Folgende Erklärung aus dem ersten Briefe des Johannes ist sowohl anregend als auch ermutigend: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder”. Die Erfüllung der Wahrheit dieser Erklärung hängt nicht von einem besonderen Zeitabschnitt, einem besonderen Glaubensbekenntnis oder einer besonderen Rasse ab. Diese Erklärung überbrückt die Zeit mit der Vollkommenheit der Ewigkeit, verdrängt bloße materielle Ansichten durch die geistige Wirklichkeit und beruht auf der unerschütterlichen Grundlage Gottes, des Geistes.
Obgleich es wohl viele Sterbliche gibt, die diese Worte und ihre wahre Bedeutung nicht kennen, wohnt jedem menschlichen Bewußtsein das Verlangen nach einer vernünftigeren Erklärung des Daseins inne, als die Arzneiwissenschaft, die Theologie und die Naturwissenschaft sie dargeboten haben und darbieten. Auf Fragen nach dem Wie, dem Wenn und dem Was des Daseins gibt die Christliche Wissenschaft dem empfänglichen und demütigen Denken befriedigende Antworten.
Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, enthüllt die unbedingte Wahrheit über Gott, den Menschen und das Weltall in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift”, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft. Dieses Buch wiederholt nicht nur immer wieder den wahren Begriff von Gott und Seiner Schöpfung, sondern zeigt auch folgerichtig das Trügerische materieller Vermutungen über das Dasein. Und der Anhänger dieser Wissenschaft lernt bald begreifen, daß er dies verstehen muß, um seine Erlösung zu vollbringen.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott das unendliche göttliche Gemüt, die einzige Macht, Gegenwart und Intelligenz ist; daß Er der einzige Urheber alles wirklich Bestehenden ist; daß Er das unendlich Gute ist, dessen Art in Seiner Schöpfung verewigt ist, und daß Er in dem unendlichen Gebiet Seines Reichs regiert und allerhaben bleibt. Demnach ist alles, was endlich, begrenzt oder Gott, dem Guten, unähnlich ist — ob es sich Gemüt, Materie oder Böses nennt — irrig, unwahr und daher unwirklich. Diese Lehre, daß Gott das göttliche Gemüt ist, ist keine bloße Theorie, sondern eine praktische, belebende Wahrheit, eine unwiderstehliche Waffe, die nicht nur böse Annahmen über Gott, woran die Sterblichen leiden, vernichtet, sondern diesen auch Hoffnung, Frieden und Liebe bringt.
Wer möchte bei diesem Gottesverständnis nicht wissen wollen, daß er in Wahrheit das Kind eines solchen liebenden Vaters ist? Es kann einem kein größerer Segen zuteil werden als zu erfahren, daß man in Wirklichkeit jetzt Gottes Sohn ist, daß man geistig und vollkommen, sündlos und rein ist! Wenn sich der Christliche Wissenschafter dieser Tatsache zum erstenmal bewußt wird, erkennt er, daß er den Erlösungsweg, den Weg der vollständigen Uberwindung der Sünde, der Krankheit und des Todes angetreten hat. Ist es zu verwundern, daß er mit neuem Mut und fester Überzeugung ins Leben hinaustritt, um die Versuchungen, die ihn bestürmen mögen, zu handhaben und zu meistern und mit ernstem Eifer andere durch Verbreiten der frohen Kunde des Christusheilens zu unterstützen und zu ermutigen?
Beim Erlangen eines besseren Verständnisses seines wahren Selbst als einer Idee des göttlichen Gemüts findet der Wissenschafter, daß sein Hauptfeind der falsche Glaube ist, daß Leben und Intelligenz materiell seien, und daß er ein in einem sterblichen Körper lebender Sterblicher sei und von Furcht, Groll, Krankheit, Unfällen und anderen unharmonisch scheinenden Zuständen heimgesucht werde. Er erkennt jedoch, daß das, was ein materieller Mensch zu sein scheint, keine Schöpfung Gottes ist, daß es nicht der wahre Mensch ist und nie sein wird, sondern daß es eine Trugvorstellung des sterblichen Gemüts ist. Diese Trugvorstellung vom Menschen ist so wenig wirklich wie der Rechenfehler, daß zwei mal zwei fünf sei. Sollte dieser Glaube jedoch zuweilen verstärkt und überwältigend scheinen, wenn er sich in Krankheit und Sünde bekundet, so geziemt es dem Christlichen Wissenschafter, Mrs. Eddys Ermahnung auf Seite 495 in Wissenschaft und Gesundheit aufrichtiger zu beachten: „Wenn die Illusion von Krankheit oder Sünde dich in Versuchung führt, dann klammere dich fest an Gott und Seine Idee. Laß nichts als Sein Gleichnis in deinen Gedanken weilen”.
Die Christliche Wissenschaft lehrt ihre Anhänger die Anmaßung des Bösen intelligent handhaben, um sie zu zerstören. Sie entschuldigen, fürchten oder hassen, führt zu keinem guten Ergebnis; im Gegenteil, es neigt nur dazu, die Anmaßung zu verschärfen. Manchmal versucht der Christliche Wissenschafter, die Annahme des Bösen aus seinem Denken auszumerzen, solange er es noch haßt. Dies ist ein Fehler; denn Haß ist ein Irrtum, und ein irriger Gedanke kann nicht einen andern vernichten. Wir müssen erkennen, daß wir das Böse nur durch die Macht und die Liebe Gottes meistern können. Intelligentes Bejahen der Allheit des göttlichen Gemüts ist eine Freiheitsverkündigung für die geknechtete Menschheit. In der Unendlichkeit des Guten, wo der Mensch immerdar als Gottes Idee weilt, ist kein Raum für böse Annahmen oder für Personen, die an das Böse glauben.
Wenn wir uns in diese Wissenschaft vertiefen, finden wir bald, daß es ungemein wichtig ist, das Böse oder den Irrtum unpersönlich zu machen. Anstatt ihn als zu einer Person oder einem Gegenstand gehörig zu sehen, sollten wir ihn als falsche Annahme sehen. Wenn wir dies getan haben, können wir es erfolgreich mit ihm aufnehmen und ihn überwinden. Auf Seite 299 in „Miscellaneous Writings” erklärt Mrs. Eddy: „Das Was, das Wenn und das Wie des Irrtums kennen, vernichtet den Irrtum. Der Irrtum, der recht als Irrtum gesehen wird, hat seinen Todesstoß erhalten, aber nie vorher”. Unsere Führerin will mit dieser Erklärung nicht sagen, daß wir uns mit dem Irrtum eingehend befassen sollen, um ihn zu vernichten, sondern daß wir wissen sollen, daß der Irrtum uns nicht täuschen kann, weil er unwirklich ist. Sobald uns der Irrtum nicht mehr täuscht und nicht mehr beunruhigt, ist er als unwirklich bewiesen.
Wir dürfen nie vergessen, daß wir in dem geistigen Verständnis unseres Einsseins mit dem göttlichen Gemüt eine undurchdringliche Rüstung haben, an der die Pfeile des sterblichen Gemüts machtlos abprallen. Wenn wir in diesem Verständnis fortschreiten, entwickeln wir die liebevollen Eigenschaften Geduld, Sanftmut, Langmut und Selbstlosigkeit.
Trägheit ist für den Erfolg bei jedem rechten Bemühen ein Hindernis; aber besonders ist sie ein Hindernis beim Erlangen des rechten Verständnisses Gottes und unserer wahren Sohnschaft. Paulus muß diesen Gedankenzustand erkannt haben, als er den Ephesern schrieb: „Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten”. Trägheit oder Schwerfälligkeit erzeugt Unehrlichkeit, Furcht, Selbstsucht, Sünde, Krankheit und Sterblichkeit. Um uns von dieser uns so leicht bedrängenden Sünde zu befreien, müssen wir beständig nach einer besseren Erkenntnis unseres geistigen Selbst trachten, immer auf die Lehren der Christlichen Wissenschaft achten und Gott von ganzem Herzen lieben.
Heute sind zahllose Menschen Mrs. Eddy dankbar, daß sie furchtlos und ehrfurchtsvoll in den Fußtapfen unseres teuren Meisters wandelte und der Welt den Weg zum ewigen Leben und ewigen Frieden zeigte. Als Folge ihres selbstlosen Verlangens, der Menschheit zu helfen und sie zu heilen, heilt die von Christus Jesus gelehrte und bewiesene Wahrheit, die ihrem geistig geweckten Bewußtsein geoffenbart wurde, wieder die Kranken und wandelt die Sünder um. Und nun werden die bedeutungsvollen Worte Jesu: „Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist”, als praktisch und beweisbar verstanden.
Die letzte, beste Frucht, die selbst in der gütigsten Seele spät zur Reife kommt, ist Zärtlichkeit gegen die Hartherzigen, Nachsicht gegen die Unnachsichtigen, Herzenswärme gegen die Unfreundlichen, Menschenliebe gegen die Menschenfeindlichen.