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Im ewigen Jetzt leben

Aus der August 1938-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie unnötig doch der Glaube an eine sogenannte Vergangenheit ist, und wie oft die Menschen dennoch versucht sind, darin anstatt in dem ewigen Jetzt des Geistes zu weilen!

Paulus, der die Übel so gut kannte, die die Menschen bei ihrer christlichen Nachfolge bedrängen, zeigte den entschlossenen Weg der Freiheit, als er den Philippern schrieb: „Ich vergesse, was dahinten ist ... und jage — nach dem vorgesteckten Ziel — nach dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu”.

Hatte von allen, die Ursache gehabt haben könnten, auf die Vergangenheit mit Bedauern zurückzublicken, wohl jemand größere Ursache dazu als Paulus? War er nach seiner eigenen Aussage nicht „ein Lästerer und ein Verfolger und ein Schmäher” gewesen? Aber Paulus sah, daß das Böse der Vergangenheit das Werk der Unwissenheit und Unduldsamkeit gewesen war, und daß seine Zeit mit Selbstvorwürfen und Selbstverdammung hinsichtlich der Vergangenheit zuzubringen, das böse Werk nur auf andere Art fortsetzen hieße. Also alle mit bloßer Reue vergeudete Zeit würde viel besser damit zugebracht, daß man die Werke der Wahrheit und der Liebe tut und so vergangene Fehler durch gute Werke sühnt.

Die Sterblichen müssen zu höheren Dingen weiterschreiten, indem sie „vergessen, was dahinten ist”. Nicht daß falsche Arbeit nicht berichtigt oder böse Annahmen nicht vernichtet werden müßten; aber dies kann stufenweise durch unermüdliches Gutestun geschehen, was mehr ist als der Ausdruck bloßer sogenannter menschlicher Güte — es ist die tätige Widerspiegelung der Güte Gottes.

Und so konnte Paulus, obgleich er die Verfolgungen, an denen er sich so oft beteiligt hatte, nicht mehr ungeschehen machen konnte, für Gott arbeiten und tat es auch, indem er zuerst den neuen Glauben verstehen lernte und sich darin befestigte und dann andere ermutigte und stärkte, dasselbe zu tun.

Was ist nun diese Vergangenheit, die man dahinten lassen muß? Was ist diese sterbliche, materielle Schöpfung, die sich uns beharrlich als Wirklichkeit aufdrängt? Wissenschaftlich gesprochen ist sie eine mesmerische oder hypnotische Trugvorstellung, mit andern Worten, das Werk des Bösen, manchmal Teufel genannt.

Gott ist der Geist. Er ist das unendliche Gemüt, d.h. das an Macht, Fähigkeit, Kenntnis oder Vortrefflichkeit unbegrenzte Gemüt. Und der Mensch ist die vollkommene, unendliche Idee des unbegrenzten Gemüts — mit andern Worten, die geistige Widerspiegelung Gottes.

Diese Wahrheit der Unendlichkeit des Guten wurde Mary Baker Eddy so klar geoffenbart, daß sie die Grundlage ihrer Entdeckung wurde, die sie Christliche Wissenschaft nannte. Diese Offenbarung zeigte auch die Notwendigkeit, die sterbliche, materielle Vergangenheit aufzugeben. Denn in dem sogenannten materiellen Reich begegnen die Sterblichen Sünde, Krankheit, No, Mühsal und Unruhe. In der Christlichen Wissenschaft finden wir, daß der Mensch sein wahres Sein, sein unsterbliches Selbst im Reiche des Geistes hat; und weil der geistige Mensch dem Geist, Gott, gleich ist, ist er unbegrenzt in seiner Fähigkeit, die Seligkeit der unendlichen Seele zu kennen und zu genießen, und hat todlose Fortdauer des Daseins.

Nun erhebt sich die Frage: Wie können wir uns am schnellsten von dem Glauben an eine Vergangenheit befreien, die wir scheinbar im Reiche der Materie mit ihren Leiden und Enttäuschungen zugebracht haben? Wie können wir am besten des Menschen geistigen Zustand erkennen? In Wissenschaft und Gesundheit (S. 492) schreibt Mrs. Eddy: „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein”. Um uns also von dem sterblichen Sinn eines Lebens in gegenwärtiger oder vergangener Disharmonie zu befreien, müssen wir auf die Wirklichkeit des Lebens, auf Gott, auf das Geistige, das ewig Gute und Reine blicken. Lautet die biblische Verheißung nicht: „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage; denn man verläßt sich auf dich”? Wir werden trotz aller Anstrengungen nie imstande sein, die Unwirklichkeit von etwas Materiellem, z.B. einer Krankheit, einer unharmonischen Vergangenheit, einer Unfreundlichkeit oder einer schwierigen Lage zu sehen, wenn wir unablässig darauf hinblicken. Wir müssen uns an das geistige Ideal und an unser gegenwärtiges Einssein damit klammern, wissend, daß dies jetzt die Wirklichkeit unseres Seins, nicht ein in der Zukunft zu erlangender Zustand ist.

Das Böse verliert seine Gewalt über uns, wenn wir verstehen lernen, daß es keine Geschichte hat. Es hat keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sein Anspruch auf eine Vergangenheit ist nur ein Versuch, sich selber zu erklären; denn es behauptet, einen Anfang und eine Ursache gehabt zu haben. Es benützt seine Vergangenheit auch als Drohung gegen die Zukunft. Aber der weise Christliche Wissenschafter verwirft und verneint die Einflüsterung, die zu ihm sagt: „Du kennst mich; ich war schon einmal bei dir”. Er vernichtet den bösen Anspruch durch das Wissen, daß das Böse Irrtum ohne Ursache oder Wesenheit ist; daß es keine Vergangenheitsgeschichte und keine künftigen Aussichten hat; denn Gott, das göttliche Gemüt, die einzige Ursache, schafft nicht Irrtum oder etwas, was dem Irrtum unterworfen ist.

„Das Bewußtsein und die Individualität des geistigen Menschen sind Widerspiegelungen Gottes” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 336). Durch das ganze Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft hindurch ist klar gemacht, daß der geistige Mensch der einzige Mensch ist, den es gibt, da er die Widerspiegelung oder Idee des unendlichen Gottes, des Geistes, ist. Diese Idee ist immer vollständig gegenwärtig; sie hat keine Vergangenheit. Wie wäre es, wenn unsere Spiegel die Eindrücke festhielten, manche getrübt und unbestimmt, manche scharf, und jedesmal, wenn wir in die Spiegel blickten, diese Eindrücke früherer Widerspiegelungen uns entgegenträten? Wäre es nicht den Gesetzen der Widerspiegelung zuwider?

Widerspiegelung ist also immer in der Gegenwart, im Jetzt. Der Spiegel hält nicht fest; er spiegelt nur wider, was vor ihm ist. So verhält es sich mit Gott und dem Menschen. Die göttliche Wissenschaft ist der Spiegel; der Geist, das Gemüt, ist das einzige Original, und der Mensch ist die Widerspiegelung des Gemüts.

Was ist das göttliche Gemüt? Die Wahrheit — die in Ideen ausgedrückte Wahrheit. Um diese Ideen widerzuspiegeln, muß der Mensch also wahr denken. In diesem Sinne ist Widerspiegelung Denken, Sein. Indem der Mensch geistige Ideen widerspiegelt, spiegelt er wider, was jetzt wahr ist. Die Wahrheit ändert sich nicht, und ihre Widerspiegelung ist ewig gegenwärtig. Daher heilen die Gedanken, die Jesus bei seiner Heilarbeit widerspiegelte, auch heute, wenn sie wieder, wie in der Christlichen Wissenschaft, verständnisvoll widergespiegelt werden. Die immer gegenwärtige Widerspiegelung der ewigen Wahrheit bildet das ewige Jetzt.

Was ein Teil einer veränderlichen Vergangenheit zu sein scheint, kann nicht unbedingt wahr sein. Das Kommen und Gehen sterblicher, materieller Erscheinungen ist nur der wechselnde Traum Sterblicher, die Ebbe und Flut eines durch Unwissenheit, Aberglauben und Sünde irregeführten falschen Bewußtseins.

Die Wirklichkeit muß im Reiche des Geistes gesucht werden, wo die unsterblichen Dinge des Geistes — Barmherzigkeit, Recht, Gerechtigkeit, Reinheit und Güte — Trost, Frieden und Freude bringen, wo Harmonie herrscht und nichts hineingehen kann, das „da Greuel tut und Lüge”.

Ist es also nicht klar, daß in der Widerspiegelung des Geistes, des göttlichen Gemüts, der Mensch kein Ringen mit einer unharmonischen Vergangenheit kennt? Die wahre Widerspiegelung der Allheit Gottes löscht für uns jede böse Annahme oder böse Neigung aus, die uns zu beeinflussen schien; denn Gottes „Augen sind rein, daß du Übles nicht sehen magst”. Wer den Spiegel seines menschlichen Bewußtseins mit Reuetränen rein wascht und mit dem Tuch eines neuen Entschlusses blank reibt, findet, daß die Sterblichkeit nie etwas anderes war als der Schmutz der Materialität, den er weggewaschen hat. In Wirklichkeit erstrahlt der geistige Mensch jetzt und immerdar als die wahre Idee und Widerspiegelung alles Guten, Reinen und Ewigen. So wird vergessen, „was dahinten ist”, und erkannt, daß der Mensch im ewigen Jetzt lebt.

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