Auf Seite 353 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „Vollkommenheit liegt der Wirklichkeit zu Grunde”. Die Wahrheit des Seins ist die Harmonie des Seins, und durch die Christliche Wissenschaft können wir diese Wahrheit erfassen und diese Harmonie erfahren. Im ganzen weltweiten Feld der Christlichen Wissenschaft häufen sich die Beweise, daß die Wirklichkeit und die Macht des Lebens und der Gesundheit der Menschheit durch das Verständnis des geistigen Seins zugänglich gemacht sind.
Aber der Schüler ist allzuoft bemüht, lieber die Unwirklichkeit des Bösen zu ergründen als frohlockend die Wirklichkeit des Guten zu erfassen. Und weil dieses Bemühen in der Hauptsache etwas Verneinendes ist, ist es nicht ganz erfolgreich. Als Gegenwirkung sollte man sich beständig an Fälle von Heilungen erinnern und sie auf passende Art erzählen — Heilungen, wo Sünde rechtem Denken, Krankheit der Gesundheit, Leid der Ermutigung und Mangel der Fülle gewichen ist. Das Anerkennen dieser Beispiele von Heilungen, abgesehen davon, wer die Heilungen erlebt, stärkt den Glauben derer, die durch den Dampf der Schlacht dem Sieg entgegengehen. Je bereitwilliger sie über die Wirklichkeit und die Macht des Guten nachdenken, desto leichter begreifen und beweisen sie die Nichtsheit der Widerwärtigkeit, die sie scheinbar bedrängt. Auf dem Felsen geistigen Verständnisses können alle sicheren Fuß fassen.
Mrs. Eddy erklärt in „Miscellaneous Writings” (S. 252): „Rechte Gedanken sind Wirklichkeit und Macht; falsche Gedanken sind Unwirklichkeit und machtlos, da sie traumhaft sind”. Wer würde einen Traum fürchten? Schüler der Christlichen Wissenschaft hegen ein Heer von rechten Gedanken. Denken sie aber daran, daß sie auch die Pflicht haben, über die Macht ihres eigenen wahren Denkens, das von dem einen Gemüt stammt, zu frohlocken und darauf zu vertrauen? Oder fürchten sie gelegentlich falsche Annahmen und noch nicht zerstörte Befürchtungen mehr, als sie der Macht jedes von der Wahrheit durchdrungenen Gedankens vertrauen? Da falsche Annahmen nichts mit dem göttlichen Prinzip gemein haben, haben sie auch nichts mit Macht gemein. Und da wahre Gedanken mit der Wahrheit verbunden sind, werden sie durch keine bösen Einflüsterungen beeinträchtigt. Daher muß jeder Schüler von der tatsächlichen Macht jedes wahren Gedankens, den er aufrichtig hegt, überzeugt sein.
Wenn die Heilkraft des göttlichen Gemüts für einen wirklich und mächtig ist, ist sie für alle jeden Augenblick und in jeder Lage wirklich und mächtig. Sie segnet nicht einige und läßt andere ungesegnet, noch segnet sie einmal und ein andermal nicht. Daher muß man unbedingt aufhören, irgend ein Problem als persönlich, körperlich oder zweifelhaft anzusehen. Die Heilkraft Gottes ist unparteiisch und wird von der vermeintlichen Größe oder langen Dauer eines menschlichen Problems nicht im geringsten unberührt. Die Wirklichkeit ist geistig, wandelbar, allerhaben, beweisbar. Wer an die wirkliche, geistige Kraft glauben lernt, gibt seinen trügerischen Glauben an die Hartnäckigkeit des Mißklangs ganz von selber auf.
In „Unity of Good” (S. 53) schreibt unsere Führerin: „Die Wirklichkeit und die Individualität des Menschen sind gut und gottgeschaffen, und sie sind hier, um gesehen und bewiesen zu werden. Nur die böse Annahme macht sie unsichtbar”. Da Leben und Gesundheit wirklich sind, sind sie auch ewig. Wir stehen keinem tatsächlichen Feind gegenüber; denn Gott, der allerhabene Freund des Menschen, ist die einzige Gegenwart und die einzige Macht. Es gibt in Wirklichkeit keinen durch Furcht, Unwissenheit oder Sünde gehinderten verlassenen Sterblichen; denn Gott ist das All in allem, und der Mensch bleibt in dieser Allheit des Geistes. Der Geist samt seiner Schöpfung bleibt bestehen, und „ohne [ihn] ist nichts gemacht, was gemacht ist”.
Was haben wir dann zu bekämpfen? Nur den Glauben an viele Gemüter und an vergängliche Substanz, an Trennung von der allgegenwärtigen Liebe, an den blinden, materiellen Sinn, dem die Unwirklichkeit wirklich und die Wirklichkeit unwirklich oder zum mindesten unzugänglich und unpraktisch erscheint. Dieser Anspruch von mentaler Finsternis zusammen mit allen geisterhaften Annahmen, aus denen er besteht, muß widerlegt werden. Wo im unendlichen Gemüt gibt es mentale Finsternis? Wo im unendlichen Geist gibt es materielle Annahme? Wo sind die Träumer und der Traum? Wo in der Allgegenwart des Guten finden wir eine wirkliche böse Gegenwart? Wo im unendlichen Geist finden wir Materie? Wo im geistigen Verständnis finden wir Mißverständnis und Unwissenheit?
Jeder Schüler der Christlichen Wissenschaft erinnert sich an irgend einen Sieg über den Irrtum, den er durch eigenes Anwenden dieser Wissenschaft gewonnen hat. Bei manchen mag es ein sehr kleiner Sieg gewesen sein — nur ein falscher Gedanke, der berichtigt wurde, oder eine schlechte Gewohnheit, die aufgegeben wurde — und er kann schon vor langer Zeit gewonnen worden sein. Seitdem kann man sein Ideal und sogar das Verlangen danach aus den Augen verloren haben. Glaube und Treue können nachgelassen haben, und die Hoffnung mag erschüttert worden sein. Aber die Kraft, die einen bei früheren Gelegenheiten erleuchtete und stützte, ist jetzt und bei jeder Gelegenheit ebenso gegenwärtig und mächtig, einen zu erleuchten und zu stützen. Die wenigen Schritte himmelwärts bleiben unser Guthaben. Sie sind die Vorläufer vieler weiterer Schritte, die, vom göttlichen Prinzip angeregt und belohnt, in unerschrockenem geistigem Verlaß zu unternehmen sind. „Alle Stätten, darauf eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose geredet habe”. Jeder Schüler der Christlichen Wissenschaft ist dazu bestimmt, zu neuer Erkenntnis, zu neuen Siegen, zu neuen Beweisen, daß die Wirklichkeit Macht ist, fortzuschreiten.
Gegenwärtig gibt es wahrscheinlich mehr Leute, die glauben, daß in Christus die einzige Hoffnung für die Welt besteht, als je zuvor in der Lebenszeit der jetzt lebenden Menschen.—
