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Erleuchtung durch Gebet

Aus der Mai 1937-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Psalmist sang von „einem Volk, das ihm nahe ist” (engl. Bibel), das Gott nahe ist, und die Christlichen Wissenschafter haben allen Grund zu glauben, daß sie „ein Volk” sind, „das ihm”, dem wahren Gott, „nahe ist”. Dieses Gefühl der Nähe haben sie erlangt, weil sie das Gebet der Vergegenwärtigung der Wahrheit des Seins beten, das in menschlichen Angelegenheiten bewiesen werden kann.

Was ist Gebet? Mary Baker Eddy gibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 9) folgende befriedigende Auslegung: „Das folgerechte Gebet ist das Verlangen recht zu tun”. In ihrem Buche „Nein und Ja” (S. 39) finden wir die weitere hilfreiche Erklärung: „Das Gebet erzeugt ein waches Verlangen, gut zu sein und Gutes zu tun”. Das reine Verlangen nach dem, was geistig oder wissenschaftlich wirklich, heilig ist, ist also wissenschaftliches Gebet. Dieses Verlangen nach Geistigkeit kann so stark, so überwältigend werden, daß es unser ganzes Bewußtsein ausfüllt. Mehr als Bitten entfaltet sich ein solches Gebet zu siegreicher Erklärung und Vergegenwärtigung dessen, was wahr ist, was den Menschen wirklich regiert.

„Den Namen des Herrn anrufen”, heißt Gott anbeten. Eng verknüpft mit Anbetung ist Lobpreisung. Wir tun gut daran, mit unseren Gebeten oder unserer Gottesanbetung sehr viel Wertschätzung und Lobpreisung zu verbinden. Preisen heißt „bewerten, loben, hochschätzen”. Gott preisen kann also heißen, Ihn recht erkennen — bestrebt sein, Seinen Wert, Seine Allheit zu schätzen oder zu würdigen.

Was ist die Folge der Anbetung, der Lobpreisung Gottes? Wenn wir das göttliche Wesen und die Merkmale Gottes schätzen, bringen wir durch Widerspiegelung das Wesen Gottes in unser Bewußtsein, und so findet unser Verlangen nach Gerechtigkeit, nach Geistigkeit seine Erhörung in einem göttlich erleuchteten Leben, einem durch das Gute, durch die Erkenntnis unseres Einsseins mit Gott angespornten Leben. Wie herrlich und wunderbar, mit Gott eins zu sein! Hier gibt es keinen Irrtum, der uns verunreinigen, keine listige Einflüsterung, die uns mesmerisieren könnte; denn wir wandeln mit Gott und preisen und verherrlichen Ihn durch Erkenntnis unseres wahren Selbst.

Es ist hilfreich, einige zum Beten gehörige Eigenschaften wie Ernsthaftigkeit, Demut, Versöhnlichkeit, Unmittelbarkeit, Selbstvergessenheit und vor allem verständnisvollen Glauben näher zu betrachten. Mit diesen Eigenschaften erreich das Gebet die Höhe wirklichen Bewußtseins. Gebet ist mehr als menschliches Verlangen, selbst wenn es ein Verlangen nach dem Verständnis der Güte Gottes ist. Es ist das Einssein mit Gott, die Erkenntnis der göttlichen Einheit von Gott und dem Menschen, die allen nutzlosen Sinn der Dinge beseitigt. Wahres Gebet erhebt das Denken über die Materie mit ihren mesmerischen Einflüsterungen und sieht im Menschen eine lebendige geistige Idee mit der Schönheit der Prägung Gottes.

Wenn man ernstlich betet, betet man in wahrer Demut; denn man ist so aufrichtig, daß kein geteiltes Denken, kein Raum Stolz oder Anmaßung vorhanden ist. Aufrichtige Demut drückt ein stetes Drängen nach Vereinigung mit Gott, dem göttlichen Gemüt, aus. Wir werden mit Gottes Allmacht gewappnet, wenn wir mit unserem Gebet die Stärke aufrichtiger Demut verbinden. In „Miscellaneous Writings” (S. 356) gibt uns unsere Führerin die hilfreiche Erklärung: „Haltet Demut in Ehren, ‚wachet‘ und ‚betet ohne Unterlaß‘, sonst verfehlt ihr den Weg der Wahrheit und der Liebe”.

Wenn wir den Vorhof des Gebets durchschreiten, müssen wir Gedanken des Vergebens widerspiegeln. Eine Bedeutung von „vergeben” ist „aufhören zu frönen oder zu hegen”. Vergeben heißt also aufhören, den Gedanken über vermeintliches Unrecht zu frönen oder sie zu hegen. Dieses Vergeben bedingt, daß wir aufhören, dem Bösen dadurch zu frönen, daß wir es für uns oder für andere, die uns unserer Ansicht nach Böses zugefügt haben, lebendig erhalten. Jesus sagte: „Und wenn ihr stehet und betet, so vergebet, wo ihr etwas wider jemand habt”. Dies schließt ebensowohl sich selber wie jeden andern in sich.

In der Bibel lesen wir: „Wo keine Weissagung ist, wird das Volk wild und wüst”. Dieses Ideal hebt das Gebet über materielles Denken empor. Wenn wir stets nach oben blicken, über Begrenzung hinaus streben, finden wir, daß unser Gebet immer mehr jenen vollkommenen Zustand vergegenwärtigt, wo wir nur die Harmonie des Guten erkennen und erfahren. Erleuchtetes Gebet befähigt uns, uns der göttlichen Gegenwart bewußt zu sein, und unsere geistige Gemeinschaft drückt bewußtes Einssein mit dem Höchsten Wesen aus. So spornt uns die Christliche Wissenschaft zu intelligentem Beten an. Wohl dürfen wir die stille Gemeinschaft mit dem göttlichen Gemüt sanft über die Saiten unseres Bewußtseins streichen lassen und so die Gegenwart unseres Gottes fühlen, die unser Herz erleuchtet.

Drücken unsere Gebete, unsere Wünsche ein körperliches oder ein geistiges Verlangen aus? Wenn sie selbstsüchtigen Zwecken dienen, so läßt dies erkennen, daß wir körperliche Wirkungen durch den unendlichen Geist hervorzubringen suchen. Die Hilfe, die von Gott kommt, ist nicht materiell, sondern geistig. Wir wissen jedoch, daß körperliche Übelstände indem Maße vernichtet werden, wie unsere Gedanken in Einklang kommen mit dem Göttlichen, das die Gegenwart des geistig Guten enthüllt. Wenn wir in die Harmonie des Gesetzes Gottes emporgehoben werden, fällt Selbstsucht von uns ab. Wir müssen um geistige Segnungen beten, sonst verlieren wir unsere Erleuchtung. Jesus riet uns, „am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit” zu trachten und verhieß, daß das Gute unvermeidlich folgen werde.

Durch Ergründen der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, was über Gott und den Menschen wahr ist. Folglich haben wir einen verstehenden Glauben, der unsere Gebete um Befreiung vom Bösen zu Erklärungen und Beweisen des ewig Wahren werden läßt. Wir sind also weise, wenn wir ohne Unterlaß beten, immer nach dem Reinen und Vollkommenen verlangen und wissen, daß der wirkliche Mensch alles Gute jetzt besitzt. Dies gibt dem Gebet die Freudigkeit, in der Paulus frohlockte; denn er sagte: „Ich will beten mit dem Geist und will beten auch im Sinn; ich will Psalmen singen im Geist und will auch Psalmen singen mit dem Sinn”.

Wahre Erleuchtung kommt von Gott. Diesen Segen empfangen wir in dem Maße, wie wir durch Läuterung unseres Denkens und Lebens dafür tauglich werden. Erleuchtung ist das Erfrischende, Anregende, Belebende im Gebet. Von welcher Stufe menschlichen Denkens Gebet auch aufsteigt, stets ist es insofern von Wert, als es eine Erleuchtung vom Göttlichen in sich schließt. Unsere Gebete werden würdig, wenn sie von der Herrlichkeit der göttlichen Wissenschaft berührt und geweiht werden. Unsere Hoffnungen, Ziele und Wündsche müssen von der Triebkraft des Gemüts inspiriert sein, um den Unendlichen zu erreichen und mit Gottes immer tätigen Segnungen in Beziehung zu stehen. Diese Erleuchtung ist ein beständiges Einströmen wahrer Ideen, ein neues Erschauen der Herrlichkeiten des wirklichen Seins. Dieses Erschauen ist keine träumerische Erregung, die zur Torheit und Irrtum führt, sondern ein praktischer, beweisbarer Sinn der Christlichen Wissenschaft.

Der menschliche Begriff von Gebet hat eine fortschreitende Entfaltung durchgemacht, und die Christliche Wissenschaft hat einen großen Teil zu dieser Offenbarung beigetragen. Wie notwendig es doch ist, rechten Gebrauch davon zu machen und recht zu beten! Dies bedeutet inspiriertes Behaupten der Wahrheit über Gott und den Menschen. Wir dürfen unsere Erklärung nie kraftlos werden lassen, sondern müssen sie immer mit neuen Ideen frisch erhalten, indem wir sie als eine unmittelbar vom göttlichen Gemüt verliehene unvergängliche Erleuchtung ansehen. Jeder Patient, den wir behandeln oder für den wir beten, hat ein Recht auf neue Erleuchtung. Unsere Gebete müssen mit dem immergegenwärtigen Lebensstrom von Gott, dem Geist, beseelt sein; denn wenn wir die Unsterblichkeit einer Wahrheit erkennen, wird sie nie langweilig. Daher brauchen wir immer bei unserem Beten Erleuchtung, die siegreiche, siegesgewisse Erklärung, daß unser Gott regiert.

Wir können über alle Maßen inspiriert werden, wenn wir erkennen, daß das Himmelreich in uns stets bereit ist, zum Ausdruck zu kommen. Wir sollten inbrünstig beten, daß dieser Himmel in unserem täglichen Leben immer zum Ausdruck komme. Erleuchtung begleitet natürlich ein solches Gebet. Es ist das Gebet, das die Kranken heilt, wie das Gebet unseres Meisters heilte,— das Gebet, das von dem stets achtsamen unendlichen Prinzip immer erhört wird.

Es ist wichtig, daß wir die mentale Haltung einnehmen, daß die Erleuchtung wahren Gebets natürlich ist. Gottes Mensch braucht diesen Zustand nicht zu erlangen, weil die Ideen des göttlichen Gemüts ihn immer erleuchten. Da dies wahr ist, es wissenschaftlich, diese wahre Erleuchtung als unser Geburtsrecht zu beanspruchen und anzunehmen. Irrige Einflüsterung mag darauf bestehen, daß unser Gebet keine Erleuchtung, keine göttliche Herrlichkeit enthalte. Aber diese Einflüsterung müssen wir zurückweisen; denn der wirkliche Mensch ist immer erleuchtet. Der Mensch hat jetzt alles, was Gott gibt. Man bedenke, wie beständig die Erleuchtung ist, die die Gaben der göttlichen Liebe begleitet!

Es ist angebracht und weise, uns so zu verhalten, daß wir zu beten verstehen, und daß unser Gebet infolge unserer wirklichen Einheit mit Gott erleuchtet ist. Daraus folgt, daß die geistige Idee immer vom Guten erleuchtet ist. Der Mensch, der Geliebte Gottes, weilt immerdar in Licht und Freude. Der wirkliche Mensch betet immer, preist immer seinen Vater-Mutter-Gott. Der Psalmist erkannte dies, als er sang: „Ich aber will zu Gott rufen. ... Des Abends, Morgens und Mittags will ich klagen, ... so wird er meine Stimme hören”.

O Christliche Wissenschafter, erhebt euch und singet mit Freuden, daß die Himmel widerhallen von eurer frohen Lobpreisung; denn ihr verstehet zu beten!

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