Eine der von Christlichen Wissenschaftern am häufigsten angeführten Stellen aus ihrem Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy ist die Bestimmung des Begriffs „Kirche” auf Seite 583. Der erste Abschnitt dieser Begriffsbestimmung lautet: „Kirche. Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”.
Es ist klar, daß „der Bau der Wahrheit und Liebe” die unsichtbare, geistige, Kirche ist, die zuweilen „die universale und triumphierende Kirche” genannt wird. Sie ist jene Kirche, die Paulus in seinem Briefe an die Epheser erwähnt mit den Worten: „Ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid auf einerlei Hoffnung eurer Berufung”. Sie ist „alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht”. Was von dem Prinzip, dem Geist, Gott, ausgeht, ist selbstverständlich Sein Ausdruck oder Seine Idee und ist völlig geistig. Sie kann nicht menschlich wahrgenommen werden, sondern wird geistig erkannt. Sie übersteigt den endlichen Sinn der Kirche, die einer menschlichen Organisation bedarf, wodurch sie funktioniert, und eines materiellen Gebäudes, in dem Gottesdienst gehalten wird.
Die wahre geistige Kirche, die wie ihr Prinzip, das göttliche Gemüt, unendlich ist, drückt die Eigenschaft Allgegenwart aus. Man kann nirgends sein, wo die Kirche nicht ist. Die Kirche spiegelt Eigenschaften wider, die geistig und göttlich sind, z. B. Einigkeit, Einheit, Unteilbarkeit, Harmonie, Ewigkeit, Vollständigkeit, Vollkommenheit. Sie wird von dem göttlichen Prinzip — dem Leben, der Wahrheit, der Liebe — erhalten, gestützt, versorgt, überwacht, geleitet und beschützt. Von der wirklichen Kirche schrieb der Offenbarer: „Und ich sah keinen Tempel darin; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm”, und von ihr sagte er: „Und es wird nicht hineingehen irgend ein Gemeines und das da Greuel tut und Lüge, sondern die geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes”.
Diese universale Kirche, die alles in sich schließt, was zu dem wirklichen, geistigen Begriff von Kirche, dem Leib Christi, gehört, schließt unumgänglich die rechte Idee oder die geistige Tatsache alles dessen in sich, was zu dem gehört, was wir Menschen Kirche nennen — zu der äußeren oder sichtbaren Kundwerdung. Daher schließt sie die Wahrheit über das in sich, was wir gewöhnlich Kirchenorganisation, Kirchentätigkeit, Gottesdienst usw. nennen. Mit andern Worten, sie schließt den göttlichen oder geistigen Begriff von dem in sich, was Mrs. Eddy im zweiten Abschnitt ihrer Bestimmung des Begriffs „Kirche” beschreibt als „diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt, das schlafende Verständnis aus materiellen Annahmen zum Erfassen geistiger Ideen und zur Demonstration der göttlichen Wissenschaft erweckt und dadurch Teufel oder Irrtum austreibt und die Kranken heilt”.
Eigentlich kann gesagt werden, daß alles, was über unsere Kirche — Die Mutterkirche und ihre Zweige — wahr ist, von dem göttlichen Gemüt ausgeht und vom Prinzip regiert wird. Die Erkenntnis und Anerkennung dieser Tatsache verbürgt die geordnete Regelung unserer Kirche und unserer Bewegung in Übereinstimmung mit den Vorkehrungen des Handbuchs Der Mutterkirche, durch das unsere Führerin die Fortdauer, Ausbreitung und harmonische Leitung ihrer Tätigkeiten vorsieht. Es sollte einleuchten, daß die als Bewußtsein aus den Thron erhobene geistige oder vollkommene Idee Kirche alle unvollkommenen, materiellen, unharmonischen Annahmen über Kirche berichtigen und verdrängen wird. Genau wie die Wahrheit über den Menschen, Gottes Gleichnis, als Gesetz zur Vernichtung des Glaubens wirkt, daß der Mensch krank oder sündig sei oder sein könne, so heilt der geistige Begriff der Kirche, der vollkommenen Kundwerdung Gottes, die Annahme, daß es eine unharmonische, unvollkommene, unvollständige oder untätige Kirche gebe oder geben könne.
In gewissem Sinne kann man sagen, daß die menschliche Organisation, die wir unsere Kirche nennen, zu dem göttlichen oder geistigen Begriff der Kirche in demselben Verhältnis steht, wie der menschliche Jesus zu dem göttlichen Christus oder der geistigen Idee Gottes stand. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 25): „Die Göttlichkeit des Christus wurde in der Menschlichkeit Jesu offenbar”. Und in ähnlicher Weise wird die Göttlichkeit „der universalen und triumphierenden Kirche” der Menschheit als „diejenige Einrichtung, die den Beweis ihrer Nützlichkeit erbringt, und die das Menschengeschlecht hebt”, offenbar. Die menschliche Einrichtung ist also das Mittel, wodurch die göttliche Idee die leidenden und sündigen Sterblichen mit Heilung und Erlösung erreicht. Als Jesus sein irdisches Wirken beendet hatte, verschwand er für den menschlichen Sinn in der sogenannten Himmelfahrt. Wenn die menschliche Organisation, Kirche genannt, ihre Erlösungsmission beendet hat, wird sie dem unsichtbaren und geistigen Begriff Kirche vollständig weichen —„von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand”.
Inzwischen zeugt eine Jahresversammlung Der Mutterkirche nach der andern von dem Fortschritt, den sie und ihre Zweige in der ganzen Welt machen. Jedes Jahr bringt neue Beweise, daß zahllose Menschen in verschiedenen Teilen der Welt, die bereit sind und auf Erlösung von Krankheit, Sünde, Armut, Arbeitslosigkeit, Entmutigung, Bestürzung und Furcht warten, die in der Christlichen Wissenschaft gelehrte Wahrheit mit heilender und erlösender Kraft in Erfahrung bringen.
Die Christlichen Wissenschafter frohlocken über diese Zeichen des Wachstums und der Ausbreitung der christlich-wissenschaftlichen Bewegung. Sie wissen, daß geistiges Heilen, das auf dem Verständnis des Christus, der Wahrheit, beruht, wie der Meister sie lehrte und bewies, die Fortdauer dieses Wachstums gewährleistet. Sie lassen sich daher durch die beharrlichen Anmaßungen der Gottesleugnung, des Materialismus, des Heidentums, der Schulgelehrsamkeit oder irgendwelcher Art feindseligen Böses weder schrecken noch beunruhigen, weil sie wissen, daß diese Anmaßungen dem Beweis der reinen geistigen Wissenschaft weichen müssen. Aus diesem Grunde sind sie überzeugt, daß nichts den Zweck vereiteln kann, zu dem Die Mutterkirche, Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, gegründet wurde, und den unsere Führerin auf Seite 19 des Kirchenhandbuchs folgendermaßen festlegt: „Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter in Boston, Mass., soll sich auf den Felsen Christus gründen, ja auf die Erkenntnis und Demonstration der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, welche die Welt von Sünde und Tod heilt und erlöst. Dadurch soll sie in gewissem Grade die universale und triumphierende Kirche widerspiegeln”.
