Bei jener denkwürdigen Gelegenheit, als Christus Jesus seine Jünger fragte: „Wer sagt denn ihr, daß ich sei?”, antwortete Petrus: „Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn”. Seine Antwort wurde mit folgenden Worten anerkannt: „Selig bist du, Simon, Jona's Sohn; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen”. Hier haben wir des Meisters bestimmte Erklärung betreffs der Fortdauer des wahren Begriffs Kirche. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” erklärt Mary Baker Eddy „Kirche” u. a. (S. 583) als „den Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”.
Die Kirche Christi, Wissenschafter, kann ihre heilige Mission nicht verfehlen; denn es liegt ihr die unendliche Liebe, das ewige Prinzip zugrunde. Nur der Christus, die Wahrheit, enthüllt und vernichtet alles, was die Entfaltung dieser geistigen Idee im menschlichen Bewußtsein zu hindern sucht. Als Mitglieder Der Mutterkirche haben wir die Pflicht, ihren grundlegenden Zweck, nämlich die Bekehrung der ganzen Menschheit zum Evangelium, klar zu verstehen. Könnte es eine größere Aufgabe geben? Könnten wir eine edlere Beschäftigung haben als unsern Teil zur Vergeistigung des Denkens aller Menschen und Völker beizutragen? Der wahre Sinn von Kirche entfaltet sich in erster Linie im persönlichen Bewußtsein. Ist es dann nicht Pflicht jedes einzelnen, mehr Geistigkeit zu erlangen?
Wer sich rege und recht unserer Kirchenorganisation widmet, erfreut sich eines allseitigen und stetigen geistigen Wachstums. Eine zu Einheit des Strebens und Vollbringens führende Einheit des Beweggrundes und Zwecks sollte unser ganzes Denken kennzeichnen. In wahrer Einheit liegt Stärke, eine Stärke, die weit mehr als bloße zahlenmäßige Zunahme bedeutet; es ist die grundlegende Einheit inhaltsvollen geistigen Denkens und Lebens. Wie sehr dies der Menschheit heute not tut! Und wie viele in diesen unruhigen Zeiten sich begierig danach sehnen!
In Gottes Reich beruht die Regierung vollständig auf dem göttlichen Prinzip, der unendlichen Liebe, die durch geistiges Gesetz ununterbrochen wirkt. Dieses Gesetz vernichtet unvermeidlich alles, was einer falschen materiellen Grundlage entspringt. Daher muß das eintreten, was Hesekiel weissagte: „Ich will die Krone zunichte, zunichte, zunichte machen, bis der komme, der sie haben soll”. Die Christlichen Wissenschafter sind daher über die Umwälzungen unserer Zeit nicht beunruhigt; sie erkennen, daß das Wirken der Wahrheit eine Umgestaltung das Denkens bewirkt. Und sie sind sich auch bewußt, daß sie das große Vorrecht haben, diejenigen zu beruhigen, die die Vernichtung materieller Maßstäbe beunruhigt. Diese Umgestaltung muß fortdauern, bis aller Irrtum überwunden ist. Aber man kann froh sein über jede Gelegenheit zu geistigem Fortschritt; denn recht betrachtet kann man jede Anfechtung im menschlichen Leben zu einem Schrittstein anstatt zu einem schleppenden Mühlstein machen.
Wenn die Menschen und die Völker mehr von dem Frieden gewinnen, welcher höher ist denn alle Vernunft, wird die Unmöglichkeit, im Materiellen Frieden zu finden, allgemeiner erkannt werden, und es wird ein größeres Verlangen herrschen, abzurüsten. Zweifellos sind menschliche Verträge und Bündnisse bedeutsame Schritte im Fortschritt der Welt, da sie auf den schließlichen Frieden hinzielen. Aber der ewige Bund der göttlichen, allgegenwärtigen Liebe besteht schon. In Wirklichkeit stimmen die Ideen Gottes immer mit dem unendlichen Gemüt, also auch unaufhörlich miteinander überein und wirken beständig zusammen. Ungerechtigkeit hat keine wirkliche Gegenwart oder Macht; denn das göttliche Gemüt regiert sein Ideenweltall gerecht und unparteiisch. Nur das auf der unendlichen Liebe beruhende geistige Gesetz hat wahre Geltung und Wirksamkeit. Daher lassen wir alle edlen und erhebenden Absichten nicht unbeachtet, sondern freuen uns darüber; denn sie lassen erkennen, daß die Völker höheren Idealen menschlichen Betragens zustreben.
Die Mutterkirche ist eine geistig geplante Organisation, die den heiligen Zweck hat, das menschliche Bewußtsein mit dem Evangelium zu erfüllen. Sie schließt kein Volk von ihrer wohltätigen heilenden und erlösenden Mission aus. Nur die göttliche Liebe regiert den geistigen Menschen. In Wirklichkeit besteht nur ein rechter Begriff von wahrer Regierung, und wir finden diese Idee in der Bibel, in Wissenschaft und Gesundheit und im Handbuch Der Mutterkirche verkörpert. Alles, was für die geeinigte und harmonische Regierung der ganzen Menschheit nötig ist, ist in diesen Büchern enthalten.
Alles geistig Wahre muß in seinem Endziel allumfassend sein und ist es auch. Die Mitglieder der Kirche Christi, Wissenschafter, in der ganzen Welt haben einen einheitlichen Zweck ohne Rücksicht auf Rasse oder Sprache. Alle trachten danach, sich als die Kinder Gottes zu sehen, die die von dem einen Vater-Mutter-Gott stammenden Eigenschaften ausdrücken; die die Unbeflecktheit, die Reinheit geistiger Vollkommenheit bekunden; die die eine geistige Sprache des Lebens, der Wahrheit und der Liebe sprechen. Können wir nicht mächtig frohlocken, daß die Menschheit einigermaßen den rechten Einfluß des immer geistiger werdenden Denkens und Lebens ernster Christlicher Wissenschafter fühlt? Die Welt sieht, wie wir unsere Religion praktisch anwenden. Was für ein Vorrecht wir einzeln und insgesamt haben, Gott jeden Tag zu verherrlichen und dadurch unseren Mitmenschen himmelwärts zu helfen!
Ferner glaubt jedes Mitglied Der Mutterkirche nur an ein Gemüt, das allmächtige, unendliche Prinzip, Gott, dessen Regierung rein geistig ist; und jedes Mitglied ist bestrebt, die Gesetze dieser göttlichen Regierung Anzuerkennen und zu befolgen. Die Menschheit ist in dem Maße gesegnet, wie alle klarer verstehen, daß der geistige Mensch ewig so regiert ist. Schließlich wird durch das heilende Wirken dieser allumfassenden Idee Kirche vollständige Vergeistigung eintreten. Eigennützige Bestrebungen werden verschwinden; denn die immer selbstloser werdenden Wünsche jedes einzelnen und jedes Volks müssen unvermeidlich im Allgemeinwohl in Erscheinung treten. Das sterbliche Gemüt behauptet, daß seine materiellen Neigungen den Vorrang vor den Dingen des Geistes haben; aber Wachsamkeit und rechtes Denken vernichten alles, was die Entfaltung der rechten Idee zu verzögern trachtet. Das „tägliche Gebet” (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 4) muß nicht nur ernstlich gebetet, sondern auch unablässig gelebt werden, sonst versäumen wir unsere volle Pflicht, die ganze Menschheit liebevoll vor falschen Wünschen und Gelüsten zu schützen und falsche, selbstische Begriffe von Regierung intelligent zu vernichten.
Allgemeine Erlösung hängt von der Geistigkeit und Reinheit des Denkens ab; denn die erlösende Macht des Christus, der Wahrheit, hat immer geistige Erleuchtung zur Folge. Menschengemachte Gesetze, die dieser notwendigen Erleuchtung ermangeln und zuweilen von menschlichem Eifer und sogar von menschlichem Willen eingegeben sind, halten den Fortschritt in der rechten Richtung nur auf. Nur die Umwandlung des menschlichen Bewußtseins durch das Wirken rechter Ideen führt zu dauerndem Vorwärtskommen. Der geistige Mensch kennt und befolgt unwillkürlich Gottes Gesetze, und wir müssen an dieser Wahrheit trotz des gegenteiligen materiellen Augenscheins unerschütterlich festhalten. Geistiges Verständnis, eine Eigenschaft des göttlichen Gemüts, befähigt uns, zwischen dem Wahren und dem Falschen zu unterscheiden.
Gehorsam gegen die Lehren der Christlichen Wissenschaft führt zum Beweis des rechten Begriffs von Bürgertum in Gottes Reich. Es ist unmöglich, Seinen Gesetzen treu zu sein und den rechten Gesetzen und Einrichtungen seines Vaterlandes untreu zu sein. Warum? Weil Gottes Gesetze allerhaben sind. Gehorsam gegen sie bedeutet überall Gehorsam gegen die rechtmäßig eingesetzte Obrigkeit. Daher beeinflußt man das Leben anderer recht in dem Maße, wie man sein höheres Bürgertum in Gottes Reich beweist. Wenn dann das Denken und Leben des einzelnen nach und nach einen höheren geistigen Ton erlangt, segnet und hebt dies alle Völker ungeachtet vergangener Geschichte oder gegenwärtiger Neigungen.
Allumfassende Brüderschaft ist undenkbar, wenn die Menschen einander nicht lieben; denn Nächstenliebe ist die Folge davon, daß man Gott über alles und daher alles, was Er geschaffen hat, liebt. Weitreichende Veränderungen im menschlichen Betragen treten ein, wenn wir einander mehr lieben und das eine allgegenwärtige Gemüt klarer erkennen lernen. Mißverständnis und falsche Darstellung, die zu bestehen scheinen aber ohne wirklichen Ursprung sind, werden abnehmen und schließlich verschwinden. Unsere Führerin erklärt „Kinder Israel” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583) als „die Nachkommen des Geistes, die, nachdem sie mit Irrtum, Sünde und den Sinnen gerungen haben, von der göttlichen Wissenschaft regiert werden”. Wir müssen immer ernstlicher streben, diesen Namen besser zu verdienen.
Wie sich doch unser mentaler Horizont erweitert, wenn wir demütig den Berg geistigen Verständnisses ersteigen! Wenn wir miteinander den aufsteigenden Pfad gehen, immer nach oben blickend, aber gern unserem Bruder ermutigend die Hand reichend, verlassen wir den weltlichen Begriff von Kirche als sichtbaren Bau zur Anbetung und nehmen klarer die geistige Idee wahr, das „Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist, im Himmel”.
So nehmen wir an der göttlichen Mission der Kirche Christi, Wissenschafter, teil. Wir denken von neuem über die herrlichen Worte unserer Führerin nach (The People’s Idea of God, S. 14): „O Christlicher Wissenschafter, du von der Kirche der Neugeborenen, erwache zu einer höheren und heiligeren Liebe zu Gott und dem Menschen; ziehe die ganze Rüstung der Wahrheit an; sei fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal,— daß du mit einem höheren Sinn von Allmacht gegürtet an das Krankenbett treten und auf diesen Traum von Leben in der Materie blicken kannst; und sieh wieder einmal die Macht des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, zu heilen und den Menschen in Gottes Bild und Gleichnis wiedereinzusetzen, wo er ‚einen Herrn, einen Glauben, eine Taufe‘ hat”.
