Die Christliche Wissenschaft ist als freudige Religion bekannt. Und warum nicht? Lehrt und befähigt sie doch ihre Anhänger zu beweisen, daß Gott gut, vollständig und unabänderlich gut ist, und daß Er nie etwas machen konnte und nie etwas gemacht hat, was Ihm unähnlich ist! Die Christliche Wissenschaft ist auf die Bibel gegründet. Sie lehrt, daß der wirkliche Himmel und die wirkliche Erde, das Reich des Guten, hier und jetzt gegenwärtig ist, daß wir nie außerhalb dieses Reiches sind, und daß wir uns dies Punkt für Punkt beweisen können, wenn wir uns bemühen, die geistige Wahrheit, so weit wir sie erfaßt haben, anzuwenden. Dieser gute Himmel und diese gute Erde ist das Geburtsrecht aller Kinder Gottes. Daher bietet die Christliche Wissenschaft der Jugend etwas sehr Köstliches, sehr Wirkliches. Sie bietet die Aussicht auf eine religiöse Erfahrung, die Tag für Tag freudiger und befriedigender werden sollte. Mit diesem Verständnis gewappnet, können wir dann jeden Tag tapfer und freudig beginnen und wissen, daß unser Vater-Mutter unendlich gut ist, und daß Seine Liebe immer gegenwärtig ist.
Daher können wir ganz gewiß sein, daß das Gute nicht ungewöhnlich, die Ausnahme oder das Ergebnis eines außergewöhnlichen „glücklichen Zufalls” ist. Das Gute ist im höchsten Grade natürlich. Daher muß es erwartet, erklärt, beansprucht und angenommen werden; denn es ist die Bekundung des allgegenwärtigen Prinzips, der göttlichen Liebe. Mrs. Eddy ging dieser Frage nach ihrer Gewohnheit unmittelbar aus den Grund, als sie schrieb (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 119): „Gott ist das natürliche Gute; Er wird nur durch die Idee der Güte dargestellt, während das Böse als unnatürlich angesehen werden sollte, weil es der Natur des Geistes, der Natur Gottes, entgegengesetzt ist”.
Trotz alledem spricht die menschliche Annahme oft zu uns, als ob es eine Welt gebe, die das gerade Gegenteil der guten Welt Gottes ist; als ob es ein Gesetz des Bösen gebe, das dem göttlichen Prinzip des Guten entgegengesetzt ist. Dieses uralte sogenannte „Problem des Bösen” verwirrt manchmal junge Schüler der Christlichen Wissenschaft. Es ist für sie weniger eine philosophische als eine praktische Frage. So stellte z.B. ein Realschüler, der von einer Verletzung bei einem Automobilunfall bald wiederhergestellt war, viele Fragen. „Wie kann ich mich heilen oder geheilt werden”, fragte er den Ausüber, „wenn ich nicht weiß, was mir fehlt? Sollte es nicht ärztlich festgestellt werden?”
Die dadurch veranlaßte Erörterung führte unvermeidlich zu der wichtigeren Frage, ob wir das Böse kennen müssen, um das Gute zu schätzen. Brauchen wir Finsternis durchzumachen, um den Sonnenschein zu lieben, Krankheit, um uns der Gesundheit zu erfreuen, Schmutz, um Reinlichkeit zu schätzen, Armut, um für Versorgung dankbar zu sein? Brauchen wir zu lügen, um die Wahrheit kennen zu lernen? Muß die Jugend „sich austoben”, ehe sie Reinheit und Beständigkeit erlangt? Die Antwort war natürlich in jedem Falle: Nein!
„Deine Augen, o Gott, sind rein, daß du Übles nicht sehen magst”, erklärte der Prophet. Da das Böse, der Irrtum, für Gottes Weltall nicht nötig ist und keinen Raum darin hat, ist es in der Erfahrung der Jugend oder der Erwachsenen ganz gewiß nicht nötig. Das Gute ist unser geistig natürliches Element. Wir sollten nie Böses, Trugvorstellung und Unwirklichkeit kennen zu lernen suchen. Wenn wir glaubten, was wir materiell sehen, würden wir nie in einem Automobil eine Straße entlang fahren aus Furcht, am Ende der Straße, wo die beiden Seiten zusammenzulaufen scheinen, nicht weiterfahren zu können.
Der Irrtum oder das Böse muß bei der Alltagsarbeit zu Hause, in der Schule oder beim Spiel beständig verneint werden. Was wir über das Böse zu wissen brauchen, ist, daß es unwahr ist, mag es sich auch bekunden, wie es will. Wenn wir dies wissen, können wir nicht überrascht oder verleitet werden, seine Scheinverrichtungen für wirklich zu halten.
Mrs. Eddy erklärt: „Um das Gute zu verstehen, muß man die Nichtsheit des Bösen durchschauen” (Miscellaneous Writings, S. 109). Es ist ein großer Unterschied zwischen dem Erkennen der Nichtsheit des Bösen und dem Verweilen bei Einzelheiten und Anzeichen dieser Nichtsheit. Daher macht unsere Führerin ganz klar, daß das durch die körperlichen Sinne erlangte Wissen zu Sünde und Tod führt, daß rein menschliches Wissen uns nicht von seinen schrecklichen Folgen erretten kann, und daß alle „Wahrheit oder Wissenschaft in einem Wissen oder Verständnis von Gott mit einbegriffen sein muß” (Wissenschaft und Gesundheit. S. 127).
Jesus hatte reichlich Gelegenheit, das Wirken des Irrtums — böser Annahmen — zu beobachten. Von allen Seiten drängte sich das Volk zu ihm mit den erschreckenden Wirkungen falschen Denkens: Blindheit, Aussatz, Irrsinn, schlechten Gewohnheiten, sogar Tod. Aber er vergeudete keine Zeit mit dem Beschreiben oder Zergliedern der Gebrechen. Er heilte sie unverzüglich. Wie? Indem er sich in seinem Denken stets die Vollkommenheit des Menschen als des vollkommenen Bildes seines vollkommenen Vater-Mutter-Gottes klar vergegenwärtigte. Er hieß seine Jünger nie diese Übel betrachten oder über ihre Einzelheiten nachdenken. Nie empfahl er das Ergründen des Irrtums als einen Weg zu Gesundheit und Freiheit. Dagegen bestand er darauf, daß die Wahrheit frei macht. Sich bei Anzeichen falscher Annahmen oder Trugvorstellungen aufhalten, heißt also zugeben, daß sie Wirklichkeit haben, und die Wirkung solches Zugebens in die eigene Erfahrung bringen.
Ein junger Schüler der Christlichen Wissenschaft sagt mit Recht: Wenn ich gut tauchen oder Tennis spielen lernen will, denke ich nicht über meine Fehler oder die Fehler anderer nach. Der Sportlehrer zeigt die richtige Ausführung, und ich übe sie. Dieses Zugeständnis veranschaulicht die Tatsache, daß wir echtes Geld nicht kennen lernen, indem wir gefälschte Banknoten untersuchen. Fachleute eignen sich ihre Fähigkeit, Fälschungen zu entdecken, dadurch an, daß sie echtes Geld gründlich kennen lernen und sich damit vertraut machen. Es ist bestenfalls ein kostspieliger Umweg zu versuchen, das Normale durch Untersuchen des Anormalen kennen zu lernen.
Schüler können sich durch fleißiges Lesen unserer Lehrbücher dagegen schützen, Eindrücke festzuhalten von Fächern, die sie in der Schule lernen müssen, die aber dem widersprechen, was sie in der Christlichen Wissenschaft gelernt und als Wahrheit bewiesen haben. „Zuflucht ist bei dem alten Gott und unter den ewigen Armen”. Gott, der die Liebe ist, behütet liebreich alle Seine Kinder.
Da wir in Wirklichkeit jetzt die teuren und vollkommenen „Gottes Kinder” sind, stets waren, und immer sein werden, ist also alles, was uns je scheinbar fehlen kann, eine Trugvorstellung, ein Traum, ein Alp, ein vorübergehendes Vergessen, daß der Mensch geistig und vollkommen ist. Das Wiederholen eines bösen Traumes bietet keine Befriedigung. Haben wir nach dem Aufwachen aus einem entsetzlichen Traum das Verlangen, uns an alle seine häßlichen Einzelheiten zu erinnern? Nein, wir vergessen sie so schnell wie möglich. Brauchen wir uns daran zu erinnern, um zu wissen, daß wir wach sind? Gewiß nicht! Wir sind wach und dankbar, daß die Nichtsheit des bösen Traums erwiesen ist. Das genügt!
Die Christliche Wissenschaft hat uns die herrliche Versicherung gegeben, daß Böses in jeder Form nie geschaffen wurde, nirgends ist, nie ein Teil von etwas oder jemand war, daß es keine Vergangenheit, keine Gegenwart und keine Zukunft hat. Das „Problem des Bösen” ist nichts anderes als menschliche Furcht, falsche sterbliche Annahme; und die Christliche Wissenschaft erweckt uns zu der Wirklichkeit und gibt uns die Waffen, mit denen wir uns gegen jede Erscheinung des Bösen verteidigen können.
