Lehrer, Beamte und Schüler sollten durch die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule Freude, Erleuchtung, Begeisterung und Fortschritt finden. Alle Betätigungsgebiete Der Mutterkirche sind dazu bestimmt, das Denken immer mehr zu vergeistigen und allen Menschen, auch der Jugend, das Verständnis geistiger Tatsachen, ihrer beständigen Anwendbarkeit und der gottverliehenen und unvergänglichen Fähigkeit jedes einzelnen, diese geistigen Tatsachen zu kennen und anzuwenden, zu vermitteln.
Die Nützlichkeit der Sonntagsschule entspricht dem immer zunehmenden geistigen Verständnis der Lehrer, der Beamten und der Schüler und der Begeisterung, der geistigen Freude, der Güte, der Zärtlichkeit und der Freimütigkeit, die alle zum Ausdruck bringen. Liebe zu Gott, Liebe zur Menschheit, Liebe zur Heilkraft des Gemüts, Liebe zum Geistigen, Liebe und Hochachtung gegen Christus Jesus und Mrs. Eddy sind in unserer Sonntagsschule unerläßlich.
Kann man das Amt eines Lehrers in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule gewissenhaft annehmen, ehe man sich gefragt hat, ob man entschlossen ist, regelmäßig auf seinem Posten zu sein? Wenn die Lehrer leichtfertig von der Sonntagsschule wegbleiben, kann dies auf die Schüler und oft auch auf ihre Eltern entmutigend wirken und dem Irrtum Gelegenheit geben, Schülern und Eltern den Gedanken einzuflößen, daß unregelmäßiger Besuch seitens der Schüler gerechtfertigt und entschuldbar sei.
„Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes”, sagte Jesus, als seine Jünger Leute zurückwiesen, die kleine Kinder zu ihm brachten. Jesus ließ nicht zu, daß Stolz, Furcht, Zweifel und Schulgelehrsamkeit in materiellen Dingen im Bewußtsein seiner Anhänger herrschten und sie der Fähigkeit beraubten, einzusehen, daß die Kinder fähig und bereit sind, geistige Tatsachen zu verstehen. Wie oft wir doch an diese seine Worte denken sollten!
Das Wort „lassen” bedeutet nicht nur erlauben, nicht verbieten oder hindern, sondern auch helfen und unterstützen. Wenn wir uns weigern, der Einflüsterung, daß die Kinder die Wahrheit nicht verstehen und anwenden können, Gehör und Geltung zu schenken, und erkennen, daß es natürlich ist und Freude bereitet, die Christliche Wissenschaft zu lieben und sich für sie zu interessieren, da Gott sie ihnen erkennbar und als das unendlich Gute, als das unendliche und allgegenwärtige Leben und die unendliche und allgegenwärtige Liebe verständlich macht, dann helfen und unterstützen wir, „lassen wir die Kindlein” zu Christus, der Wahrheit, „kommen”.
Die Kinder zu geistigem Denken erwecken, ist die Arbeit der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule. So wichtig ist diese Arbeit, daß es nötig ist, täglich einige Zeit zu beten, nicht nur um zu wissen, daß wir als Lehrer vom göttlichen Gemüt gelehrt, geführt und erleuchtet werden, die Wahrheit klar, richtig und einfach zu sprechen und darzubieten, so daß ihr Reiz und ihr Wert von allen Kindern erkannt wird, sondern auch um der Behauptung entgegenzutreten und sie zu vernichten, daß es eine Macht geben könne, die imstande wäre, sich dieser Arbeit unserer Kirche zu widersetzen und sie aufzuhalten. Wir müssen sehen, daß das Böse und die Materialität kein Mittel haben, wodurch sie den Schülern interessant, anziehend, ergötzlich oder natürlich erscheinen können. Eine solche tägliche Arbeit hat unvermeidlich reichen Segen für die Klassen zur Folge.
Wie liebevoll und klug es doch ist, sich vor dem Gang zur Sonntagsschule zu vergegenwärtigen, daß das sterbliche Gemüt keine Erscheinungsform des Irrtums darbieten kann, die wir nicht meistern können und zwar in einer Weise, die für die Schüler ein Segen und uns eine Hilfe ist und uns stärkt und befähigt, einen höheren Sinn unseres Einsseins mit Gott, dem unendlich Guten, zu gewinnen!
Persönliches Empfinden, Gefühle, die verletzt werden können, sind nirgends und niemals für jemand gut, und sie haben in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule keinen Platz; denn sie haben in der Unendlichkeit der Liebe keinen Raum. Sich verletzt fühlen oder sich entsetzen über die Possen des sterblichen Gemüts, das behauptet, durch die Schüler zum Ausdruck zu kommen, heißt unterlassen, den Irrtum auf sein natürliches Nichts zurückzuführen. Wir lassen uns zuweilen verleiten, uns über das Böse ganz zu entsetzen, und eine seiner Methoden ist, die von ihm Beeinflußten zu veranlassen, über die Fehler der heutigen Jugend den Kopf zu schütteln und darüber zu sprechen. Nur die Christliche Wissenschaft lehrt und beweist, daß das Böse immer unwirklich, falsch und unwahr ist, und es ist die Freude und die Arbeit des Christlichen Wissenschafters zu beweisen, daß das Böse unwirklich — nichts und niemand — ist. Es ist völlig einleuchtend, daß etwas, von dem bewiesen werden kann, daß es nichts ist, uns weder verletzen noch empören kann.
Ein Lehrer, der die Freude, die Freimütigkeit, die Fröhlichkeit und die Inspiration des Kindes erkennt und besitzt, der daran denkt, daß er ein Kind Gottes ist und in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule kommt in der Erwartung, daß er im Verständnis der Wahrheit wachsen und vom Gemüt inspiriert und unterrichtet werden wird, hat die Schüler seiner Klasse gesegnet, wenn er die Sonntagsschule verläßt, und ist sich bewußt, daß auch er reichlich gesegnet worden ist.
In einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule lehren, erfordert Geduld und immer mehr Geduld. Es erfordert Sanftmut und immer mehr Sanftmut. Es erfordert Liebe, die nie aufhört zu lieben und so einsichtsvoll zu lieben, daß das Böse überwunden und besiegt wird, weil es gänzlich ohne Ursache, ohne Wirksamkeit und ohne Verkörperung ist.
Eindringlich sagte Jesus zu Petrus: „Weide meine Schafe”, „Weide meine Lämmer”. Der Sonntagsschullehrer speist die Schüler mit den einfachen, klaren und praktischen Feststellungen der Wahrheit und mit Veranschaulichungen der Anwendung geistigen Denkens auf ihre täglichen menschlichen Probleme.
Wenn wir die Kinder speisen wollen, müssen wir sehen und wissen, daß sie nach dem Brot, das sättigt, hungern. Lassen wir den Einwand gelten, daß sie die Christliche Wissenschaft nicht interessant und verständlich finden? Lassen wir den Einwand gelten, daß sie nicht in die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule kommen wollen, und daß sie nur deshalb kommen, weil ihre Eltern darauf bestehen? Lassen wir den Einwand gelten, daß manche Schüler sich nicht für Geistigkeit, für geistige Ideen interessieren? Ließen wir solche Einwendungen gelten, so wäre es schwierig, die Kinder zu speisen. Denn wir würden ja in Abrede stellen, daß sie nach Speise hungern. Diese Einwände lassen erkennen, daß das sterbliche Gemüt die wahre Natur der Kinder nicht kennt, daß es nicht weiß, daß sie wirklich nach Gerechtigkeit, nach dem geistigen Verständnis hungern, das Glück, Befriedigung und Freude bringt. Die Schüler in unserer Sonntagsschule sind willig und fähig, an „diesem Festmahl der Christlichen Wissenschaft, diesem Austeilen und Ausgießen der Seele” teilzunehmen (Miscellaneous Writings, S. 149).
Mrs. Eddy sah, daß das Ergründen der Zehn Gebote, des Vaterunsers (mit seiner geistigen Auslegung) und der Seligpreisungen grundlegend und von großem Werte ist, sonst hätte sie sie im Handbuch (Art. XX, Abschn. 3) nicht ausdrücklich für „die ersten Lektionen” der Kinder in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule bestimmt. Die Zehn Gebote, das Vaterunser und die Seligpreisungen! Sie müssen geistig verstanden werden; ihre geistige Bedeutung darf nicht unter dem Staub und der Dürre des Materialismus verborgen bleiben. In ihrer geistigen Bedeutung sind sie lebenskräftig, nützlich und wertvoll.
Es ist ganz richtig und natürlich, daß die Kinder in unseren Sonntagsschulen in ihren ersten Unterrichtsstunden das wunderbare Gebet lernen, das Jesus uns gab, und das Mrs. Eddy geistig auslegte, damit die Menschheit seine große Bedeutung und seinen großen Wert erkenne. „Das Gebet des Herrn”, schreibt sie (Christian Healing, S. 15, 16), „in seinem geistigen Sinne verstanden und in seine geistige Bedeutung übertragen, kann zum Segen aller, die Ohren haben und hören und verstehen, nie zu oft wiederholt werden”. Diese Stelle zeigt, wie wesentlich es ist, daß der geistige Sinn des Vaterunsers verstanden wird, und zugleich weist sie darauf hin, daß der Wortlaut nicht vernachlässigt werden darf; denn die Wiederholung einer Sache bedingt Kenntnis ihres Wortlauts. Beim Besprechen des Vaterunsers bietet sich Gelegenheit, die Schüler zum Verständnis des wahren Wesens des Gebets und christlich-wissenschaftlicher Behandlung zu erwecken. Die Schüler müssen wissen, daß sie recht beten können, daß sie sich oder andere christlich-wissenschaftlich behandeln können.
Die Gebote bieten dem Lehrer wunderbare Gelegenheit, nicht nur die Größe, die Allgegenwart und die Allmacht des einen unendlichen Gottes, des Gemüts, des Geistes, zu besprechen und zu erklären, sondern auch zu zeigen, daß wir fähig sind, uus auf Gott zu verlassen und das Böse zu verwerfen, uns auf den Geist zu verlassen und von materiellen Annahmen unabhängig zu sein. Bei den Zehn Geboten bietet sich auch Gelegenheit, auf gewisse irrige mentale Eigenschaften hinzuweisen, gegen die man sich schützen muß, denen man widerstehen und die man zurückweisen muß, weil sie nichts Gutes enthalten und daher nie zu Freude, Zufriedenheit, Gesundheit oder Glück führen können.
Mrs. Eddy hat die Bergpredigt „die bedeutendste Rede unseres Meisters” genannt (Rückblick und Einblick, S. 91). Welch ein Segen für Lehrer und Schüler, sich in „die bedeutendste Rede unseres Meisters” zu vertiefen! Wie viel herrliche, wunderbare und wirkungsvolle geistige Eigenschaften doch in der Bergpredigt dargestellt sind! Was für eine Gelegenheit das Besprechen der Seligpreisungen bietet, das Denken der Schüler zu den mentalen und geistigen Eigenschaften zu erwecken, die erkannt, lieb gewonnen, gepflegt und nutzbar gemacht werden müssen! Diese Eigenschaften entfalten, wenn sie geliebt, beschützt und angewandt werden, unbeschreiblichen Segen und immer größere Freuden.
Jesus sagte: „Was dünket euch? Wenn irgend ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig, geht hin auf die Berge und sucht das verirrte?” (vgl. engl. Bibel). Es kann vorkommen, daß der Lehrer „auf die Berge” gehen und „das verirrte” suchen muß. Der Lehrer muß auf den Berg geistigen Verständnisses steigen, damit tierischer Magnetismus und die materiellen Sinne ihn nicht seines geistigen Unterscheidungs- und Wahrnehmungsvermögens berauben und er nicht verfehlt, die wirklichen Kinder zu sehen, die für die Ideen der Wahrheit immer empfänglich sind, stets freudig und gern auf die geistigen Tatsachen des Seins hören und immer ihre ihnen von Gott verliehene und vom Prinzip erhaltene Fähigkeit bekunden, die Wahrheit zu lieben und zu verstehen. Wir dürfen in unseren christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschulen keine verlorenen Schafe haben. Der Lehrer, der auf den Berg geistiger Wahrnehmung und auf die Höhen geistigen Denkens steigt, wo Gott und seine Ideen sich offenbaren, der seine Gedanken so hoch erhebt, bis er gewiß weiß, daß jedes Kind Gottes die Herrschaft der Wahrheit und der Liebe dartut und die Güte, die Ehrlichkeit, die Reinheit und die Heiligkeit seines Vater-Mutter-Gottes widerspiegelt, hat das scheinbar Verirrte wiedergefunden, und er freut sich und ist fröhlich; denn er hat etwas vom ewigen Einssein und von der Vollkommenheit Gottes und des Menschen gesehen und verstanden.
Der Prophet Jesaja erklärte: „Und alle deine Kinder sollen vom Herrn gelehrt werden; und groß soll der Friede deiner Kinder sein” (vgl. engl. Bibel). Möge doch diese Weissagung in allen christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschulen von einem Ende der Welt bis zur andern in Erfüllung zu gehen!
