Zärtlichkeit wird manchmal für Schwäche, für Verweichlichung oder Unmännlichkeit gehalten. Ist dies aber so? Christus Jesus, der größte aller Menschen, könnte gewiß nicht als schwach oder unmännlich bezeichnet werden. Beachten wir doch, wie unaussprechlich zärtlich er war, als er in Erfüllung seiner Mission die Kranken heilte, die Toten auferweckte und teuflische Besessenheit oder böse Geister, wie sie in der Bibel genannt sind, austrieb. Mußte er aber Irrtum in irgend einer Form rügen, so tat er es furchtlos und nachdrücklich. Ohne viel Worte oder Aufhebens trieb er die Geldwechsler zum Tempel hinaus und heilte dann liebevoll die Gebrechlichen und Kranken. Das war gewiß keine Verweichlichung.
Jesus war immer zärtlich, selbst wenn kein empfängliches Herz da war, seine Zärtlichkeit zu verstehen. Er war immer sanftmütig, freundlich und verständnisvoll. Es war sein verstehendes Herz, das ihn sanftmütig und freundlich machte. Mit zärtlichem Verständnis vollbrachte er seine großen und mächtigen Werke, und seine Zärtlichkeit war größer als der Umstand. Daher forderte er selbst am Kreuze noch Johannes, den geliebten Jünger, auf und sagte liebevoll: „Siehe, das ist deine Mutter” ! So war er darauf bedacht, daß für seine Mutter liebevoll gesorgt würde. Auch Paulus dachte immer daran, daß die Menschen zärtlicher, freundlicher rücksichtsvoll gegeneinander sein sollten. Daher schrieb er den Ephesern: „Seid aber untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem andern, gleichwie Gott euch vergeben hat in Christo”.
Zärtlichkeit sollte das Handeln der Menschen in ihrem täglichen Leben mildern. Die Menschheit hungert nach Zärtlichkeit, nach erbarmendem Verstehen ihrer Beweggründe und Wünsche. Heute wird dieser menschliche Hunger in größerem Masse befriedigt als je zuvor. Das Kommen der Christlichen Wissenschaft hat die Mutterschaft Gottes ans Licht gebracht und so die Zärtlichkeit der göttlichen Liebe enthüllt, die allen Kummer und alle menschlichen Übel heilt und diejenigen aufrichtet, die gebrochenen Herzens sind.
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