Der Gedanke, den wohl jedermann beim Erwachen hat, dürfte sein: Worum kümmere ich mich heute am meisten? Kümmere ich mich als Christlicher Wissenschafter in erster Linie darum, daß ich an geistigem Verständnis, innerem Gleichgewicht und Liebenswürdigkeit zunehme? Paulus schrieb den Korinthern: „Von den geistlichen Gaben aber will ich euch, liebe Brüder, nicht verhalten”. Warum sollte jemand unwissend bleiben und ihm daher das vorenthalten werden, was den Himmel auf die Erde bringt? Die unvergleichliche Gabe der Christlichen Wissenschaft öffnet Augen, die geschlossen waren, der Freude, liebenswerte Eigenschaften wie Redlichkeit, Gesundheit und Freudigkeit auszudrücken.
In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902 (S. 9) schreibt Mrs. Eddy: „Kümmere dich weniger um die Welt, um Beliebtheit, Stolz und Bequemlichkeit und liebe”. Immer wieder ist es also weise, wenn wir Christliche Wissenschafter die hochwichtige Frage wiederholen: Worum kümmern wir uns heute in erster Linie? Hören wir auf, uns um Eigenliebe zu kümmern, weil es unser Hauptanliegen ist, die allumfassende Liebe widerzuspiegeln? Bringen wir unbefriedigten Wanderern Trost, indem wir selber das Geheimnis geistiger Befriedigung finden? Halten wir am Wahren fest und lassen wir das Falsche fahren? Haben wir „den Glauben und gutes Gewissen, welches etliche von sich gestoßen und am Glauben Schiffbruch erlitten haben”?
Wir müssen uns vor der uns überall begegnenden Ansteckung von Materialismus, der Teilnahmlosigkeit und der Gleichgültigkeit gegen geistige Werte schützen. Wir müssen den Strömungen der Geistigkeit folgen, und dies bedingt, daß wir uns den Strömungen der Materialität entgegenstemmen müssen. Es bedingt, daß wir dem Hohn der Materialisten entgegentreten, die sich nach den Fleischtöpfen Ägyptens sehnen und nach dem Sprichwort des Genießers leben: „Lasset uns essen, trinken und fröhlich sein; denn morgen sind wir tot”. Wenn es unser höchstes Anliegen ist, vom geistigen Sinn regiert zu werden, werden wir den Forderungen des persönlichen Sinnes widerstehen, die die Selbstsucht nähren und das Denken auf das Flüchtige richten. Wir werden nicht unachtsam, sondern wachsam sein. Dann wird unser Glaube nicht Schiffbruch leiden, sondern sicher im göttlichen Prinzip ruhen.
Die Art unseres Lesestoffs ist für unser geistiges Wachstum von großer Wichtigkeit. Viel von dem, was heute gedruckt wird, ist beachtenswert, da es uns über die Zeichen der Zeit unterrichtet. Dagegen lauert Gefahr in der Kenntnisnahme von der anmaßenden und verwirrenden modernen Literatur, worin das Körnchen Wahrheit in einem Gewirr menschlicher Betrachtungen verloren geht und der nutzlose Versuch, durch menschliche Willenskraft Gutes zu vollbringen, gepriesen wird. Wir sollten es nicht für engherzig halten, uns zur Förderung unseres geistigen Wachstums auf das Ergründen der Bibel und der genehmigten christlich-wissenschaftlichen Schriften zu verlassen, da doch unsere Führerin schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 351): „Die Christlichen Wissenschafter kümmern sich nicht um Philosophie. Die göttliche Wissenschaft ist das einzige, was sie brauchen oder in Wirklichkeit haben können”. Durch dieses Ergründen wird unser geistiger Blick klarer, und wir kommen schneller vorwärts.
Gelegentlich läßt sich der Schüler in seinem Denken zum Nachgrübeln verleiten, warum sein Anwenden dieser Lehre in den ersten Jahren seines Eindringens in die Christliche Wissenschaft leichter und erfolgreicher schien. Im Buche des Predigers Salomo finden wir den trefflichen Rat: „Sprich nicht: Was ist’s, daß die vorigen Tage besser waren als diese? denn du fragst solches nicht weislich” Als Christliche Wissenschafter liegt uns daran, daß wir das göttliche Wesen Tag für Tag mit zunehmender Freiheit und Freudigkeit beweisen. Das schnelle und leichte Gelingen, das unsere ersten Schritte in der Christlichen Wissenschaft kennzeichnete, kann und wird zunehmen, wenn wir jetzt von größerer geistiger Höhe aus als damals Ausblick halten. Ist dies nicht der Fall, so kann es bei jedem, der aufrichtig ist, der Fall werden. Wir haben die Zusicherung: „Alle Stätten, darauf eure Fußsohlen treten werden, habe ich euch gegeben, wie ich Mose geredet habe”. Wir sollten uns mehr um das Heute als um das Gestern kümmern, und unser Hauptanliegen sollte beständig geistiger und fortschrittlicher Art sein.
Die Fähigkeit, ein besserer Christlicher Wissenschafter zu werden, ist nicht ein Jota von uns entfernt; denn das unendlich Gute kann nicht verloren gehen. Nur was unwirklich und wertlos ist, kann verloren gehen und zwar auf immer. Unser wichtigstes Anliegen ist die uns gebotene Gelegenheit, die Allmacht des Guten zu beweisen, und weder Gedankenbeeinflussung noch ein anderer Umstand kann uns dieser Gelegenheit berauben, wenn wir über alle unsere Gedanken genaue geistige Wache halten und alle rechten Ideen willkommen heißen, mögen sie auch noch so beharrlich das Aufgeben des Wertlosen fordern. Weil Krankheit, Sünde und Tod unwirklich sind, ist es unser wichtiges Anliegen, ihre Unwirklichkeit zu beweisen, indem wir nicht ruhen, bis aller Glaube daran oder jeder Augenschein davon geistigem Verständnis weicht. Unser Erfolg in dieser und jeder andern Hinsicht mehrt sich, wenn unser einziges Anliegen darin besteht, mit der göttlichen Liebe bewußt eins zu werden.
Jeden Tag erhöht sich also die Wichtigkeit der Frage: Worum kümmern wir uns? und fordert höhere und heiligere Beachtung. Als Christliche Wissenschafter halten wir von der Höhe des göttlichen Gemüts aus Ausschau und sehen das vollkommene Menschentum und halten daran fest in Übereinstimmung mit der Erklärung unserer Führerin (Miscellaneous Writings, S. 79): „Der unsterbliche Mensch ist die ewige Idee der Wahrheit. Er kann in keinen sterblichen Glauben oder Irrtum über sich selber und seinen Ursprung verfallen: er kann nicht aus der Brennweite der Unendlichkeit herausgeraten”.
