Wer sich in die Heilige Schrift vertieft, kann sich des Eindrucks der außerordentlichen Gewißheit, die Christi Jesu Worte und Werke kennzeichnete, nicht erwehren. Bei ihm gab es nicht die geringste Spur von Ungewißheit betreffs der Tatsachen über Gott, seinen Vater, über den Menschen und des Menschen Beziehung zum Vater, noch über die vollständige Unwahrheit der materiellen Erscheinungsformen des Daseins, denen er beständig begegnete. Er wußte die Wahrheit, und er bewies, daß dieses Wissen die Menschheit von beschränkenden und unharmonischen Zuständen aller Art befreit. Er besaß das Wissen, das, durch Beweis gestützt, zur wissenschaftlichen Gewißheit wird.
Der Christ, der Jesus als seinen Herrn und Meister, seinen Wegweiser und Erlöser anerkennt, sucht gewöhnlich emsig nach Gründen für die in der Laufbahn dieses Mannes von Galiläa bekundete vollkommene Zuversicht. Was war die Quelle seiner Zuversicht der göttlichen Gegenwart, einer Zuversicht, die nie schwankte? Was befähigte ihn, den schlimmsten Lagen entgegenzutreten, sogar sich willig seinen Feinden zu ergeben, deren Absicht, ihn zu vernichten, er kannte? Was anders stützte ihn während der entsetzlichen Erfahrung am Kreuz als die wissenschaftliche Erkenntnis Gottes, des Menschen und des Weltalls, die das Leben als unzerstörbar enthüllte?
Es könnte sich die Frage erheben, warum ein solches Wissen „wissenschaftlich” genannt werden kann; und die vollständige Antwort ist in der Christlichen Wissenschaft zu finden. Webster versteht unter „Wissenschaft” „hinsichtlich der Entdeckung allgemeiner Wahrheiten oder des Wirkens allgemeiner Gesetze planmäßig geordnetes und formuliertes gesammeltes Wissen”. Mrs. Eddy fand das gesammelte Wissen von Gott und dem Menschen in der Heiligen Schrift, als sich das helle Licht der Offenbarung durch eine Gesinnung bekundete, die viel von ihrer Materialität verloren hatte. Mrs. Eddy nannte dieses durch Vernunft und Offenbarung erlangte Wissen „christlich”, weil es aus den Lehren und Beweisen des Gründers des Christentums beruhte. Sie fügte das Wort „Wissenschaft” hinzu, weil dieses gesammmelte Wissen ein vollkommenes, unveränderliches Prinzip hat, das durch bestimmte Gesetze wirkt, und weil erfolgreich bewiesen werden kann, daß dieses göttliche Prinzip und diese Gesetze gegenwärtig und verfügbar sind, in menschlichen Angelegenheiten zu wirken. So fand sie, daß ihre Entdeckung alle Eigenschaften und Bedingungen besaß, die eine Wissenschaft kennzeichnen. Sie hatte nicht nur die allgemeinen Wahrheiten enthüllt, aus denen die göttliche Wissenschaft besteht, sondern hatte auch die allgemeinen Gesetze entdeckt, die sie regieren.
Und ferner fand sie, daß ihre Entdeckung das einzige planmäßig geordnete Wissen ist, das berechtigt ist, als „Wissenschaft” bezeichnet zu werden, weil sie die Natur und die Qualität der Wirklichkeit, das endgültige Dasein, enthüllt. Nur ihre Entdeckung handelt von unveränderlichem Gesetz, von wahrer Substanz und daher vom Unbedingten oder Endgültigen aller Wirklichkeit. So legte Mrs. Eddy den Grund zu der Wissenschaft von dem, was Jesus lehrte und ausübte, was die Welt aber zu seiner Zeit nicht bereit war zu empfangen. Ihre in Gottes guter Zeit empfangene Offenbarung ergänzt und vervollständigt das Wirken Christi Jesu vollkommen. Und die durch Vernunft, Offenbarung und Beweis erlangte bestimmte Zuversicht befähigte sie, mit derselben wissenschaftlichen Gewißheit zu sprechen, die die Äußerungen des Meisters kennzeichnete.
Die Christliche Wissenschaft wird allen Anforderungen wissenschaftlichen Wissens gerecht. Sie beruht auf dem göttlichen Prinzip, der einzigen Ursache, dem alleinigen Schöpfer der einzigen Schöpfung, des Welltalls geistiger und vollkommener Ideen. Weil Gott, diese Ursache, das Gemüt ist, muß Seine Schöpfung aus Ideen bestehen, aus dem, dessen sich das Gemüt bewußt ist; und die Regierung dieses Weltalls durch das Gemüt ist geordnet, unveränderlich, recht und gerecht. Die Regeln der Christlichen Wissenschaft sind so bestimmt wie ihr Prinzip, und wenn sie auf den falschen Sinn der Schöpfung in allen seinen mannigfaltigen Erscheinungsformen angewandt wird, führt sie jede auf ihr ursprüngliches Nichts zurück, d. h. der Irrtum weicht dem Christus, der Wahrheit, dem Vertreter des göttlichen Prinzips. Der persönliche Sinn, der auf dem Zeugnis der sogenannten materiellen Sinne über die Schöpfung — den Menschen und das Weltall — beruht, verschwindet, wenn wissenschaftliches Verständnis ihm entgegentritt. Unvermeidlich weicht Unwahrheit der Wahrheit.
Die Zuverlässigkeit dieser Wissenschaft wird durch die Anwendung ihrer Regeln gründlich dargetan. Die Ergebnisse sind nie zweifelhaft. Wie zuversichtlich doch Jesus hinsichtlich des Wegs zum ewigen Leben war, als er erklärte: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe”! Welch innige Gemeinschaft mit seinem göttlichen Vater ihn befähigte, diese außergewöhnliche Feststellung zu machen! „Wer glaubt”, wer versteht, erkennt Gott und Seinen Christus, und eine solche Erkenntnis duldet nicht den geringsten Schatten eines Zweifels. Sie wird durch unerschütterlichen Glauben gestützt. Wie gewiß doch Jesus der Wirksamkeit des gerechten Gebets war, des Gebets, das den Christus, die Wahrheit, den vollkommenen Heiler anruft! Erklärte er nicht: „Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubet nur, daß ihr’s empfangen werdet, so wird’s euch werden”? So gewiß war Jesus des Vaters Gegenwart, Güte und Bereitschaft, das menschliche Bedürfnis zu befriedigen, daß er diese Zuversicht hinsichtlich des Gebets ohne Einschränkung äußerte. Kein Augenschein der körperlichen Sinne konnte seine wissenschaftliche Gewißheit erschüttern. Er erkannte Gott, und diese Erkenntnis verlieh ihm unbedingte Zuversicht.
Ebenso war Mrs. Eddy so gewiß, daß sie die den Lehren Jesu zugrunde liegende unveränderliche Wissenschaft entdeckt hatte, daß sie viele Werke vollbringen konnte und vollbrachte, die denen ähnlich waren, die Jesus vollbrachte. Sie heilte die schlimmsten Krankheiten; sie wandelte die Sünder um und weckte sogar die Toten auf. Wie war ihr dies möglich? Durch ihre Erkenntnis Gottes und Seines Weltalls, ihre wissenschaftliche Gewißheit, ihre unerschütterliche Zuversicht, daß Krankheit ein falscher Sinn ist, der durch die Wahrheit über Gott und den Menschen zu berichtigen ist.
Als Beispiel ihrer Erfahrung im Heilen erklärt sie auf Seite 7 in „Unity of Good”: „Obgleich ich dies mit tiefster Überzeugung erkläre, bin ich es trotzdem der Christlichen Wissenschaft und mir schuldig, auch Folgendes zu erklären: Als ich am klarsten gesehen und am lebhaftesten gefühlt habe, daß der Unendliche von keiner Krankheit weiß, hat mich dies nicht von Gott getrennt, sondern hat mich so mit Ihm verbunden, daß ich Krebs, der schon die Halsader angegriffen hatte, augenblicklich heilen konnte”. Was denn sonst als unerschütterliche Glaube, der wissenschaftlicher Erkenntnis der Allmacht des Guten entspringt, kann die augenblickliche Heilung einer sogenannten unheilbaren Krankheit bewirkt haben? Wiederum macht sie in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 162) die aufsehenerregende Erklärung über die Heilungen, die sie durch Anwendung ihrer Erkenntnis Gottes und des Menschen zustande gebracht hatte: „Absonderungen haben sich verändert; der ganze Körperbau hat sich erneuert, verkürzte Glieder sind länger, steife Gelenke biegsam und angefressene Knochen wieder gesund geworden. Ich habe das wiederhergestellt, was man verlorene Lungensubstanz nennt, und wo organische Krankheit war, ist ein gesunder Organismus entstanden”.
Diejenigen, die Jesus als Beispielgeber und Wegweiser und Mrs. Eddy als die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft verehren, machen es sich zur Ausgabe, Sünde und Krankheit aus dieselbe Art zu heilen. Um an ihre Werke heranzureichen, muß man an ihren Glauben heranreichen, einen Glauben an Gott, der auf einem Gottesverständnis beruht, das zu wissenschaftlicher Gewißheit führt. Für solchen Glauben, solche Gewißheit hinsichtlich des Wesens der Wirklichkeit gibt es keinen Ersatz, kann es keinen Ersatz geben. Ein Geistlicher unserer Zeit, der sieht, wie viele Christliche Glaubensbekenntnisse ihre alte Grundlage verlassen, betont die Notwendigkeit der Wiederherstellung „eines festgefügten Glaubens, nicht eines bloß menschlichen Glaubens, sondern einer festen Grundlage menschlichen Vertrauens in Glauben”.
Wie gewiß doch Christliche Wissenschafter sind, daß der Glaube, der aus geistigem Verständnis hervorgeht, für den Fortschritt in geistiger Entfaltung und im Beweisen unerläßlich ist! Annahme genügt nicht. Verständnis ist die Grundlage jener wissenschaftlichen Gewißheit, die die Werke ermöglichte, die Christus Jesus und Mrs. Eddy vollbrachten. Eine zaudernde, halbe Überzeugung genügt nicht. Erst wenn wir die grundlegende Wissenschaft des Christentums erlangen, ist unser Glaube aus den Felsen Christus gegründet. Das ist die Grundlage, worauf unser geistiger Bau ewig sicher ist.
