Wie überaus wichtig und notwendig doch Glück für jedermann ist! Es ist ein Ziel, nach dem alle Menschen ringen. Betrachtet man jedoch die materielle Welt, so sieht man überall die Folgen des allgemeinen Glaubens, daß das Glück vom Zufall, von Umständen abhänge; daß es geheimnisvoll ausweichend, heute womöglich hier, morgen vielleicht verschwunden sei.
Das Geheimnis dieses Rätsels liegt zweifellos darin, daß die Menschen jahrhundertelang ihr Vertrauen auf materielle Hilfsquellen gesetzt haben. Sie haben bei ihren Plänen und Zielen Gott meist unberücksichtigt gelassen und ihr Glück in vergänglichen materiellen Zuständen und Umständen, jenen wechselnden, veränderlichen menschlichen Erfahrungen gesucht, die die Gegenwart, Macht und Liebe des unendlichen Vater-Mutter-Gottes außer acht lassen. Das Ergebnis ist unvermeidlich eine durch Traurigkeit, Furcht, Sünde, Krankheit und Mangel verdüsterte Welt. So wird es unbedingt immer sein, bis die Menschen aus dem tiefen Schlaf der Materialität aufwachen und sich von dem Sinnenzeugnis nicht mehr blenden lassen. Die uralte Lüge: „Ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist”, verlockt und täuscht immer noch. Der Glaube an die Wirklichkeit des Bösen fordert trotz aller seiner kummervollen Wirkungen immer noch zahllose Opfer. In diesem Zusammenhang schreibt Mary Baker Eddy in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 227): „Bürger der Welt, nehmt die herrliche ‚Freiheit der Kinder Gottes‘ an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht. Nicht das göttliche Gesetz, sondern die Illusion des materiellen Sinnes hat euch gebunden, eure freien Glieder umgarnt, eure Fähigkeiten gelähmt, euren Körper geschwächt und die Tafel eures Seins entstellt”.
Vollkommen glücklich sein heißt vollkommen frei sein. Um sich vollkommener Freiheit bewußt zu sein, müssen sich die Menschen von den Fesseln des endlichen Sinnes befreien. Dies ist nur dadurch möglich, daß man die sterbliche Auffassung der Dinge aufgibt und Gott und Seine geistige, vollkommene Schöpfung verstehen lernt. Die Christliche Wissenschaft hat der Menschheit das herrliche Licht der geoffenbarten Wahrheit, daß Gott und der Mensch vollkommen sind, gebracht. Annahmeirrtümer werden in dem Maße zerstört, wie man unerschütterlich an der geistigen Tatsache des Seins festhält und den materiellen Anschein ablehnt und leugnet. Wenn Gott, das Gute, im Bewußtsein erhöht und der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis, nicht als materiell sondern als geistig, als vollkommen und vollständig gesehen wird, verschwindet die Finsternis weltlicher Annahmen vor dem Sonnenschein der geistigen Wirklichkeit, und wir beginnen wahres Glück, Herrschaft, Frieden und Fülle — das göttliche Erbe aller Kinder Gottes — zu finden.
Wenn sich uns die geistige Daseinsauffassung entfaltet, erhaschen wir Lichtstrahlen „eines neuen Himmels und einer neuen Erde”, und unsere Gedanken weilen in jener geistigen Erleuchtung, die nichts in sich schließt, was Gott, dem Guten, entgegengesetzt ist. Wenn unser Denken unverwandt an der Allheit Gottes und an des Menschen Einssein mit dem Vater festhält, finden wir unbedingt einen geistigen Sinn von Glück und Gewißheit, vor dem unsere scheinbaren Sorgen vergehen. Dadurch erheben wir uns aus den unheilvollen Folgen des Glaubens, daß wir von Gottes unendlicher Liebe, Fülle und Harmonie getrennt sein können. Da Gott Seinen Kindern alles Gute schon verliehen hat, sehen wir, wie fern es Seinem Willen ist, daß jemand traurig, krank sein oder Mangel leiden sollte. Scheint es uns an irgend etwas Gutem zu mangeln, so ist nicht Sein Gesetz der Grund, sondern die sterbliche Unwissenheit, Verblendung, Sünde oder Ungehorsam gegen Gottes Gesetz des Guten; und diese Unwissenheit kann durch das geistige Verständnis, das man in der Christlichen Wissenschaft erlangt, ersetzt werden.
Als Christus Jesus seine Sendung als Erlöser der Menschen erfüllte, wies er klar den Weg zum Glück. Die Religion, die er lehrte, war hauptsächlich eine Religion der Freude und des Trostes. Er zeigte uns, daß das Festhalten an der von ihm geoffenbarten Wahrheit der Schlüssel zu allem wahren und dauernden Glück ist. Wir brauchen es nicht in der Welt draußen zu suchen; denn er sagte: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch”. Er zeigte uns, daß nicht das, was wir haben, sondern was wir durch geistiges Denken sind, glücklich macht, wodurch das Trügerische der allgemeinen Annahme, daß nur irdischer Reichtum Befriedigung bringen könne, bewiesen wird. Er zeigte uns, wie wir reich an Freude und Dankbarkeit, an Glauben und Zufriedenheit sein können, reich an hohen Idealen, an allem, was zum Guten beiträgt. Kurz, er zeigte uns, daß wir das Glück durch die Vergeistigung des Denkens finden, die allein uns von der Knechtschaft falschen Denkens und ihren Folgen befreien kann. „Wir sind nun Gottes Kinder”. Ewiges wachsames Eingedenksein dieser Tatsache ist der Preis für unsere Freiheit.
Haben wir das Gefühl, daß unser Suchen nach dem Glück vergeblich war? Haben wir das Gefühl, daß wir seinen rosigen Schimmer nicht gefunden haben, und daß das Leben grau und öde ist? Dann sollten wir darüber nachdenken, wie wir diesen Bewußtseinszustand durch geistiges Denken in befriedigende Genügsamkeit umwandeln können! Wir sollten der Tatsache eingedenk sein, daß jedermann in dem Maße, wie er sein eigenes Glück vermehrt oder vermindert, das Glück der Menschheit vermehrt oder vermindert. Wer daher über alle Menschen liebevoll und wohlwollend denkt, kennt keine Unzufriedenheit; sein Leben ist voll und reich und nimmt an Schönheit und Freude beständig zu. Wir mögen wohl denken, es stehe uns frei, wie viel oder wie wenig wir in unserem Leben geben wollen; aber wir sollten Jesu Worte nicht vergessen: „Mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden”. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 17) schreibt unsere Führerin: „Das Glück besteht darin, daß man gut ist und Gutes tut. Nur was Gott gibt, und was wir durch Seine Verleihung uns selber und anderen geben, bringt Glück: bewußter Wert befriedigt das hungrige Herz, und nichts anderes kann es befriedigen”.
