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Ansprache an Die Christlichen Wissenschafter in Deutschland

Aus der Mai 1937-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als die Direktoren mich baten, hierher zu kommen, habe ich mich sehr gefreut. Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen, um Sie zu unterstützen, um Ihnen Liebe zu bringen.

Bei der Ausarbeitung unseres gemeinsamen Problems wirkt es aufklärend für uns alle, wenn die Wahrheit über „Kirche” geäußert und verstanden wird.

Je höher wir mit unseren Gedanken in die Wahrheit fliegen, desto tiefer können wir in das sterbliche Gemüt hineinblicken und sehen, was für irrtümliche Elemente da zu sein scheinen. Zugleich erkennen wir, daß der Mensch von diesen Irrtümern gänzlich getrennt ist, und daß er hoch darüber steht. Wenn wir hoch genug steigen in unserm geistigen Verständnis, werden wir uns des Irrtums gar nicht bewußt.


Die Direktoren Der Mutterkirche haben mich zu Ihnen geschickt in der Hoffnung, daß die Botschaft, die sie Ihnen senden, sowie meine Anwesenheit, Ihnen helfen möchten, die Probleme zu lösen, die den Christlichen Wissenschaftern in Deutschland augenblicklich zu schaffen machen.

Die Mutterkirche hat durch ihren Vorstand, ihr Verlagshaus, ihren Schatzmeister, ihr Veröffentlichungsamt und die verschiedenen anderen Ämter alles Menschenmögliche getan, um Ihnen den Bezug der Literatur zu ermöglichen, um Ihnen die gleichen Vorrechte zu gewähren, die die anderen Zweigkirchen haben, und schließlich, um Sie in den Stand zu setzen, Ihre Verpflichtungen als Zweigkirchen zu erfüllen. Sie hat Ihnen die Vorträge ermöglicht und die Unkosten dafür selbst getragen. Sie hat die Anzeigen der Kirchen und Ausüber im Journal und Herold der Christlichen Wissenschaft nicht eingestellt; sie hat Ihnen die gesamte christlich-wissenschaftliche Literatur kostenfrei zugesandt. Das alles hat Die Mutterkirche freudig, voll Hoffnung und in großer Liebe getan, obwohl es mit großen Unkosten verbunden war. Sie ist gern bereit, noch mehr zu tun, wenn die Verhältnisse dies zulassen. Doch bittet Die Mutterkirche Sie durch mich um Ihre geistige Mitarbeit, um Ihre liebevolle Unterstützung und um Ihr einmütiges Bestreben, diese Angelegenheit auszuarbeiten.

Die äußere menschliche Form unserer Kirche ist nicht nur eine Organisation, sondern eine Demonstration — sie ist die Demonstration der wahren Idee „Kirche”, die uns unsere geliebte Führerin Mary Baker Eddy so klar dargelegt hat als „den Bau der Wahrheit und Liebe; alles was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht” (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 583). Alle Dinge dienen unserer Kirche zum Besten, und wir alle können und müssen den Beweis dieser Tatsache erbringen — jeder Einzelne von uns in seinem eigenen Bewußtsein. Gott, der die Allmacht ist, ist mit uns bei dieser Demonstration; wir können Gott gegenüber ebensowenig versagen, wie Er uns gegenüber versagt, denn Er hat den Menschen dazu geschaffen, daß er Seine Allmacht, Seine Gegenwart, Seine Intelligenz und Seine Liebe zum Ausdruck bringt.

In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy auf Seite 209: „Gemüt, erhaben über allen seinen Gebilden und sie alle regierend, ist die zentrale Sonne seiner eigenen Ideensysteme”, weiter auf Seite 204: „Gott ist zugleich Mittelpunkt und Umkreis des Seins”, und auf Seite 310: „So enthüllt die Wissenschaft Seele als Gott, unberührt von Sünde und Tod — als das zentrale Leben und die zentrale Intelligenz, um welche alle Dinge in den Systemen des Gemüts harmonisch kreisen”.

Wir als Christliche Wissenschafter sind bemüht, die Wahrheit zu beweisen, daß Gott Mittelpunkt und Umkreis des Seins ist. Unsere gemeinsame Demonstration dieser Tatsache stützt Die Mutterkirche und ihre Zweigkirchen und befähigt sie, die Lehren unserer Führerin Mary Baker Eddy auszubreiten. So wenig die Sonne dasselbe ist wie die Planeten, so wenig ist Die Mutterkirche dasselbe wie ihre Zweigkirchen. Da es aber niemals ein harmonisches Kreisen der Planeten ohne die Sonne als Zentrum geben kann, kann es auch niemals eine harmonische Tätigkeit der Zweigkirchen geben ohne die regierende Mutterkirche als Zentrum, um das sie kreisen. Das eine setzt das andere voraus.

Mrs. Eddy hat Die Mutterkirche gegründet, indem sie demonstrierte, daß Gott der „Mittelpunkt und Umkreis des Seins” ist; wir führen die Idee „Kirche” weiter durch unsere Demonstration derselben Tatsache. Jesus sagte, daß wir zwar in der Welt sind, aber nicht von der Welt. Gleicherweise ist Die Mutterkirche zwar in Boston aber nicht von Boston, denn Die Mutterkirche ist die Demonstration der allumfassenden Liebe,— des „Mittelpunktes und Umkreises des Seins”. So ist die einzelne Zweigkirche zwar in einer bestimmten Stadt oder in einem bestimmten Lande, aber die wahre geistige Kirche, die wir in der Christlichen Wissenschaft demonstrieren, gehört keiner materiellen Stadt und keinem materiellen Lande an, sondern allein Gott.

Die Mutterkirche stellt durch die Satzungen ihres Kirchenhandbuches alle Christlichen Wissenschafter unter die Regierung Gottes, und das bedeutet selbstverständlich auch Gehorsam gegenüber den Gesetzen des Landes, in dem sie leben. Durch die Kirchensatzungen liebt, leitet und behütet uns Die Mutterkirche. Wenn diese Satzungen befolgt werden, beweisen sie die Tatsache, daß Kirche „der Bau der Wahrheit und Liebe [ist]; alles was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”. Sie beweisen weiter, daß diese Kirche nicht eine bloße menschliche Organisation, nicht ein aus bloß menschlichen Meinungen, Glaubenssatzungen und Überlieferungen errichteter Bau ist, daß sie nicht auf Personen oder Nationen beruht oder von diesen ausgeht. Die Mutterkirche ist so wenig amerikanisch, wie Wahrheit oder göttliche Liebe oder Prinzip — amerikanisch ist. Auch ihre Zweigkirchen sind nicht amerikanisch, englisch, deutsch, französisch, schweizerisch, schwedisch usw. Sie sind vielmehr die Demonstration der Christlichen Wissenschafter in den betreffenden Ländern, daß Kirche auf Prinzip gegründet ist und nicht auf Persönlichkeit, und daß die Kirche Gott als den „Mittelpunkt und Umkreis des Seins” zum Ausdruck bringt. Wir alle müssen den Beweis dieser Tatsache erbringen in unserem eigenen Denken über Die Mutterkirche und ihre Zweigkirchen, in unserem Verständnis für sie und in unserer Liebe zu ihr. Ebenso wie des Menschen Gesundheit, Reinheit und Vollkommenheit von jedem Einzelnen von uns bewiesen werden muß, so muß auch die Tatsache von jedem Einzelnen von uns bewiesen werden, daß Die Mutterkirche keine nationale oder internationale Einrichtung ist, die sich aus Personen und persönlichen Meinungen oder Nationen zusammensetzt, sondern „diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 583).

Die Verlagsgesellschaft ist ein Organ Der Mutterkirche und kann nur als solches tätig sein. Genau so, wie Die Mutterkirche Ihnen gehört, gehört, gehört Ihnen auch dieses Organ Der Mutterkirche, nämlich die Verlagsgesellschaft. Man hat die Frage gestellt, warum es sich nicht ermöglichen ließe, die chrisltich-wissenschaftliche Literatur in Deutschland und in deutscher Sprache zu drucken. Die Rechtsabteilung Der Mutterkirche hat diese Angelegenheit juristisch geprüft und festgestellt, daß Die Mutterkirche, wenn sie Mrs. Eddys Werke in Deutschland drucken ließe, die amerikanischen Schutzrechte bezüglich dieser Bücher verlieren würde, denn das amerikanische Verlagsrecht bestimmt, daß die in den Vereinigten Staaten unter gesetzlichem Schutz veröffentlichten Bücher auch in den Vereinigten Staaten gedrucktwerden müssen, sogar mit Druckplatten, die in den Vereinigten Staaten vorbereitet und hergestellt worden sind.

Ich möchte an dieser Stelle betonen, daß die Verlagsgesellschaft sowie der Verlagsagent für die Verwalter von Mary Baker Eddys Vermächtnis, dem die Herausgabe von Mrs. Eddy Werken obliegt, ehrlich bemüht sind, den Bestimmungen der behördlichen Überwachungstelle für Papier betreffs Einfuhr unserer Literatur nach Deutschland nachzukommen.

Ich bin weiter gebeten worden, Ihnen folgendes zu sagen: Seit Ende des Krieges erhält die Verlagsgesellschaft fortgesetzt von einzelnen Wissenschaftern in Deutschland, die die Literatur nicht selbst bezahlen können, Bitten um Zusendung von Zeitschriften. Es handelt sich dabei in der Hauptsache um Wissenschafter, die sich in Anstalten oder Heimen befinden. Solche Leute werden in den Vereinigten Staaten gewöhnlich durch die Schriftenverteilungs-Ausschüsse versorgt.

Die Verlagsgesellschaft ist nicht in der Lage, derartige Geschenksendungen fortzusetzen, da ihr bezüglich der Menge der Literatur, die nach Deutschland eingeführt werden darf, von den deutschen Behörden enge Grenzen gezogen worden sind. Die Verlagsgesellschaft hat daher den betreffenden Wissenschaftern geantwortet, sie möchten ihre Bitte um Zeitschriften den nächsten Kirchen unterbreiten. Oft haben sie von den Kirchen den Bescheid erhalten, daß diese ihnen nichts senden könnten. Die Verlagsgesellschaft schließt daraus, daß die Mitglieder der Kirchen in Deutschland ihre Zeitschriften nicht in dem Maße zur Verteilung weitergeben, wie dies in anderen Ländern geschieht.

Die Schriftenverteilungs-Ausschüsse in Deutschland haben vorzügliche Arbeit geleistet bei ihrem Verteilungswerk nach den Vorträgen, doch sind ihnen die Schriften für diese Zwecke früher meistens von den amerikanischen Schriftenverteilungs-Ausschuhssen geliefert worden.

Da es nun jedoch diesen amerikanischen Schriftenverteilungs-Ausschuhssen und der Verlagsgesellschaft in Boston nicht länger möglich ist, genügende Mengen von Literatur zu senden, kann die schöne Arbeit Ihrer Schriftenverteilungs-Ausschüsse nach den Vorträgen nicht mehr fortgesetzt werden, wenn nicht genügend Schriften dafür in Deutschland selbst eingeliefert werden.

Sie werden daher gebeten, darüber nachzudenken, ob nicht durch ein reges, liebevolles Weitergeben der gelesenen Zeitschriften die Verteilung nach den Vorträgen aufrecht erhalten werden und ferner auch die versorgt werden könnten, die scheinbar nicht in der Lage sind, die Zeitschriften selbst zu bezahlen. Eine zweite Verteilung der jetzt nach Deutschland gesandten Literatur würde eine große Hilfe sein. Wie weit dies jedoch bei den besonderen Verhältnissen in Deutschland durchführbar ist, entzieht sich der Beurteilung der Treuhänder in Boston.

Die Direktoren, der Verlagsagent für die Verwalter von Mary Baker Eddys Vermächtnis und die Treuhänder der Verlagsgesellschaft richten an alle Christlichen Wissenschafter in Deutschland die Bitte, die bestehenden Bestimmungen betreffs Einfuhr und Ausfuhr von Geld, sowie betreffs Einfuhr von Literatur strengstens zu beobachten. Die Mutterkirche erwartet von allen Christlichen Wissenschaftern genaue Beachtung der Landesgesetze.

Jeder von uns muß den Beweis erbringen, daß Gott sowohl der „Mittelpunkt” als auch der „Umkreis” des Seins ist. Wir müssen beweisen, daß wir freudig Gott als den „Mittelpunkt des Seins” anerkennen. Dann werden wir alle den Beweis dieser Wahrheit in unseren gemeinsamen Erfahrungen erleben, ja erleben, daß Die Mutterkirche mit ihren Zweigkirchen harmonisch und in vollkommener Ordnung ist. Wir müssen Die Mutterkirche schätzen und lieben und in ihr nicht ein weit Entferntes sehen, sondern etwas, das in unserm Verständnis innig geborgen ist. Wir vereinigen uns in der Behandlung, im Gebet oder rechten Denken, wenn wir uns zur Quelle in dem Mittelpunkt des Seins, Gott, hinwenden. Jeder Sonnenstrahl weist zur Sonne hin als seinem Ursprung. Jeder Strahl ist eins mit der Sonne und kann als wesenseins mit allen anderen Strahlen angesehen werden durch diesen gemeinsamen Ausgangspunkt, die Sonne. So ist jede Zweigkirche vereinigt mit jeder anderen Zweigkirche durch Die Mutterkirche. Jede Zweigkirche beweist ihre Einheit mit Der Mutterkirche nicht dadurch, daß sie ihr räumlich nahe ist, sondern dadurch, daß sie ihr eigenes Sein als Zweigkirche zum Ausdruck bringt. Soll ein Zweig gesund sein und reiche Fülle tragen, dann muß der Stamm gesund sein. Daher ist es von größter Wichtigkeit, daß dieser von uns allen gehegt und gepflegt, ernährt und versorgt wird. Wenn wir Die Mutterkirche als etwas Örtliches ansehen, also in oder von Boston oder Amerika, als eine bloße Einrichtung, die aus Personen besteht und von Personen unterhalten wird, dann sehen wir in ihr nicht unsere Demonstration der göttlichen Liebe.

Unser Wissen über die Ordnung von Gottes Weltall, über die Systeme des Gemüts, die harmonisch um den Mittelpunkt des Seins, um Gott, kreisen, unser Verstehen des rythmischen, liebevollen Zusammenwirkens der Ideen Gottes, unser Beweisen der Regierung Gottes, Seiner Herrschaft, wie sie in Menschen zum Ausdruck kommt,— all dies Wissen, all dies Verstehen, all dies Beweisen ist es, das für die Organisation, die wir Kirche nennen, sorgt.

Der menschliche Sinn sieht unsere Demonstration der geistigen Idee „Kirche” als irdische oder materielle, aus Personen bestehende Organisation. Aber ebensowenig wie uns die materialistische Auffassung von Gesundheit glauben machen kann, daß Gesundheit ein körperlicher Zustand ist, ebensowenig können wir verleitet werden zu glauben, daß eine nur aus Menschen bestehende Organisation die wahre Kirche ist, denn „Kirche ist der Bau der Wahrheit und Liebe”.

Als Einzelwesen beweisen wir Selbstregierung, wenn wir von der Liebe, vom Guten, von der Intelligenz, vom Prinzip, von Gott regiert werden. Gemeinsam, als Zweigkirchen, beweisen wir unsere Selbstregierung in der gleichen Weise und befolgen damit die Satzung des Kirchenhandbuches, daß jede Kirche Selbstregierung auszudrücken hat. (Art. XXIII, Abschn. 1.) Bringen Sie Der Mutterkirche mehr Liebe entgegen, indem Sie sich zum Prinzip hinwenden, indem Sie Ihr Tun um dieses Prinzip kreisen lassen. Bringen Sie Ihre Selbstregierung zum Ausdruck, die Selbstregierung, die Ihnen das Kirchenhandbuch als Zweigkirche zugesteht. Demonstrieren Sie diese Selbstregierung durch das Verständnis der Regierung des Gemüts, der göttlichen Liebe, und beweisen Sie so, daß nicht materielle Zustände regieren, sondern daß Gott allein regiert.

Vergessen Sie nicht, daß Gott sowohl „Umkreis” als auch „Mittelpunkt” des Seins ist, und daß der Umkreis genau so viel von Gott zum Ausdruck bringt wie der Mittelpunkt. Die Universalität Gottes, des Guten, beweisen wir, wenn wir die Idee „Kirche” verstehen lernen, wie diese durch Die Mutterkirche und ihre Zweige dargetan wird.

Eine unserer Kirchensatzungen ermahnt uns, daß „weder Feindseligkeit noch rein persönliche Zuneigung” der Antrieb zu den Beweggründen oder Handlungen der Mitglieder Der Mutterkirche sein sollte. (Kirchenhandbuch, Art. VIII, Abschn. 1.) Zuneigung ist persönlich, wenn sie sich auf eine Person oder eine Gruppe von Personen bezieht. Wir müssen unterscheiden lernen zwischen der Liebe, die Prinzip ist und darum alle segnet, und der Liebe, die es wohl gut meint, aber die nur eine bestimmte Person oder eine besondere Gruppe von Menschen segnen möchte. Dieses ist nur persönliche Zuneigung. Mrs. Eddy hat die Christliche Wissenschaft nicht aus Liebe zu ihrem eigenen Lande oder ihrem Volk gegründet, sondern aus Liebe zu Gott und zur ganzen Menschheit und aus dem Verständnis heraus, daß Er der „Mittelpunkt und Umkreis des Seins” ist. In der Wissenschaft arbeiten wir nicht für eine Person, nicht für eine Gruppe von Personen, sondern für unsern Gott, für das göttliche Prinzip; und diese Arbeit findet dort ihren Ausdruck, wo Personen, Kirchen und Nationen zu sein scheinen. Jesus sagt (Joh. 5:17): „Mein Vater wirket bisher, und ich wirke auch”. Wir wirken, weil Gott wirkt und immer tätig ist.

Jede Zweigkirche, wo auch immer sie sein mag, ist ein Zweig Der Mutterkirche. Deshalb steht eine Zweigkirche in Neuseeland Der Mutterkirche geistig und mental ebenso nahe wie eine Zweigkirche in einem Vorort von Boston. Ja, die Zweigkirche in Neuseeland kann ihr sogar noch näher stehen als die Kirche im Vorort, falls sie die Satzungen des Kirchenhandbuches gewissenhafter befolgt. Mrs. Eddy hat als Gründerin der Bewegung für alles gesorgt, was für die Weiterführung der Kirche Christi notwendig ist. Wollte man annehmen, daß eine Kirche irgendwo in der Welt infolge ihrer geographischen Lage weniger Teil hat an der Idee „Kirche”, am Guten, an Gott oder an der göttlichen Intelligenz, so würde das heißen, die Allgegenwart Gottes leugnen, es würde bedeuten, daß Gott parteiisch ist, und daß Mrs. Eddy nicht genügend von Gott erleuchtet und von Gott geführt war, um diese Bewegung richtig zu gründen.

Manchmal versucht der Irrtum, eine Frage aufzuwerfen, die uns vielleicht sehr wichtig erscheint, die aber nur eine Ablenkung von dem wesentlichen Problem bewirken soll. Das Problem, das eigentlich vor uns liegt, ist, die Einheit Der Mutterkirche und ihrer Zweige zu beweisen und darüber zu wachen, daß die Tätigkeit Der Mutterkirche, ihre Zweige durch ihre Literatur zu ernähren und zu erfrischen, nicht gehindert werden kann.

Wir mögen wohl menschlich recht haben, wenn wir sagen, daß irgend jemand eine bestimmte Satzung des Kirchenhandbuches nicht befolgt, oder daß eine bestimmte Gruppe von Personen sich nicht so verhält, wie wir es für richtig erachten; und ganz gewiß sollte unser Bemühen darauf hinzielen, der betreffenden Person oder Gruppe zu helfen, das Rechte zu erkennen, dadurch, daß wir still für uns die Wahrheit behaupten und damit die Wahrheit des Seins beweisen. Dann werden wir die Freude der Gewißheit haben, daß nichts in unserem Bewußtsein einen unserer Mitarbeiter belastet noch es ihm erschwert, die geistige Erleuchtung zu erlangen, die ihn befähigt, die Kirchensatzungen zu befolgen.

Folgende Erfahrung einer Freundin hat mir schon manchmal geholfen. Sie ist Ausüberin, und eines Tages kam eine Mutter mit ihrem Kindchen zu ihr und bat sie, doch ihr Kind zu heilen. Die Mutter war keine Wissenschafterin, aber sie hatte davon gehört, daß die Christliche Wissenschaft beweist, daß Gott die Kranken heilt, und ihr Glaube an Gott war sehr groß. Das Kind schien eine so furchtbare Hautkrankheit zu haben, daß meine Freundin auf ihre eigenen Gedanken achten mußte, um nicht zurückzuschrecken vor dem, was ihr die materiellen Sinne zeigten. Die Mutter erzählte ihr, daß sie ihr Kleines zur Großmutter bringen wollte, die es noch nie gesehen hätte. Sie bat meine Freundin, doch ihr Kind zu heilen, damit die Großmutter sehen könne, wie allerliebst es in Wirklichkeit sei. Auf die Frage, wann sie denn mit dem Kinde zur Großmutter zu gehen gedächte, antwortete die Mutter: „Morgen will ich es zu ihr bringen”. Zum zweitenmal wandte sich meine Freundin an Gott in dem vollen Vertrauen, daß bei Ihm alle Dinge möglich sind, und in aller Stille betete sie: „Guter Gott, laß keinen Zweifel, keine Furcht, kein mangelndes Verständnis in mir aufkommen und zwischen den Glauben dieser lieben Frau an Dich und die Erfüllung jenes Glaubens treten”. Dann gab sie dem Kind eine Behandlung, und obwohl nach der Behandlung keinerlei Veränderung zu sehen war, war das Kind am nächsten Tag, als es der Großmutter gezeigt wurde, ein Ausdruck der Reinheit, Unschuld und Harmonie seines einzig wahren Seins.

In vergangenen Jahren ist es mein Vorrecht gewesen, als Zweite Leserin in Der Mutterkirche, als Mitglied des Vortragsausschusses und als Vorsitzende des Nevisionskomitees des christlich-wissenschaftlichen Liederbuches mit den Direktoren Der Mutterkirche zusammenzuarbeiten. Während dieser Zeit habe ich manches Problem mit ihnen besprechen müssen. Ich weiß, daß sie an jede Frage mit dem Geist der Liebe herangegangen sind und sie von der Grundlage des Kirchenhandbuches aus beantwortet haben. Hin und wieder waren unter den Problemen solche, die sich auf Länder außerhalb der Vereinigten Staaten bezogen, und nicht ein einziges Mal habe ich auch nur die geringste Äußerung eines anti-englischen, anti-französischen oder anti-deutschen Denkens vernommen. Immer haben sie Liebe und das ehrliche Verlangen gezeigt, allen Christlichen Wissenschaftern zu helfen, in welchem Teil der Erde sie auch sein mochten. Soweit ich diesen Vorstand persönlich kenne, hat er sich immer von den Satzungen des Kirchenhandbuches und den Lehren der Christlichen Wissenschaft leiten lassen. In der Bearbeitung all der Angelegenheiten, die ich mit den Vorstandsmitgliedern besprechen mußte, haben diese keine anderen Richtlinien oder Ideale verfolgt.

Wenn wir glauben sollten, daß Fehler gemacht worden sind, daß Unrecht getan worden ist oder getan wird, dann lassen Sie uns, wie meine Freundin, die Ausüberin, beten, daß kein Mangel an Liebe in uns unserem Mitarbeiter und Bruder den Weg verdunkele, so daß er für sich selbst nicht das Rechte sehen und ihm gehorsam sein könnte.

Zu einer Zeit, da der Vorstand Der Mutterkirche von strenger Kritik bedroht war, hat unsere geliebte Führerin folgende Zeilen geschrieben, die für uns heute von Wichtigkeit sind (Miscellaneous Writings, S. 130): „Der christlich-wissenschaftliche Vorstand hat die Last in des Tages Hitze getragen, und man sollte nicht erwarten, daß er solche Herkules-Aufgaben wie die seinen, ohne einen einzigen Fehlgriff hätte lösen können. Derjenige, der andere richtet, sollte wohl überlegen, was er sagt. Wo das Verlangen, das Rechte zu tun, vorhanden ist, und die Mehrzahl der Taten aufrichtig und recht sind, sollten wir es vermeiden, von vergangenen Fehlern zu reden. Die größte Sünde, die man gegen sich selbst begehen kann, ist die, daß man einem von Gottes ‚Kleinen‘ Schaden zufügt”.

Lassen Sie mich schließen mit den Worten Pauli an die Philipper (2:1–3, 5); „Ist nun bei euch Ermahnung in Christo, ist Trost der Liebe, ist Gemeinschaft des Geistes, ist herzliche Liebe und Barmherzigkeit, so erfüllet meine Freude, daß ihr eines Sinnes seid, gleiche Liebe habt, einmütig und einhellig seid. Nichts tut durch Zank oder eitle Ehre; sondern durch Demut achte einer den andern höher denn sich selbst. ... Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war”.

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