Die menschliche Sprache ist der hörbare Ausdruck des Gedankens. Zwei Faktoren bestimmen die Würdigung oder das Verständnis des Gesagten: der Beweggrund oder die Gesinnung, die das Sprechen veranlaßt, und der Geist, mit dem ihm zugehört wird. Wenn wir Leute, die eine andere Sprache sprechen, verstehen wollen, wie sie uns verstehen wollen, gelingt es uns gewöhnlich, uns mit ihnen einigermaßen zu verständigen.
In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß der dem Denken und Reden zugrunde liegende wahre Antrieb Liebe ist, und Liebe sollte der herrschende Beweggrund im Leben jedes Christlichen Wissenschafters sein. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit (S. 454): „Liebe zu Gott und dem Menschen ist der wahre Ansporn zum Heilen wie zum Lehren. Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und der Rede und Handlung Stärke und Freiheit”.
Kein Christlicher Wissenschafter kann bezweifeln, daß Liebe zu Gott und dem Menschen unsere Führerin veranlaßte, das Lehrbuch und ihre anderen Werke zu schreiben. Daher können wir sagen, daß man ihre Schriften nur durch dieselbe Liebe zu Gott und dem Menschen verstehen kann. Wer bereit ist, von der göttlichen Liebe, die sie ausdrückte, zu empfangen, kann Wissenschaft und Gesundheit verstehen. Der in unserem Lehrbuch erläuterte geistige Sinn der Heiligen Schrift oder die „neue Zunge” ist dem Denken unverständlich, das nicht einigermaßen bereit ist, den geistigen Sinn zu empfangen.
Christliche Wissenschafter, deren Muttersprache nicht das Englische ist, glauben allzugern, sie haben ein Sprachproblem. Als aber Jesus in Gleichnissen redete, weil sie, wie er sagte, „mit hörenden Ohren nicht hören; denn sie verstehen es nicht”, redete er in einer Sprache, mit der seine Zuhörer vertraut waren; und er tadelte sie, daß sie seine Rede nicht verstanden, weil sie sein Wort nicht hören konnten. Als dagegen zwei Nachfolger Jesu ihm nach seiner Auferstehung auf dem Wege nach Emmaus begegneten, brannte ihr Herz in ihnen, als er mit ihnen redete. Tief ergriffen von den aufregenden Ereignissen der vorherigen Tage, war ihr Herz für die Sprache des Geistes empfänglicher und ihre Ohren einigermaßen dem Verständnis der Worte Jesu geöffnet.
Christlichen Wissenschaftern sind beachtenswerte Fälle Wohl bekannt, wo Leute, die mit dem Englischen, der Ursprache des Lehrbuchs, nicht vertraut waren, die geistige Bedeutung der Christlichen Wissenschaft verstanden haben. Die in den Schriften unserer Führerin geoffenbarte Sprache des Geistes ist der Geist der Liebe. Wenn der Schüler danach trachtet, diese Sprache zu verstehen und den Geist der Liebe in sich aufzunehmen, ist es für ihn von Vorteil, das Lehrbuch in der Ursprache lesen zu können. Viele Leute nehmen daher Unterricht im Englischen und finden Erleuchtung durch Eindringen in die Werke unserer Führerin in der Ursprache. Mrs. Eddy schreibt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany” (S. 179): „Wir sind in der Tat bevorzugt, die Offenbarungen der Christlichen Wissenschaft in der Ursprache zu haben”.
Die geistige Sprache kommt von dem einen Gemüt und bedeutet Einheit. Im 11. Kapitel des 1. Buchs Mose lesen wir: „Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache”, bis die Menschheit anfing, in Babel einen hohen Turm zu bauen, der auf Selbstüberhebung gegründet war. Ein menschlicher und begrenzter Sinn von Persönlichkeit bedeutete viele Gemüter, Trennung, Verwirrung. Aus diesem Gedankenzustand heraus erwuchsen verschiedenerlei Völker und Sprachen, die alle Vorherrschaft für sich beanspruchten, was Neid, Eifersucht, falschen Ehrgeiz, Habgier und Krieg zur Folge hatte; und der Sinn der Einheit ging verloren.
Jahrhunderte später waren gewisse geistig gesinnte Menschen alle einmütig beieinander. Sie hörten die Sprache des Geistes und empfingen die Gabe, so zu reden, daß Zuhörer aus verschiedenen Völkern, die bereit waren, zu hören, die von der Liebe eingegebene Sprache verstehen und in sich aufnehmen konnten. Beweist das nicht die Wahrheit der Worte unserer Führerin im Handbuch Der Mutterkirche (Art. VIII, Abschn, 1): „In der Wissenschaft regiert allein die göttliche Liebe den Menschen”? Jede wahre Fähigkeit drückt die Liebe aus, die jedes menschliche Bedürfnis befriedigt. Werden die Völker nicht durch das Verständnis der „neuen Zunge”, der Sprache der Liebe, durch Geistigkeit ihren Sinn von Babel, ihre Verwirrung, schließlich verlieren und sich in der Pfingsterleuchtung vereinigen?
In der ganzen Welt entstehen christlich-wissenschaftliche Kirchen. Möge in ihnen jene Sprache der Liebe ertönen, die aus den selbstvergessenden Bemühungen der urchristlichen Anbeter sprach! Dann wird geschehen, was unsere Führerin in „Miscellaneous Writings” (S. 155) voraussagte: „Dann werdet ihr den müden Wanderer zu euch ziehen, den Pilger und den Fremden für eure Kirche gewinnen und zum Herzen der Menschheit Zutritt finden”.
