ihrem Wohle dienen und sie von erschöpfender Handarbeit befreien; herrscht aber nur der finstere Zweck persönlichen Gewinns vor, so können zahllose Menschen in trostlose Arbeitslosigkeit geraten.

Das grundlegende Lebensbedürfnis ist Gottvertrauen. Durch stetig wachsendes Vertrauen auf das Leben, die Wahrheit und die Liebe werden die Menschen gesegnet und umgewandelt. Die Schöpferkraft Gottes ist auch die erhaltende Kraft, die verheißt: „Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil”. Wenn eine solche Erkenntnis des Seins herrscht, ist leicht zu sehen, wie Selbstmord ausgerottet werden kann. Die Wahrheit hält in Versuchung aufrecht. Sie zerreißt die Schlingen der Verführung. Sie schützt einen vor allen boshaften Lügen anderer und vor eigener sittlicher Ungewißheit. Die Liebe löscht das Höllenfeuer des Hasses, der Eifersucht und des Übelwollens; sie erfüllt die Menschen mit Innigkeit, Freude, Einsicht, bis sie den Frieden erkennen, der wohlwollenden Menschen eigen ist.

Eine der auffallenden Erscheinungen zu Beginn unseres Jahrhunderts war das Entstehen von christlich-wissenschaftlichen Kirchen in so vielen Gemeinden. Sie entstehen ohne Gepränge und bekunden die Freigebigkeit von Menschen, die für Gottes Güte so dankbar sind, daß sie sich allen Menschen gern gastfreundlich erweisen möchten. Fremde werden nicht ersucht, zum Bau dieser Kirchen beizutragen, die nur der Ausfluß des Wohlwollens der Christlichen Wissenschafter sind. Vertreten die Kirchen rechtschaffen die christlich-wissenschaftliche Bewegung, so entsprechen sie der Verheißung, daß unter wohlwollenden Menschen Friede auf Erden kommen wird. Die Regel ist, daß die Atmosphäre solcher Kirchen den Bekümmerten, den Beunruhigten und den Leidtragenden eine friedliche Zuflucht ist, wo sich der wahre Geist der Anbetung entfalten kann und die Herzen so bewegt werden können, daß sie jenen göttlichen Frieden, der des Menschen wahres Erbteil ist, empfangen können, und der verstanden werden kann, sobald das menschliche Herz die Wohltätigkeit des göttlichen Plans dankbar anerkennt.

Das in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen gebotene Lehren ist unpersönlich. Der eingesetzte Pastor jeder Kirche ist die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy. Die aus diesen Büchern vorgelesenen Stellen verkündigen die Weisheit der Zeitalter in der wissenschaftlichen Auslegung, die dem menschlichen Bewußtsein zur festgesetzten Zeit aufdämmerte, und die unsere Zeit mit ihrer Aufklärung bereichert. Es ist nicht zu verwundern, daß die Besucher über viele Fälle von Erleichterung, Heilung, Aufklärung, neuer Hoffnung und frischem Mut berichten, und daß die Kirchenmitglieder von Woche zu Woche die Gottesdienste gestärkt und erquickt verlassen, um ihren täglichen Dienst des Gebens gelassener und freudiger fortzusetzen.

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