Soweit ich mich bis in meine früheste Kindheit zurückerinnern kann, war ich krank. Meine Eltern fürchteten immer, ich würde nicht so lang leben, bis ich erwachsen wäre. Ich war immer Gegenstand ihrer ängstlichen Sorge und stand dauernd unter Aufsicht der Ärzte. Zu Hause und in der Schule galt ich als ein äußerst schwaches und zartes Kind, das geschont werden mußte. Ich litt in so hohem Grade an Blutarmut, daß wegen Blutleere kein Organ meines Körpers recht funktionierte. Am schlimmsten aber waren die Anfälle von Migräne. Monatelang mußte ich das Bett hüten.
Ich habe sehr früh geheiratet. Mit meiner Gesundheit wurde es nicht besser, sondern schlimmer. Der Krieg und die Revolution in Rußland mit allen ihren Schrecken ruinierten uns vollständig. Mein Mann starb in jener Zeit unter tragischen Umständen. Ich stand allein und völlig mittellos mit einem dreijährigen Kinde. Gesundheitlich ging es mir schlechter als je. Ich fand bald Arbeit, konnte mich aber mit meinem knappen Einkommen nicht zurecht finden, weil ich aus anderen Verhältnissen stammte und mit den gegebenen Mitteln nicht zu rechnen verstand. Außerdem machten mir die dauernden körperlichen Störungen das Leben zu einer Last. Man hatte mir gesagt, mein Vater sei an Schwindsucht gestorben, und Anzeichen dieser Krankheit waren bei mir und sogar bei meinem kleinen Kinde festgestellt worden. Das Schwindsuchtgespenst beunruhigte mich dauernd, Nervenschmerzen und Schlaflosigkeit quälten mich, kurz, es gab fast keine Krankheit, die sich nicht an meinem Körper oder in meiner Einbildung bekundete.
Aber es kam auch für mich die Zeit, wo es sich erwies, daß die dunkelste Stunde der Morgendämmerung vorangeht. In den Tagen größter Trübsal kam eine bekannte Dame zu mir und erzählte mir von der Christlichen Wissenschaft. Ich war wohl religiös im allgemein üblichen Sinne, aber es war mir nie der Gedanke gekommen, daß Gott heilen könne; eine solche Annahme erschien mir als Bigotterie. Aber die Bekannte ließ sich durch meine scheinbare Zurückhaltung nicht abhalten, ihr Werk der Nächstenliebe an mir weiter zu üben. Sie kam wieder und brachte mir einige Herolde der Christlichen Wissenschaft und eine Einladung zu einem Vortrage über die Christliche Wissenschaft, dem ersten, der in Polen gehalten wurde. Nach diesem Vortrage verstand ich, daß unser Schicksal nicht in unseren, sondern in Gottes Händen liegt. Meine Bekannte bemühte sich weiter um mich und brachte mich zu einer lieben Ausüberin. Ich werde nie den Frieden und die Ruhe vergessen, die mich nach diesem ersten Besuche erfüllten. Es ging mir jeden Tag besser, und ich begann mich ernstlich in die Christliche Wissenschaft zu vertiefen. Ich trachtete danach, die Wahrheit zu erkennen, und Gott gab mir Gelegenheit dazu. Mein Kind, für dessen Gesundheit ich früher große materielle Opfer gebracht hatte, gedieh in der Atmosphäre der Wahrheit und der geistigen Liebe so gut, daß sie heute ein Bild blühenden Lebens und glänzender Gesundheit ist.
Das Erkennen der Wahrheit und die Gewißheit, daß die göttliche Liebe alle unsere Bedürfnisse kennt und befriedigt, hat mir Ruhe und Frieden gebracht. Mein Versorgungsproblem wurde auf die einfachste Art gelöst, weil ich durch die Christliche Wissenschaft lernte, meine Ausgaben den Einnahmen anzupassen. Ich finde, daß es mir an nichts mangelt, ich brauche auf die Annehmlichkeiten des Lebens nicht zu verzichten; die Sorge um den morgigen Tag quält mich nicht mehr.
Seit 6 Jahren habe ich keine Arznei mehr eingenommen und keinen Arzt zu Rate gezogen; ich bin ganz gesund. Mit großem Dank gegen Gott kann ich noch hinzufügen, daß ich die Gewohnheit beständigen Rauchens ohne jede Schwierigkeit aufgeben konnte.
Vor etwa 5 Jahren machten sich alle Anzeichen von Scharlachfieber bei mir bemerkbar. Ich lag im Bett und bat die Ausüberin, die mir immer beigestanden hatte, mich zu besuchen. Sie kam und sagte, nachdem sie mir eine Behandlung gegeben hatte, nur die wenigen Worte: „Stehen Sie auf; Sie sind gesund!” Dann verabschiedete sie sich. Ich stand auf, ich war frei; der Ausschlag war sofort verschwunden.
Worte sind unzulänglich, meinen Dank für alles auszudrücken, was ich durch die Christliche Wissenschaft empfangen habe. Meine Dankbarkeit gegen Gott für die herrlichen Beweise der immergegenwärtigen Liebe ist unaussprechlich. In Dankbarkeit und Liebe gedenke ich der Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft Mary Baker Eddy, die der Menschheit das Himmelreich wieder geöffnet hat. Ich danke auch der Ausüberin und allen Freunden, die mir den Weg zur Christlichen Wissenschaft gebahnt haben, und der Bekannten, die meine ersten Schritte auf diesem Wege leitete. Ich bin von Herzen dafür dankbar, daß ich Mitglied Der Mutterkirche und einer Zweigkirche sein darf, ferner für meine Tätigkeit als Lehrerin in der Sonntagsschule, für Klassenunterricht und für alle Segnungen, die Christus, die Wahrheit, mir gegeben hat.
Lodz, Polen.