Auf Seite 521 im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” macht Mary Baker Eddy die bündige Feststellung: „Die Harmonie und Unsterblichkeit des Menschen sind unversehrt”. Da die Sterblichen glauben und beständig fürchten, daß das Leben irgendwie unvollständig sei, daß etwas Gutes verloren gegangen sei oder entbehrt werde, verdient diese Erklärung Beachtung. Die Bibel berichtet, daß Jesus einst die Einflüsterung Verlust zurückwies, als er sagte: „Das ist der Wille des Vaters der mich gesandt hat, daß ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern daß ich’s auferwecke am Jüngsten Tage”.
Die Metaphysik der Christlichen Wissenschaft beruht auf dem, was jenseits des Augenscheins des körperlichen Sinnes im Reiche Gottes liegt. Die Christliche Wissenschaft enthüllt Gott als das unendliche göttliche Prinzip. Daher ist alles, was besteht, stets innerhalb des Unendlichen, innerhalb des Reiches Gottes, und außerhalb des Unendlichen kann nichts Wirkliches bestehen, nichts verloren gehen oder abirren. Selbstverständlich muß alles, was mit dem Prinzip zu tun hat, mit Bewußtsein zu tun haben. Daher kennt Gott immer Seine Ideen, und in Gottes Plan kann es keine Verwirrung, keine Unordnung oder Verdrängung geben.
Einige sinnverwandte Ausdrücke für „unversehrt” sind: „ganz”, „gänzlich”, „völlig”, „vollständig”, „vollkommen”. Mit allen diesen Ausdrücken kann man dem menschlichen Denken Gott erklären. Auf Seite 465 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy mit Bezug auf die sinnverwandten Ausdrücke für Gott —„Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit, Liebe”: „Sie sollen zugleich die Natur, das Wesen und das Ganze der Gottheit ausdrücken”. Das Lehrbuch enthält zahlreiche ähnliche aufklärende Feststellungen, die den Schüler der Christlichen Wissenschaft befähigen, durch die Wolken Furcht und Niedergeschlagenheit hindurchzusehen. Gottes Weltall ist ein geordnetes Weltall, und alles, was darin ist, wird durch Gottes göttliches Gesetz regiert. Daher ist für alles Wirkliche gesorgt, und es bleibt in seiner vollkommenen Beziehung zu Gott.
Die Christliche Wissenschaft enthüllt dem menschlichen Bewußtsein den Menschen als die Widerspiegelung Gottes, als Gottes Idee. Diese große Wahrheit offenbart den Menschen als Gott ähnlich, so daß man durch Nachdenken über die Merkmale und Eigenschaften Gottes den Menschen verstehen kann. Der Mensch ist gut, weil er Gottes unendliche Güte ausdrückt; und der Mensch ist liebenswürdig, weil er Gott, der die Liebe ist, widerspiegelt. Da Gott ganz, unversehrt, vollständig, d.h. das All ist, muß der Mensch in seinem Grade so vollkommen sein wie Gott. Kann dann der Mensch je etwas verlieren, was ihm gehört? Kann an seiner Vollständigkeit je etwas fehlen? Es ist ein Irrtum zu glauben, daß die Vollkommenheit beeinträchtigt werden könne. Hätte der Mensch je etwas verloren, so könnte er nicht mehr vollkommen sein; aber er ist vollkommen, wie ihn die Christliche Wissenschaft enthüllt. Ein Hauptpunkt in der Christlichen Wissenschaft ist, daß allem, was wirkliches, ewiges Dasein hat, Vollkommenheit zugrunde liegt. Der Mensch kann seine Gesundheit, seine Freudigkeit, seinen Reichtum oder seine Heiligkeit nicht verlieren. Alles, was der Mensch besitzt, kommt von Gott und ist so ewig wie Gott.
Nach dem 1. Kapitel des 1. Buchs Mose, wo berichtet ist, daß Gott den Menschen schuf, sollte dieser tätig sein, etwas tun. Gottes Gebot lautete: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht”. Gott versieht den Menschen mit Tätigkeit, und jede Idee Gottes hat stets Arbeit, ist stets nützlich. Eine Idee kann nie von anderen Ideen getrennt werden, kann ihre Stellung nicht verlieren, kann nicht am falschen Platze sein oder von einer andern Idee verdrängt werden; denn dies ist in der Wirklichkeit und der Ordnung der Schöpfung oder des wirklichen Seins unmöglich.
In der entgegengesetzten Annahme über die Schöpfung behauptet Habgier und Geiz, verdrängen und Verlust herbeiführen zu können. Der Verlust der Gesundheit kann der Ausdruck der Furcht vor Vermögensverlust sein. Aber die Wahrheit ist, daß etwas, was Gott gegeben hat, nie verlorengeht. Was auch für den menschlichen Sinn verloren zu sein scheint, sei es Gesundheit, Sittlichkeit, Stellung oder Geschäft, kann gefunden werden, wenn der Irrtum vernichtet ist. Zuweilen scheint der Tag der Furcht, des Zweifels und der Ungewißheit lang zu sein und die Nacht noch länger; aber nichts kann verhindern, daß die Sonne der Seele aufgeht und der Tag des Geistes erscheint. Das Licht und die Erleuchtung geistigen Denkens und aufgeklärten Glaubens sind heute in der Welt, und niemand braucht mit dem Sinn der Finsternis hoffnungslos zu kämpfen. Die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch sind geistige Führer, die den Weg Tausender erleuchten und nur darauf warten, daß sie verstanden werden, damit sie den Weg der ganzen Menschheit erleuchten können.
Die Christliche Wissenschaft bringt das Licht der Liebe und der Macht Gottes in menschliche Angelegenheiten und befähigt die Menschen, Sterblichkeit zu verneinen und über die vielen Trugvorstellungen der körperlichen Sinne hinauszublicken und sich darüber zu erheben. Man kann Gutes in Fülle haben; wenn man aber nicht weiß, daß es einem gehört, macht man keinen Gebrauch davon. Alle Menschen müssen wissen, daß das Gute hier und jetzt vorhanden ist. Die Menschen wollen einander helfen, und wir müssen uns dieser Tatsache bewußt sein. Mangel an Vertrauen zu einem andern läßt einen oft ungerecht erscheinen. In jedem Menschenherzen ist ein Funken Liebe, und die göttliche Liebe kann diesen Funken zu solcher Flamme entfachen, daß der wirkliche Mensch in ihrem Lichte enthüllt wird. Die Menschen haben das Vorrecht, das sterbliche Selbst aufzugeben und Gottes Macht und Gegenwart, Liebe und Weisheit widerzuspiegeln und so das Leben derer höher zu heben, denen sie im menschlichen Verkehr begegnen.
Das Verständnis Gottes und des Menschen als Gottes Kind ist „die köstliche Perle”, der wertvollste Besitz. Dieser Besitz kann uns nicht genommen werden, und im Lichte dieser erhabenen Wahrheit sehen wir klar, daß es keinen Verlust gibt. Alles, was Gottes Mensch ist, und alles, was er besaß, besitzt er jetzt und in alle Ewigkeit. Des Menschen Besitztümer sind die Fähigkeiten, die sein Vater ihm gegeben hat, und sie können stets angewandt werden. Sie können nie begrenzt, vermindert oder von ihm getrennt werden; denn sie gehören ihm in alle Ewigkeit, um sie anzuwenden und zu genießen.
Unser Meister sagte: „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden”. Wir müssen den persönlichen Sinn von Besitz für den allgemeinen Sinn von Besitz aufgeben. Dann wird sich als wahr erweisen, was unsere Führerin sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 206): „In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen sehen wir: was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es an den Broten und Fischen zeigte — da Geist und nicht die Materie die Quelle aller Versorgung ist”.
