Der aufrichtige und vorurteilsfreie Schüler versteht die Christliche Wissenschaft leicht und wendet sie, nachdem er das Verständnis erlangt hat, ebenso leicht an. Die Christliche Wissenschaft ist, wie der Name sagt, die Wissenschaft des Christentums, die Wissenschaft, die das ganze Wirken Christi Jesu einschließlich aller seiner wunderbaren Worte und aller seiner wunderbaren Werke beseelte. Es ist die Wissenschaft des wirklichen Seins, die das Wesen Gottes, des Schöpfers, und Seiner Schöpfung einschließlich des individuellen Menschen lehrt. Sie offenbart die Gesetze Gottes, jene geistigen Gesetze, die das ganze geistige Weltall regieren. „Die Bezeichnung Wissenschaft, richtig verstanden”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 128 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, „bezieht sich nur auf die Gesetze Gottes und auf Seine Regierung des Weltalls, einschließlich des Menschen”.
Das Ausüben der Christlichen Wissenschaft hängt von der Erkenntnis Gottes, Seiner Schöpfung und Seiner Gesetze ab. Somit ist beim christlich-wissenschaftlichen Ausüben geistiges Verständnis grundlegend. Der Glaube kann daher als vom Verständnis abhängig betrachtet werden. Der Schüler erlangt zuerst eine Kenntnis der Wahrheit; und nachdem er sein Verständnis durch Überwinden irriger oder falscher Annahmen bewiesen hat, ist sein Glaube an die Wahrheit festgegründet. Aber wenn auch der Glaube in dieser Weise dem geistigen Verständnis untergeordnet zu sein scheint, ist er trotzdem bei der Heilarbeit und ebenso zum Wachstum im Verständnis unentbehrlich.
Sehr oft beginnen die Kranken mit dem Ergründen der Christlichen Wissenschaft, um geheilt zu werden. Sie beginnen damit in dem aufrichtigen Verlangen zu lernen und mit dem inbrünstigen Gebet, daß Gott ihnen sich und Sein Gesetz offenbaren möge. So sollte man sich dieser Lehre nähern. Und Tausende, die auf diese Art zur Christlichen Wissenschaft gekommen sind, haben die „köstliche Perle” gefunden, nach der sie lange gesucht hatten, und sind geheilt worden, manchmal von einer Krankheit, an der die Bemühungen der heutigen Arzneiwissenschaft gescheitert waren, manchmal von Sünde, wenn alle Läuterungsversuche vergeblich gewesen waren, manchmal von Leid, Verlust oder Mangel.
Es ist ein Irrtum zu glauben, daß die christlich-wissenschaftliche Ausübung auf das Heilen gewisser Krankheiten beschränkt sei. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 162): „Die Christliche Wissenschaft heilt organische Krankheit ebenso sicher wie sogenannte funktionelle; denn es erfordert nur ein umfassenderes Verständnis des göttlichen Prinzips der Christlichen Wissenschaft, um die höhere Regel demonstrieren zu können”. Alle Arten Krankheit sind durch die Christliche Wissenschaft schon geheilt worden. Kein Übel des Fleisches übersteigt die durch die Christliche Wissenschaft geoffenbarte Heilkraft der Wahrheit, vorausgesetzt, daß diese Wahrheit klar genug erkannt wird.
Die Christliche Wissenschaft ist die große Befreierin des menschlichen Denkens. Sie hilft dem Kinde bei seinen Aufgaben, wie nichts anderes es kann. Sie erleichtert die Last des Geschäftsmanns, lehrt diesen in allem ehrbar und gerecht handeln und führt ihn so zu wahrem Erfolg. Sie hilft dem Denker klarer und besser denken, da sie sein Bewußtsein von den Schlacken der Materialität reinigt. Wie wunderbar die Kraft der Geistigkeit ist! Wir leisten bessere Arbeit, was sie auch sei, und führen sie im Verhältnis zu dem Grade unserer Geistigkeit erfolgreicher aus. In Übereinstimmung hiermit stehen die weiteren Worte auf Seite 128 in Wissenschaft und Gesundheit: „Eine Kenntnis von der Wissenschaft des Seins entwickelt die latenten Fähigkeiten und Möglichkeiten des Menschen. Sie erweitert die Atmosphäre des Gedankens, indem sie den Sterblichen weitere und höhere Gebiete erschließt. Sie erhebt den Denker in seine ureigene Sphäre der Einsicht und Scharfsichtigkeit”.
Bloße Kenntnis des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft heilt nicht. Will man im Ausüben der Christlichen Wissenschaft erfolgreich sein, so muß man sowohl den Geist als auch den Buchstaben dieser Wissenschaft besitzen; man muß den Christusgeist haben. Das hat der große Wegweiser sein ganzes Leben hindurch veranschaulicht. Christus Jesus hatte nicht nur ein tiefgründiges Verständnis von Gott und Seinen Gesetzen, sondern auch den Christusgeist in unbegrenztem Maße. Und der Christusgeist trat in der Liebe, dem Erbarmen, der Zärtlichkeit, der Reinheit, der Demut, der Aufrichtigkeit, der Geistigkeit und der Heiligkeit seines Lebens zutage. Welch einzigartige Verbindung sein Verständnis und der christliche Geist bildeten! Nach beiden trachtet der Christliche Wissenschafter; denn wenn er sie besitzt, kann er heilen, wie Jesus heilte. „Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze”, sagte der Meister.
Die Christliche Wissenschaft ist keine auf Kirchenbrauch und Glaubensbekenntnis gegründete Religion; sie ist eine Religion des Lebens, eine Religion, die gelebt werden muß. Man ist in dem Maße ein Christlicher Wissenschafter, wie man die Wahrheit des Seins kennt und beweist. Unsere Fähigkeit, die Christliche Wissenschaft auszuüben, ist der Maßstab unseres Verständnisses der geistigen Wirklichkeit und unserer Christlichkeit. Der Christliche Wissenschafter muß immer bestrebt sein, dieses Verständnis und diese Christlichkeit zu stärken. Und wieviel Gebet, wieviel hingebungsvolle Gemeinschaft mit Gott, wieviel Streben, den Menschen zu kennen, wie Gott ihn kennt, als das vollkommene Bild und Gleichnis Gottes, das bedeutet! Jesus erlangte das Verständnis, das das Grab öffnete und bewies, daß das Leben des Menschen unsterblich ist, nicht in einem Tage. Ebenso verhält es sich mit jedem von uns. Wir müssen die Wahrheit verstehen, beweisen, daran glauben und so in ihrer Erkenntnis fortschreiten.
Es gibt keinen menschlichen Wirkungskreis, wo die Christliche Wissenschaft nicht ausgeübt werden kann. Ja, es gibt kein menschliches Wirken, das nicht der Hilfe der Christlichen Wissenschaft bedarf. Wie sehr tut z.B. ihr sittlicher Einfluß heute in der Politik not! Wie sehr tut ihr sittlicher Einfluß heute in der Handelsund Finanzwelt not! Wie notwendig ist sie bei der Erziehung in Theorie und Praxis und in der Anwendung des bürgerlichen und internationalen Gesetzes! Und immer ist ihr Verfahren dasselbe: die Anwendung des geistigen Gesetzes, des Gesetzes Gottes oder des Guten, wodurch das als nichtig erkannte Böse zerstört wird.
Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft fand, daß alle in der Bibel geoffenbarte geistige Wahrheit von der göttlichen Wissenschaft eingegeben ist. Sie hat diese Wissenschaft in Wissenschaft und Gesundheit und in ihren anderen Schriften einfach und klar dargelegt. Alle, die das Verlangen haben, können sie dort selber finden, und, wenn sie sie gefunden haben, anwenden.