Der Weg zur Bergesspitze führte durch dichten Wald. Einige junge Leute stiegen langsam hinaus. Des Bergsteigens ungewohnt, saßen sie oft hin, um sich auszuruhen; aber sie waren entschlossen, den Gipfel zu erreichen und die weite Aussicht aus die Felder und einen schönen See zu genießen. Als sie nach mehreren Stunden den Gipfel erreicht hatten, waren sie enttäuscht; denn die Aussicht, die sie genießen wollten, war durch dichten Nebel versperrt. Ganz entmutigt saßen sie hin und fragten sich, ob der Nebel Wohl vergehen werde, oder ob sie würden hinabsteigen müssen, ohne eine klare Aussicht gehabt zu haben.
Still saßen sie eine Zeitlang da. Plötzlich rief einer aus: „Seht nur, wie der Nebel vergeht!” „Das bildest du dir nur ein”, erwiderte eine entmutigte Stimme. Aber bald sprangen sie alle aus. Der Nebel teilte sich! Sie sahen ihn langsam aussteigen, wie wenn ein Vorhang aufgezogen würde. Ab und zu sahen sie den See und Bäume tief unten durchschimmern, und bald brach die Sonne durch. Nach und nach traten die Einzelheiten der Landschaft klar und schön hervor, bis die Sonne den Nebel vollständig vertrieben hatte; und mit Entzücken bewunderten sie die sich ihnen nun bietende Aussicht.
Wer sich mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen beginnt, kann aus der Erfahrung dieser jungen Leute eine Lehre ziehen. Ist unser Ausblick nicht durch einen Nebel falscher Annahmen getrübt, ehe uns die Christliche Wissenschaft eine klare Aussicht gibt? Die jungen Leute erwarteten nicht, die Aussicht, die man auf dem Gipfel hat, zu genießen, ehe sie alle Schritte nach oben gemacht hatten. Können wir erwarten, ein klares Gottesverständnis zu erlangen, wenn wir uns nicht mit Gottes Geboten befassen und sie nicht unserem Verständnis entsprechend halten? „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus”, sagt Paulus. Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, sagt uns, daß wir, um mehr verstehen zu lernen, anwenden müssen, was wir schon verstehen. Die Christliche Wissenschaft ist beweisbar. Durch unsere Beweise tun wir unser Verständnis dar. Gerade wie wir einen Bergpfad Schritt für Schritt hinaufsteigen, so kommen wir Schritt für Schritt im geistigen Verständnis vorwärts. Wir müssen den Christus, die Wahrheit, allen Aberglauben ausrotten und jede irrige Annahme berichtigen lassen, damit wir den Menschen Gottes in klarerem Lichte sehen können. Wir müssen willig zugeben, daß Gott, der Geist, den Menschen zu Seinem Bild und Gleichnis gemacht hat. Der Psalmist sagte: „Erkennet, daß der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht — und nicht wir selbst. ... Gehet zu seinen Toren ein mit Danken, zu seinen Vorhöfen mit Loben”.
Was für eine Last uns doch abgenommen wird, wenn wir die herrliche Wahrheit zu verstehen beginnen, daß der Mensch nicht ein der Krankheit und dem Tod unterworfener elender Sünder ist! In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 63) schreibt Mrs. Eddy: „In der Wissenschaft ist der Mensch der Sprößling des Geistes. Das Schöne, das Gute und das Reine sind seine Ahnen”.
Der Nebel auf der Bergesspitze verging nicht plötzlich. Auch wir können nicht erwarten, daß unsere Unkenntnis Gottes in einem Augenblick vollem Verständnis weicht. Wir sollten demütig und aufrichtig wie der Psalmist beten: „Sende dein Licht und deine Wahrheit, daß sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung”.
Sollten wir für das über uns dämmernde Licht des Verständnisses nicht dankbar sein und nach Erkenntnis dieser herrlichen Wahrheit trachten, daß der Mensch nicht ein der Krankheit und dem Tod unterworfener elender Sünder, sondern geistig, unsterblich ist? Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 476): „Lerne dies, o Sterblicher, und suche ernstlich den geistigen Stand des Menschen, der außerhalb aller materiellen Selbstheit liegt”.
Haben wir schwierige Probleme zu lösen, so laßt uns geduldig aus Gott harren! Laßt uns eingedenk sein, daß Er immer gegenwärtig ist, daß kein Nebel unsern Ausblick aus die geistige Wirklichkeit trüben oder unser wirkliches Sein als Widerspiegelung der Liebe vor uns verbergen kann!
Der Nebel wird sicher verschwinden. Unwissenheit wird dem Verständnis weichen, und wir werden „den Vater anbeten im Geist und in der Wahrheit”. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 340): „Liebe Gott und halte Seine Gebote: denn das ist der ganze Mensch in Seinem Bild und Gleichnis. Die göttliche Liebe ist unendlich. Daher ist alles, was wirklich existiert, in und von Gott und offenbart Seine Liebe”.
