In seinen Schulbeziehungen gewinnt der Schüler das Gefühl, daß er seinen eigenen Platz und seine eigene Arbeit hat. Beim Neueintritt in irgend eine Schule hat er wohl das Empfinden, daß er dort fremd und einsam ist. Er bekommt Eindrücke von dem neuen Lehrer und von seinen Mitschülern. Vielleicht möchte er wissen, was sie von ihm denken, was für Eindrücke sie von seiner persönlichen Erscheinung und von seinem Charakter bekommen.
Der Schüler, der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschulunterricht genossen hat, hat die wahre Grundlage, von der aus er diese neue Lage recht betrachten kann. Eine Hilfe in dieser Hinsicht ist die bekannte Stelle auf Seite 285 unseres Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy: „Die Individualität des Menschen ist nicht materiell”. Dies lenkt das Denken auf die geistige Individualität hin. Unter dieser Führung wird der Schüler bei Betrachtung jedes neuen Gesichtes recht denken; denn er wird sich nicht von materiellen Eindrücken beeinflussen lassen, sondern tiefer blicken und wird den Charakter recht beurteilen lernen.
Der junge Schüler der Christlichen Wissenschaft darf nicht bei Vermutungen über den menschlichen Charakter stehen bleiben; denn „die Persönlichkeit ist nicht die Individualität des Menschen” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 491). Anziehende Menschen drücken wohl nur übermäßig stark ihre Persönlichkeit aus, und der Schüler lernt bald aus Erfahrung, daß anziehende Persönlichkeit allein sich nicht gut als Grundlage für Freundschaft bewährt.
In der Christlichen Wissenschaft ist der wirkliche Mensch die Widerspiegelung des göttlichen Gemüts; er drückt Gottes Eigenschaften durch geistige Intelligenz aus, die nicht in der Materie zu finden ist. Wir können jeden Menschen, dem wir in der Schule oder anderswo begegnen, nach dem Maßstab der Schöpfung Gottes richtig einschätzen. Die Erkenntnis wahrer Eigenschaften ist die Grundlage, auf der man neue und dauernde Freundschaften schließen kann. Das Verständnis, das der Schüler von Gott und Seinem Christus erlangt, vernichtet oberflächliche Eindrücke und legt in ihm die Erkenntnis dessen fest, was sowohl über seine Mitschüler, seine Lehrer und Freunde als auch über ihn selber wahr ist. Das Bestreben, uns selber und andere so zu kennen, wie Gott Sein Ebenbild kennt, befähigt uns, die richtige Auffassung vom Menschen zu erlangen und sie uns zu bewahren.
Paulus schrieb den Galatern: „Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht”. Ist der Schüler also eingedenk, daß Gott den wirklichen Charakter und die wirkliche Individualität aller Menschen erhält, so findet er seine eigene wahre Individualität. Dann sieht er den Menschen als die vollkommene Idee des göttlichen Gemüts und findet in dem Einssein dieser Idee mit ihrem Prinzip die wahre Grundlage für dauernde Freundschaften.
Die Christliche Wissenschaft ermöglicht es jungen Leuten und allen anderen, ihre Freunde weise zu wählen, und diese Beziehung dann zu bewahren, zu hegen und zu pflegen. Alles Zweckdienliche bei diesem Bemühen beruht auf einem richtigen Erfassen der wahren Individualität im Gegensatz zum weltlichen Sinn von Persönlichkeit. Einander lieben, heißt jedes Menschen wahre Individualität sehen. Das ist die christliche Grundlage für die menschliche Gesellschaft. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir (S. 259): „Der Mensch geht nicht in der Gottheit auf, er kann seine Individualität nicht verlieren, denn er spiegelt ewiges Leben wider, auch ist er keine abgesonderte Einzelidee, denn er stellt das unendliche Gemüt, die Summa aller Substanz, dar”.
