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Gerechte Langmut

Aus der November 1939-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wahrscheinlich nie in der Weltgeschichte war Langmut so sehr vonnöten wie heute. Das sterbliche Gemüt scheint zuweilen zügellos zu sein und seine falschen materiellen Ansprüche bis zum äußersten zu treiben. Der menschliche Wille scheint sich oft gewalttätig zu bekunden und seine Scheinmacht entgegen den friedlichen Wünschen der Menschen unbarmherzig zu behaupten. Infolgedessen befindet sich die Welt beständig in einem Zustand der Aufregung. Sie fürchtet, daß das Böse die Oberhand gewinnen und jählings eine Umwälzung herbeiführen werde, die unsere ganze heutige Zivilisation unheilvoll treffen und unzähligen Millionen Kummer und Sorge bereiten könne.

Überall, wo sich menschlicher Wille bemerkbar macht, wo er sich behauptet und zu herrschen sucht, ist ein Übel die unvermeidliche Folge, wenn man nicht auf der Hut ist: ein bitteres Haßgefühl. Die Menschheit wendet sich im allgemeinen von dem Missetäter ab; sie mißbilligt unwillkürlich seine Versuche, Übergriffe auf das Gebiet des Guten zu machen. Jahrhundertelang erzogen, Gerechtigkeit zu schätzen, widersetzen sich selbstverständlich sehr viele Menschen bösem Denken und Handeln. Aber viele, die die durch die Christliche Wissenschaft enthüllte Wahrheit nicht kennen, nämlich daß das Böse unwirklich ist, halten ihre Gefühle nicht im Zaum und finden, daß sie den Missetäter hassen und daher leiden. Ohne Zweifel rühren sehr viele der heutigen Krankheiten vom Unwillen über die Herrschaft des Bösen und von Haß gegen den Missetäter her.

Es kann ohne Zögern gesagt werden, daß die Weltprobleme nie gelöst werden, wenn die Menschheit fortfährt, das Böse als wirklich anzusehen; und die große Mehrheit sieht es heute so an. Überdies glauben die meisten, daß das Böse mit Personen verknüpft und unzertrennlich von diesen sei. Was ist also berechtigter, denken sie, als zu zeigen, daß sie das Handeln der Missetäter mißbilligen, indem sie sie hassen! Die Sterblichen werden so lange fortfahren, den Missetäter zu hassen, wie sie glauben, daß das Böse wirklich sei.

Die Christliche Wissenschaft ist in die Welt gekommen, um den Menschen einen neuen, einen geistigen Blick zu geben, der sie befähigt, das Böse richtig anzusehen, d.h. seine völlige Unwirklichkeit zu erkennen. Wie macht die Christliche Wissenschaft das? Sie enthüllt die große Wahrheit, daß Gott unendlich ist, und daß Er das Gute ist. „Du hast’s gesehen, auf daß du wissest, daß der Herr allein Gott ist und keiner mehr” (5. Mose 4, 35). Da Gott das unendlich Gute ist, ist Seine Schöpfung, Seine Widerspiegelung, vollständig gut. Woher kommt dann das Böse? Es kommt nirgendher. Es hat keinen Ursprung: es besteht einfach nicht. Das Böse ist eine Trugvorstellung, eine falsche Annahme. Es ist daher ohne wirkliche Gegenwart oder wirkliche Macht.

Wie sollten sich dann diejenigen mental verhalten, die durch die Christliche Wissenschaft die Allheit Gottes und die Nichtsheit des Bösen wahrnehmen? Sollten sie sich über die Anmaßungen des Bösen, die Welt zu beherrschen, entsetzen? Sollten sie sich durch seine Prahlereien schrecken lassen? Die Christlichen Wissenschafter sollten sich entschließen, jedem Versuch des Bösen, wirklich zu scheinen, mental zu widerstehen, indem sie die Wahrheit der Allheit Gottes laut und im stillen bejahen und die Ansprüche des Bösen verneinen. In dieser gerechten Tätigkeit ist kein Raum für Haß. Auf Seite 444 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mrs. Eddy: „, So dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar‘. Das heißt, fürchte nicht, daß er dich für deine Langmut wiederum schlagen wird”. Die Worte des letzten Satzes sind von hoher Bedeutung. Sie weisen auf die Tatsache hin, daß wir das Böse nicht fürchten, und daß wir uns vor keinem Angriff von ihm zu fürchten brauchen, wenn wir seine Unwirklichkeit verstehen. Dies ist eine unerschütterliche wissenschaftliche Grundlage für christlichen Mut und christliche Langmut.

Sagte Christus Jesus nicht: „Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, so euch beleidigen und verfolgen”? Sein Verständnis in zweifacher Hinsicht befähigte ihn, diese Worte zu äußern: sein Verständnis der Allmacht Gottes, des Guten, und der Unwirklichkeit des Bösen — eben das Verständnis, das die Christliche Wissenschaft ihren Anhängern heute mitteilt. Der Meister verstand auch, daß nur die Liebe wirklich ist und Macht hat, da Gott, das unendlich Gute, die Liebe ist.

Sollen wir dann das Böse leicht nehmen — es verzeihen und den Missetäter ehren? Keineswegs! Nichts liegt der Lehre der Christlichen Wissenschaft ferner. Im Gegenteil, wir werden das Böse und den Missetäter vielleicht bloßstellen müssen. Dabei sollten wir aber aus dem Bösen nie eine Wirklichkeit machen. Während wir das Gesetz der Wahrheit durch Aufdecken des Irrtums befolgen, sollte in unserem Herzen Liebe herrschen. Ferner, da wir verstehen, daß der wirkliche Mensch Gottes Bild oder Widerspiegelung ist, sollten wir erklären, daß der Mensch nur das Gute kennt. Man bedenke, was für eine Welt dieses wissenschaftliche Denken bedeuten müßte, eine Welt, die das Gute in der Annahme so kläglich begrenzt, und die unter der Trugvorstellung leidet, daß das Böse wirklich sei! Man bedenke, wie dieses wissenschaftliche Denken das verbrecherische Denken im Zaum hält, die Absichten des Missetäters vereitelt und ihm hilft, sich dem Guten zuzuwenden!

Eine herrliche Stelle auf Seite 567 in Wissenschaft und Gesundheit lautet: „Für den Gabriel Seiner Gegenwart gibt es keinen Streit. Für die unendliche, immergegenwärtige Liebe ist alles Liebe, und es gibt keinen Irrtum, keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod. Gegen Liebe kämpft der Drache nicht lange; denn er wird von dem göttlichen Prinzip getötet”. Die Erkenntnis der in dieser erleuchteten Stelle enthaltenen Wahrheit tut heute der ganzen Welt not; denn sie spricht dem Bösen — dem Drachen — Wirklichkeit ab und fordert, daß die Menschen die Liebe und nur die Liebe widerspiegeln sollen. Allmählich nehmen die Menschen von den geistigen Wahrheiten, die die Christliche Wissenschaft enthüllt, Kenntnis, und sie machen sie sich zu eigen. In dem Maße, wie dies geschieht, wird die Welt von der Knechtschaft des Glaubens an das Böse befreit.

Langmut — geduldige Langmut — ist sehr vonnöten, während die Wahrheit und die Liebe läuternd am Werke sind. Laßt uns stets daran denken, daß jede Neigung, die Macht des Guten in unserem Denken zu begrenzen, jede Neigung, das Böse als wirklich anzusehen, jede Neigung, den Geist durch falschen materiellen Glauben in unserem Bewußtsein entthronen zu lassen, sich als Widerstand gegen die Tätigkeit des Gesetzes Gottes, die Menschheit zu erlösen, erweist. Treffend schreibt unsere Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 445): „Du verdunkelst das göttliche Gesetz des Heilens und machst es nichtig, wenn du das Menschliche und das Göttliche auf ein und derselben Waage wiegst, oder wenn du die Allgegenwart und Allmacht Gottes in irgendeiner Richtung des Gedankens begrenzt”.

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