Im 6. Kapitel des Evangelium des Johannes sind folgende Begebenheiten berichtet: Auf des Meisters Gebot waren fünftausend Menschen mit fünf Gerstenbroten und zwei kleinen Fischen gespeist worden, und die Jünger hatten zwölf Körbe voll übrig gebliebene Brocken gesammelt. Später hatte Jesus, auf dem Meer wandelnd, seine Jünger, deren Schiff vom Wind umhergeworfen wurde, eingeholt. „Und alsbald war das Schiff am Lande, da sie hin fuhren”. Dann kam eine Menge Volks, das sich neugierig nach Jesus erkundigte, um zu erfahren, wie er nach Kapernaum gekommen war. Jesu Antwort ist bedeutungsvoll: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt, sondern daß ihr von dem Brot gegessen habt und seid satt geworden”.
Christus, die Wahrheit, um der Brote und Fische willen suchen, anstatt um des Verständnisses der Kraft willen, die die Wunder hervorbrachte, ist nicht auf die Zeit beschränkt, in der Jesus lebte. Selbst ganz junge Christliche Wissenschafter, die nie Anhänger einer andern Religionslehre als der unserer Führerin Mary Baker Eddy waren, können als Sucher der Brote und Fische bezeichnet werden, wenn sie nicht bestrebt sind, das dieser Lehre zugrunde liegende göttliche Prinzip selber verstehen zu lernen und anzuwenden.
Zuweilen genießen Kinder, die in der Christlichen Wissenschaft erzogen worden sind, deren Segnungen so ununterbrochen, daß sie die Kundwerdung von Gesundheit, Harmonie, Schutz und Versorgung in ihrem Leben als etwas Selbstverständliches erwarten. In manchen Fällen waren sie sich nicht bewußt, daß sie sich auf ihre Eltern verlassen haben, das Heim harmonisch zu gestalten, alle ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sie vor Schaden zu bewahren, und daß bei gelegentlichem Kranksein ihr Vater oder ihre Mutter oder vielleicht ein treuer Ausüber durch wissenschaftliches Denken die Harmonie wiederherstellte. Mit andern Worten, was ihnen an Frieden und Glück beschert war, war häufig das Ergebnis des bewiesenen Verständnisses eines älteren Christlichen Wissenschafters.
Wenn diese Sachlage nicht erkannt und nicht berichtigt wird, können solche Kinder zu Jünglingen und Jungfrauen heranwachsen und immer noch erwarten, daß sie mit den Broten und Fischen versorgt werden, da sie nie die Freude empfunden haben, die das Anwenden des Prinzips der Christlichen Wissenschaft in der eigenen Erfahrung bereitet. In ihrem Schulleben reden sie wohl davon, daß sie sich bemühen, einen Sieg bei einem Kampfwettspiel oder ein gutes Zeugnis in einer Prüfung zu „beweisen”, womit sie zeigen, daß sie noch nicht begriffen haben, daß man durch die Christliche Wissenschaft in Wirklichkeit nicht Dinge, sondern die Wahrheit des Seins beweist. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468): „Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung”.
Das heißt aber nicht, daß junge Leute die Christliche Wissenschaft als etwas Abstraktes und Unpraktisches, etwas von ihrer täglichen Tätigkeit ganz Getrenntes ansehen sollten. Sie sollten sie auch nicht als freudlose Religion ansehen, die das Glück auf unbestimmte Zeit aufschiebt. Unsere große Führerin hat ihre Entdeckung, „daß Gemüt Alles ist, und daß die Matene nichts ist”, „den Hauptfaktor in der Gemüts-Wissenschaft” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 109) genannt, und wir alle müssen wie sie uns fest vornehmen, diesen Satz in unserem täglichen Leben zu beweisen. Dies verpflichtet jeden, in seinen Denken alles, was dieser Grundwahrheit entgegengesetzt ist, aufzudecken und auszutreiben. Es mag dem einen einzureden suchen, daß ihm zum Erfolg in der Schule die nötige Intelligenz fehle. Wenn aber das Gemüt das All ist, dann ist Intelligenz als eine Eigenschaft des Gemüts das All und daher bei dem Ebenbild des Gemüts gegenwärtig. Es mag einem andern einflüstern, daß ihm die nötige Kraft und Gewandheit fehle, um ein guter Athlet zu werden. Aber wenn das Gemüt die Allmacht ist, kann es der Idee des Gemüts, dem Menschen, nicht an Kraft fehlen. Oder es kann einem Dritten einflüstern, daß er nicht beliebt sei, daß er sich mit niemand befreunden könne, daß er nichts Anziehendes an sich habe. Dennoch ist das Gemüt das All, und der Mensch, das Bild des Gemüts, muß in Beschaffenheit genau wie das Gemüt, wie die Liebe, sein, muß also intelligent, lieblich und liebenswürdig sein.
Natürlich ist mehr als bloßes Äußern dieser Erklärungen nötig, um ihre Wahrheit zu beweisen. Wenn wir beweisen wollen, daß wir dem Gemüt gleich sind, müssen wir uns bemühen, herauszufinden, was das Gemüt ist. Wir müssen beständig an dieses herrliche Ziel denken. Mrs. Eddy sagt uns: „Gott verstehen ist das Werk der Ewigkeit und erfordert absolute Hingabe der Gedanken, der Energie und des Verlangens” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 3). Aber gerade in unserem Alltagsleben müssen wir unsern Beweis erbringen, und durch jedes Bemühen, unsere Gedanken zu erproben und mit dem Grundsatz, daß das Gemüt das All ist, in Übereinstimmung zu bringen, werden wir stärker. Niemand anders kann diese Arbeit für uns tun.
Bei unserem Beweisen der Christlichen Wissenschaft müssen wir zuerst sicher sein, daß wir die Grundwahrheit, auf die sie gegründet ist, wissen und verstehen, und dann müssen wir uns anstrengen, dieses Wissen in die Tat umzusetzen. Dann wird unser eigenes Leben mit den Beweisen der Güte Gottes gesegnet sein, und überdies kann es andere, die es sehen, ermutigen, zu erkennen und zu beweisen, daß das Gemüt das All ist. Unsere Führerin schreibt in „Rückblick und Einblick” (S. 93. 94): „Wenn die Christliche Wissenschaft die Lehre des Paulus wiederholt, müssen wir als Christliche Wissenschafter der Welt den überzeugenden Beweis der Triftigkeit dieser wissenschaftlichen Erklärung des Seins liefern. Da wir diese wissenschaftliche Tatsache früher als andere wahrgenommen haben, schulden wir uns selbst und der Welt die Anstrengung, sie zu beweisen”.
